History:Die Geschichte des Trumon

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Die Geschichte des Trumon

von Trümmerphantom


Wir schreiben das Jahr 14358 vor EVC, Ein Jahr des Umbruchs und ein Jahr voller widriger Umstände…

Der Kontinent, auf dem Chris de Burgh einmal stehen wird, beherbergte neben den Waldruinen, Tieren, Monstern und weitere, von der Evolution zusammengewürfelte Kreaturen, auch ein paar Schätze und durchaus schöne Landstriche bereit, sodass sich sehr bald sehr viele Abenteurer, Adlige, Arbeiter, Anomalien und sonstige von Affen abstammende Lebewesen sammelten.

Sie holzten einen Großteil der Wälder ab, die uns derzeitig als “Florensia Forst” bekannt sind, und bauten an dem nächstgelegenen Strand einen Flottenstützpunkt hin. Sie bauten und bauten, holzten und holzten, pflanzten und pflanzten, bis sie Hunger bekamen und Pilze sammelten… Da die Ausbeute relativ gering war, fingen sie schnell an, Fische zu fischen.

Ja, es kam täglich Fisch frisch auf den Tisch, doch den Wohlhabenderen war das zu wenig: Sie wollten Gewürze! Ihre Mahlzeit sah so aus: 40% Fisch und 60% Gewürze (… Dat muss aber gestaubt haben…)

Die Patrizier hingegen wollten Fisch mit Gewürzen auf Brot!

Die Adligen, was wollten die? Fisch mit Gewürzen auf Brot ummantelt von Schweinefleisch und Pralinen auf dem Teller. Naja, wenn’s schmeckt…

Später kamen sie darauf, einfach mal den Fisch und das Fleisch zu braten! Da wollten sie auf einmal keine Gewürze mehr. Aber das ist eine andere Geschichte…

Unsere Geschichte beginnt unter einem Grab…


Teil 1

Alles ist dunkel, die Luft ist feucht, die Wände mit Moos bedeckt, von Spinnenweben durchsetzt. Ein starker Wind fegt durch die Gänge… Creeper werden umgeweht, Skelette verlieren ihre Knochen… Was mag die Ursache sein?

Den Kindern ist es egal. Egal ob arm oder reich, sie alle kennen keinen Stand, wenn es um dieses Grab hier geht… Von den Eltern unbemerkt schleichen sich jede Woche die Kinder der umliegenden Dörfer zu dem Friedhof und schieben einen Grabstein weg, um in die Katakomben zu gelangen. Was machen sie hier?

Spiele und Streiche spielen, was sonst. Sie jagen Zombies mit Fackeln Angst und Schrecken ein, werfen Skeletten Matschbälle entgegen, schenken Creepern Kuchen oder ziehen ihre Kürbismasken an, um den ein oder anderen Endermann zu stalken.

Doch wenn sie riesige Spinnen seh’n, dann kann sie keiner mehr halten: Sie zücken Sattel und Gebäck und stürzen sich auf die Oktopoden, um ihr Lieblingsspiel zu spielen: Spinnenreiten. Sie reiten um die Wette, und wer gewinnt, darf einen Kuchen nach den Zombies werfen. Klar, es ist gefährlich, was die Kinder machen, doch solange die Eltern nichts wissen… Die Zombies sind den Kindern auch nicht ganz so böse, immerhin bekommen sie Kuchen. Und auch die Skelette tun den Kindern nichts, immerhin können diese ja so manche Tricks von den Kindern abschauen…

Doch diese Nacht war es mal wieder so weit: Es war der 25 November 14510 nach EVC (also vierhundertfünfzig Jahre, bevor das Evil Chicken entstand [EVC steht hierbei für Eduart von Chunk, wer auch immer er gewesen ist...]). Die Kinder hatten sich für diesen Tag etwas Besonderes ausgedacht: Sie wollten durch die verwüsteten Gänge ein Reitturnier starten. Es ging nämlich um einen ganz besonderen Preis:

Auf dem Hinweg zum Versteck war eines der Kinder – Trumon - in eine Grube gestolpert…

Sein Missgeschick wurde aber sogleich mehr als entschuldigt: Er kam vor einem erntereifen Apfelbaum zum Stehen. Kinder lieben Äpfel, doch das besondere kam noch: Als die Kinder die Äpfel abernteten, fand Trumon - er konnte es selbst nicht fassen - drei Goldene Äpfel! Einfach so! Sie wuchsen einfach am Baum! Und um diese Ernte ging es jetzt auch!

Die ersten drei, die in’s Ziel kommen, gewinnen jeweils einen goldenen Apfel, die normalen Äpfel wenden nach dem Rennen verspeist. Jedes Kind, ob Junge oder Mädchen, war nun auf der Suche nach einer Spinne, die sie reiten konnten… Alle bis auf eines…


Teil 2

Die Kinder sind alle außer sich: Wie verrückt suchen sie das Grab nach Spinnen ab, sie infiltrieren sogar ganze Dungeons, um an Kekse und Reitspinnen ran zu kommen… Nur einer macht nicht mit…

Die Arme verschränkt und mit einem wütendem Gesichtsausdruck sitzt Trumon im Fackelschein des ‚Rennstreckenstartpunkts‘ und wartet auf die ersten Teilnehmer… ‚Warum musste das gerade mir passieren?‘

Was hat der kleine denn? Tja, eigentlich liegt es auf der Hand… Als der kleine Trumon die Grube emporstieg, in dem er die Äpfel fand, rutschte er ab und verstauchte sich den rechten Fuß… Er konnte sich jetzt nur noch mit Hilfe einer Stütze fortbewegen…

‚Warum? Ich möchte auch Spaß haben…‘ Trumon, gerade mal zwölf Jahre alt, war für sein Alter schon recht gebildet… Weil seine Eltern Patrizier waren, erlernte er das lesen und schreiben, doch er hatte sich schon innerhalb eines Tages das halbe Wörterbuch einverleibt und konnte sechsstellige Zahlen im Kopf multiplizieren… Seine Eltern hielten ihn daher für ein Wunderkind, einen vom Pater gesegneten Spross… Er war es Leid…

Seine Eltern hätten ihn nie einen Tag ohne Begleitschutz aus dem Haus gelassen, doch er schaffte es irgendwie immer wieder, an dem Wachpersonal vorbei zu schlüpfen… Er zog sich des Öfteren einen grünen, dünnen Mantel über, um nicht gleich von ein paar Wachen identifiziert zu werden… Diese hätten ihn wahrscheinlich sofort wieder zurück geschickt, “die Straßenkinder sind deiner nicht würdig…” hat man ihm immer eingetrichtert… Er hörte ihnen nicht mehr zu…

Als er sich zum ersten Mal von zu Hause wegschlich, folgte er in sicherem Abstand einer kleinen Gruppe von gleichaltrigen… und wurde am Grab mit Matsch beworfen… Er warf zurück. Er lachte… Wie seine Eltern am darauffolgenden Tag aus der Wäsche geguckt haben… das wird er nie vergessen.

Mittlerweile hat er sich gut in die Gemeinschaft eingefunden… Einige bewunderten ihn, weil er die Gabe hatte, durch Missgeschicke richtig interessante Dinge zu finden… Die goldenen Äpfel zum Beispiel…

Trumon starrte auf den Boden… er konnte ein leises Kreischen wahrnehmen. Eindeutig das einer Spinne. Die anderen hatten wohl schon die ersten Spinnen auftreiben können…

Rote Augen machten sich in der Dunkelheit bemerkbar. Sie kamen näher. Trumon erkannte zwar die Spinne, doch niemand ritt auf ihr… Das war keine eingefangene Spinne. Trumons Mine änderte sich…

Die Spinne sprang auf ihn zu und bekam sogleich mehrere Kekse in die Beißwerkzeuge… Während die Spinne fraß, sprang Trumon mit der Kraft, die er aufbringen konnte, auf den Rücken der Spinne und montierte einen Sattel… Die Spinne wollte ihn gerade wieder runter stoßen, wurde aber gleich von Trumon am Kopf gekrault… Spinne gezähmt…

Trumon war jetzt wieder ganz heiter und ignorierte die Schmerzen in seinem Bein… Jetzt konnte er doch noch teilnehmen. Um die Spinne weiter zu besänftigen, gab er ihr noch etwas mehr zum Fressen…

“Beeindruckend.”

Trumon drehte sich um und konnte eine menschliche Gestalt im Schatten wahrnehmen… die Gestalt bewegte sich weiter vor… und gab den Blick auf eine Spinne samt einer Reiterin offen…

“Ach, du bist es, Leya…” Trumon war glücklich und unterdrückte immer noch die Schmerzen in seinem Bein… den Mädchen gegenüber wollte er sich nicht schmerzerfüllt zeigen, vor allem nicht Leya.

Niemand wusste so recht, woher sie kam… auf einmal war sie da, und verblüffte vor allem die Jungen mit ihrem Aussehen… Langes, nachtschwarzes Haar, nur zwei Strähnen am Gesicht waren weiß… Zudem hatten ihre Augen eine goldgelbe Iris, nur fehlte irgendwie diese komischen Schwarze Punkte, den sonst alle in der Mitte der Iris hatten… soweit er wusste, fängt es das Licht ein… Sie hatte sowas nicht, also müsste das wohl auch nicht so wichtig sein, hatte er sich eingeredet. Jedenfalls war sie in allen Belangen eine recht hübsche Erscheinung.

Leya guckte ihn schräg an: “Ähm, stimmt etwas nicht mit mir?”

Trumon erschrak: “Äh, was meinst du?”

Leya fing an zu kichern: “Naja, du guckst mich jetzt schon einige Zeit an, ohne etwas zu sagen.”

Trumon konnte sich die Schamesröte gerade noch verkneifen… Dafür machte sich der Schmerz in seinem Bein bemerkbar…


Teil 3

Leya und Trumon warteten… Sie warteten und warteten… bis Licht durch einen Spalt drang… Die Morgendämmerung setzte ein…

“Das wird wohl nichts mit dem Rennen… Wo bleiben die denn?” Trumon, immer noch mit Schmerzen in dem rechten Bein, war samt seiner Spinne eingeschlafen… Er wachte murrend auf, kraulte sein “Reittier” sanft wach und gab ihr einen Fisch zum fressen…

“Na, auch wach? Komm, suchen wir die anderen… Unsere Eltern werden uns eh ausschimpfen…”

“Mhh… vielleicht… Wir brauchen nur eine gute Ausrede… später… Warum ist denn noch keiner hier?”

Leya antwortete knapp…: “Die meisten Spinnen wissen ja schon, was wir vor haben, und die Spinnen schienen nicht wirklich Bock zu haben. Suchen wir trotzdem die anderen.”

Trumon war zu müde, um weiter zu reden, daher ging er auf ihren Vorschlag ein. “Gut, aber lass uns die Spinnen mitnehmen. Vielleicht brauchen wir sie.”

“Gute Idee. Mit ihnen können wir uns an Schluchten abseilen lassen.” Leya schien etwas begeistert von der Idee… Trumon hat sie noch nie verstanden… Und er wollte die Spinnen nur mitnehmen, um sein Bein zu schonen.

“Na, dann los.” Mit diesem Satz gab Leya ihrer Spinne das Zeichen zum Aufbruch und lenkte sie durch die Gänge… Trumon ließ sich ihr hinterher tragen - seine Spinne wusste, was diese Humanitäten vorhatten.

Die bemoosten Gänge waren relativ langweilig… Ein Gestöhne da, viel Geklapper dort, und alle ließen sie in Ruhe… trafen sie auf einen Endermann, setzten sie entweder ihre Kürbismasken auf oder beachteten den erst gar nicht… Trumon ruhte sich aus. Aus Langeweile musterte er Leya, auch wenn sich an ihrem Aussehen nichts geändert haben sollte… Er irrte.

Ihre Haare waren jetzt nicht Schwarz, sondern Weiß… warum auch immer… vielleicht hatten sie zu viel Staub angesetzt oder so.

“Das ist kein Staub. Keine Ahnung, warum, aber meine Haarfarbe ändert sich mit der Tageszeit… Immerhin brauch ich keine Taschenuhr… Auch was tolles…” Leya schien seine Gedanken lesen zu können…

Er hatte schon von solchen Phänomenen gelesen: Es soll ein vom Pater gut gemeintes Geschenk sein oder so… Naja. Nützlich iss es. “Manchmal müsste das aber auch ein wenig hiiiiii…..” Trumon war von der Spinne in eine Grube gefallen…

Trumon sah schwarz… Das wievielte Mal war er in eine Grube gefallen? Müsste öfter als zwanzig Mal passiert sein… Er hatte sich in einem Spinnennetz verfangen… Neben ihm befand sich eine gesattelte Spinne… Seine Spinne… anscheinend hatte sie ihm durch Seidenverlust das Leben gerettet… Trumon wollte aufstehen, doch ein stechender Schmerz hinderte ihn, sich aufzurichten… Sein rechtes Bein war gebrochen… Er verkniff es sich, laut aufzuschreien…

“na, schon wach?” Leya tauchte plötzlich vor ihm auf…

“Falls du mir Angst einjagen wolltest: wäre mein Bein nicht gebrochen, wär’ es dir gelungen…” Trumon versuchte erneut, sich aufzurichten… es misslang ein weiteres Mal… seine Spinne ging zu ihm und befreite Trumon aus seiner misslichen Lage… und bandagierte sein Bein… Was für ein treues Reittier…

“Du scheinst dich ja bestens mit der Spinne zu verstehen.”

Trumon lächelte. “Klar, hab sie heimlich groß gezogen. Bis sie meine Eltern entdeckten… Ich konnte sie noch rechtzeitig hier unten verstecken, ansonsten hätten meine Eltern sie längst… Naja, du weißt schon…”

Leya nickte… “Okay… Naja, sie hat dich aus der Grube rausgeholt und in die Nähe der Oberfläche getragen. Du scheinst einen guten Schlaf zu haben… zwölf Stunden…” Sie schüttelte amüsiert den Kopf… “Dat du keine Anzeichen von Hunger und Durst zeigst… Die Kinder sind schon längst weg. Das Rennen muss verschoben werden… Du hast nämlich immer noch die drei goldenen Äpfel bei dir.”

“Fünf… Es sind fünf…”

Leya starrte ihn verwundert an…

“Als ich die Grube runterviel, hatte vorher Geröll irgendwie irgendetwas geöffnet… während des Sturzes konnte ich zwei weitere Goldene Äpfel einfangen… Ich glaub, wir haben eine Ausrede für unser Verschwinden. Ist es etwa schon wieder Nacht?”

Leya lachte. “Nein, es ist längst wieder der Morgen des nächsten Tages angebrochen. Du musst dich bei deinen Eltern entschuldigen… Sie machen sich bestimmt sehr große Sorgen…”

Trumon konnte ein wenig Traurigkeit in ihrer Stimme wahrnehmen… “…Okay… verschwinden wir von hier… wo geht es raus?”

Leya betätigte einen Schalter. Etwas bewegte sich und das Morgenlicht schien in die Gruft…


Teil 4

Trumon kramte seine Stütze aus dem Inventar… Sie war gottseidank heile geblieben und konnte benutzt werden… Seine Reitspinne trug ihn noch aus der Gruft raus, bevor sie sich wieder verkroch… Trumon wollte nach Hause humpeln, doch er sackte immer wieder schmerzerfüllt zusammen…

“Brauchst du Hilfe?” Leya kam hinterher…

“Nein, es geht schon… Hast du die Äpfel versteckt?”

Leya guckte ihn besorgt an… “Drei der Äpfel hab ich versteckt… Aber was hast du mit den beiden anderen vor? brauchst du wirklich keine Hilfe?”

Trumon lächelte so gut sein Zustand es zuließ… “Einen Apfel hab ich mitgenommen, um die Donnerfront zu Haus etwas zu mildern… Den anderen wollte ich dir mitgeben… Deine Eltern müssten auch etwas sauer sein…”

Leya guckte zu Boden… “Denen bin ich doch völlig Egal… Ich bin ja immer noch nicht aus dem Alter raus…” Sie konnte den goldenen Apfel noch gerade so fangen…

“Tut mir Leid, das ich dich darauf angesprochen habe… Meine Eltern benutzen mich gerne als Aushängeschild, doch ansonsten bin ich an sich ihnen auch völlig gleichgültig… Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen, mit diesem Apfel hier kann ich es an’s Licht bringen…” Trumon machte jetzt einen sorgenvollen Gesichtsausdruck… “Bitte nimm den anderen goldenen Apfel als Entschuldigung an… Ich hoffe, dass dich deine Eltern dadurch wahrnehmen…”

Leya kicherte. “Genau. Wenn ich etwas Wertvolles mitbringe, bin ich das Gesprächsthema des Tages. Im Ernst, das ist eigentlich immer so. Danke.”

Die Beiden verabschiedeten sich (Leya half Trumon noch dabei, den halben Weg zu seinem Wohnort zu bewältigen) und Trumon humpelte schmerzerfüllt nach Haus…

Eine Stunde später

Trumon befand sich jetzt vor den Toren seiner Heimatstadt… Wolfshafen nannten es die Bewohner… Es war ein großer Hafen, an denen viele Schiffe aus aller Welt anlegten und Waren gelöscht wurden. Die Wache am Stadteingang, ein Mitglied der alten Garde, identifizierte Trumon und begleitete ihn zu seinem Haus und erzählte Geschichten aus seiner Jugend… Trumon fand sie immer sehr interessant… und informativ. Er hätte sonst nichts von dem Unterschlupf gewusst, an dem er die ganzen Kinder getroffen hatten… Doch jetzt galt es, sich von seinen Eltern ausschimpfen zu lassen…

Da war er nun… Die Zeit ging schneller vorüber, als er dachte… vor ihm stand eine prächtige Villa… Er hatte sich gewundert, warum er hierher gebracht wurde, doch wie es scheint, hatten seine Eltern den Adelsstatus erlangt… und das wohl schon seit längerer Zeit… Mitten an einem Sandstrand im Adelsviertel, nicht weit entfernt ein großer, protzig mit Marmor verzierter Park… Das Haus sah nicht sehr groß aus, doch seine Eltern hatten den Tick, sehr viel unterirdisch bauen zu lassen…

Im Garten sammelten sich die unterschiedlichsten Arten an Blumen, Orchideen und Insekten… Seine Eltern übertrieben einmal mehr… Gut, sie sind ein paar der am bestverdienenden Händler auf See, aber das müssen sie doch nicht gleich zur Schau stellen.

Trumon ging den Pfad zum Eingang entlang… Marmorsäulen zierten das Anwesen… Das seine Eltern viel Geld besitzen, sollte nun auch der letzte kapiert haben… Trumon stöhnte… Bestimmt hatte sich nicht nur der Stand, sondern auch das Verhalten seiner Eltern verändert.

Als er eintrat, wurde er gleich von Angestellten in Empfang genommen und zu seinem Zimmer geleitet… Er sollte sich umziehen, um später zu seinem Vater zu gehen… Sie hatten Besuch.

Aller Bitten zum Trotz zog er sich halbwegs normale Kleidung an, über die noch ein relativ dunkler Umhang kam… Trumon wollte nicht als Sohn eines reichen Händlers identifiziert werden… Er wollte in irgendeiner Form als Erpressungsmittel missbraucht werden. Den Grund kannten auch die älteren Angestellten, und diese wussten, dass Protest zwecklos war.

Er wurde zu seinem Vater geführt… Als er in seinen Raum eintrat, war er dabei, Briefe zu unterzeichnen… Er schien bestens gelaunt zu sein. Als er seinen Sohn sah, änderte sich nichts an dieser Einstellung und sagte: “Ah, da bist du ja. Tut mir Leid, das ich dir nichts davon erzähl habe, aber ein Umzug war doch mal von Nöten, nicht?”

Trumon stöhnte auf… “Jaja…”

“Du gewöhnst dich schon daran. Wo warst du eigentlich am letzten Tag?”

Trumon schwieg… Sein Vater schien nicht zu erkennen, dass er ein gebrochenes Bein hatte… Er erzählte, dass er einen “kleinen” Waldsparziergang gemacht hatte und dabei vom Weg abgekommen sei… In der Nacht wäre er von einem Endermann verfolgt worden und stürzte dabei in eine Grube… Als er wieder rauskam, war schon die nächste Nacht angebrochen und er suche sich einen Unterschlupf. Wie sich am nächsten Tag herausstellte, befand er sich dann wieder in der Nähe einer Abzweigung… Ein Mädchen zeigte ihm den Weg nach Haus und dann war er hier.

Sein Vater hörte sich die Zusammenfassung an und bemerkte dann die Haltung seines Beines… “Naja, scheinst viel gehumpelt zu haben… Knochenbruch?”

“Knochenbruch… Hab’s erst mal mit Spinnenseide und einigen Heilkräutern bandagiert… geht jetzt einigermaßen…”

“Dennoch sollte es nachher noch einmal gründlich untersucht werden… Komm Heut Abend aber noch auf die Terrasse, wir bekommen Besuch.“

Trumon nickte und ließ sich durch das neue Heim führen…


Teil 5

Gestützt durch seine Stütze ging Trumon zur Terrasse… Es dauerte zwar noch ein paar Stunden, bis es Dämmerte, doch hier ließ es sich am besten aushalten. Der Sommer neigt sich zwar dem Ende zu und die Temperaturen sanken, doch gerade das fand er erfrischend. Er hatte sich ein x-beliebiges Buch aus der Bücherei genommen, um die Zeit zu überbrücken… Es handelte von seltsamen Kreaturen in undurchdringlichen Rüstungen, ausgerüstet mit sehr starken Waffen…

Trumon kannte dieses Buch nicht, von daher müsste es sein Vater neu gekauft haben…

Er las und legte den Wälzer nach einer Stunde zur Seite… Er legte ein Eichenblatt hinein, um später wieder zu wissen, wie weit er schon war. Er ging zurück in di Bibliothek, um es zurück zu legen…

Dort angekommen, guckte er sich gleich noch mal genauer um… Sein Vater hatte alles sehr gründlich ordnen lassen… Er fand dann noch ein leeres Regal… “Angelesene Bücher des Wunderkindes” stand darauf… Eindeutig auf den Wunsch seiner Mutter erstellt.

Normalerweise nahm Trumon die Bücher immer mit auf sein Zimmer, doch da eh eine Leiter von hier in sein Zimmer führte (sehr wahrscheinlich, um Unordnung vorzubeugen), legte er es in das Regal.

Die Leiter konnte Trumon leider nicht hochklettern, von daher machte er sich wieder auf den Weg zum Garten… Er setzte sich hin und beobachtete die Umgebung… Links vom Haus rauschte das Meer im Sonnenuntergang, weit rechts befand sich irgendwo der Park… Er konnte das Rufen von Kindern wahrnehmen… sie erfreuten sich sicherlich an ihrem Leben… als Kind eines Patriziers war es nicht ganz so leicht, mit denen zu spielen, doch jetzt wird es fast unmöglich… Adelskinder sollen sich ‚zivilisiert‘ verhalten…

Er verabscheute den Gedanken… Adlige schleimen nur herum… sie schweben… auf ihrer eigenen Schleimspur… er mochte diesen Stand einfach nicht, und jetzt ist er selbst einer… Welcher Trottel hat nochmal die Aufstiegsrechte vergeben? Gut, ein Trottel wird es wohl nicht sein…

In diesem Moment fing es an zu regnen… Trumon wurde aber nicht nass… Sein Vater hatte ein Glasdach über die Terrasse legen lassen… Dennoch hieß es, dass sein Vater das Gespräch mit den Besuchern im Haus abhalten wird… Hoffentlich in der Bibliothek… Er kramte seinen Apfel aus dem Inventar und begutachtete ihn… der Aufwand, um diese goldene Frucht zu bekommen… irgendwie hat es Spaß gemacht. “Ich glaub, den werde ich einpflanzen…” Doch dafür müsste er zu aller erst ein Gärtnerhandbuch durchwälzen.

“Trumon, ihr Vater möchte, dass sie sich in der Bibliothek einfinden.” Ein Angestellter im fortgeschrittenen Alter kam aus dem Haus… Trumon ließ den Apfel wieder im Mantel verschwinden und folgte ihm in die Bibliothek. Er kannte diesen Mann: Manfred, einer der wenigen Angestellten, die ihn mit dem Namen ansprechen… Trumon mochte ihn.

Als die Bibliothek in Sicht kam, versuchte Trumon so angemessen wie möglich zu gehen, um seinen Vater in keinster Weise in Verlegenheit zu bringen… ‘Wenn es gut läuft, dann vergisst er vielleicht, das ich mich eine Zeit lang nicht sehen lassen hab…’ Hunger hatte er immer noch nicht… Durst… auch noch alles super… Er sah es schon vor sich: Seine Eltern und der Besuch unterhalten sich und trinken Hochprozentiges… Das Rauchen wird wegfallen. Wer raucht schon in einer Bibliothek? Kein Mensch, der noch halbwegs bei Verstand wäre.

Sein Vater erwartete ihn… Er sah es schon vor sich. Der Besuch wird auf einem etwas längeren Weg durch das Anwesen geführt und vom Vater in Empfang genommen. Er selbst kommt ein, zwei Minuten später an, damit sein Vater ihn vorstellen und mit ihm protzen konnte. Der Besuch wird es wahrscheinlich genauso machen… Das wird ein langer Tag…

Alles verlief auch nach Plan, doch als der Nachwuchs des Gastes kam, sah er jemanden, mit der er nicht gerechnet hätte…


Teil 6

Trumon war wirklich überrascht, als er den Nachwuchs des Gastes sah. Er ließ es zwar nicht ansehen (er musste sich ja dem Stand entsprechend verhalten…), doch er konnte schon fast fühlen, das das Mädchen ihm gegenüber dasselbe durch den Kopf ging…

“Wilkommen in meinem Bescheidenen Heim, werter Graham. Ich hoffe, der Weg hierher war nicht zu nass.” Vaters Eröffnungssatz…

“Das Wetter scheint sich gegen mich verschworen zu haben. Nettes Heim, Willhelm.”

Trumon fragte sich immer wieder, wie seine Eltern auf seinen Namen kamen… Willhelm, Anette (letztes e wird nicht mitgesprochen) und Trumon… Nicht, das ihm sein Name nicht gefällt, aber er würde es dennoch gern wissen, nur nicht jetzt…

“Darf ich euch meinen Sohn vorstellen: Der kleine ist ein Wunderkind. Er hat sich schon im Alter von sechs Jahren selbst das Lesen beigebracht…” es gab ja auch keine andere Beschäftigung… “und multiplizierte sechsstellige Zahlen im Kopf… Er könnte schon Lehrer in einer Universität werden.”

Trumon stöhnte innerlich auf… Muss er das immer erwähnen… “Sehr erfreut.” brachte er noch heraus, bevor er versuchte, die Blätter der Flurpflanze zu zählen… Ab eintausend hörte er auf… Der Besucher stellte seine Tochter vor…

“Und hier haben wir Leya. Sie ist eine begabte Malerin und eine Taktikerin dazu. Im Schach schlägt sie so schnell keiner.”

“Guten Tag..” Trumon konnte einen leichten Seufzer wahrnehmen… Er konnte sie verstehen.

Er musterte sie. Nachtschwarze Haare, ein Weißes Sommerkleid. Schuhe trug sie nicht, dafür Sandalen… Naja, dafür trug er einen Mantel. Aus Protest.

Als er wieder aus seinen Gedanken aufwachte, fand er sich in der Bibliothek wieder. Sein Vater und Graham saßen an einem der größeren Tische und diskutierten über irgendetwas… Handelspläne oder Putschversuch, irgendetwas, von dem er nichts mitbekam, weil er an einem anderen Tisch saß… Leya hatte sich hinzugesetzt.

Trumon stöhnte leise auf… “Wie ich meinen Vater kenne, wird das Gespräch noch Stunden dauern… Hast du Ärger bekommen?”

Leya schüttelte leicht den Kopf und schaute in die Richtung ihres Vaters. “Er war schon sauer, doch als mich einer der Angestellten versehentlich anrempelte, fiel mir der Goldene Apfel aus den Taschen… Es sah ihn sich gierig an… Als er ihn aufnehmen wollte, hab ich ihn schnell wieder eingesteckt… Seitdem verstärkt er den Begleitschutz, der mich sonst begleitet… Ich selbst bin ihm gar nicht wichtig…”

Trumon konnte die Traurigkeit in ihrer Stimme wahrnehmen… “Ähm, wollen wir ein paar Runde Schach spielen?”

Leya stimmte zu. Trumon holte ein Schachbrett und Schachfiguren hervor und sie begannen zu spielen…

Leya war ein schwerer Gegner, doch sie beide hörten gleichzeitig die Konversationen ihrer Väter an. Diese hatten nämlich damit begonnen, mit ihren Kindern zu protzen.

“Meine Tochter spielt gegen ihren Sohn Schach? Der Arme.”

“Es ist ein Fehler, wenn man meinen Sohn unterschätzt. Er wird ihre Tochter besiegen.”

Das Match ging mit einem Unentschieden aus. Sie fingen an zu Lesen.

“Phantome? Was kaufst du denn für Bücher? Jeder weiß doch, dass Geister nur Hirngespinste sind…”

Leya holte indes ein Buch über Geister aus ihrem Inventar. Ihr Vater wurde auf einmal ganz still.

Graham fand sich dann aber wieder. “Hmm, was ist eigentlich mit ihrem Sohn passiert?”

“Er wurde in eine Grube geworfen… Bestimmt diese kleinen Kinder. Dabei hat er sich das Bein gebrochen… Das mein Sohn keine Rache verspürt… sehr diszipliniert.”

Trumon konnte sich nicht zurückhalten… “Vater, das war mein eigener Verdienst… ich hab mich zu weit an den Rand gewagt und der Boden gab auf einmal nach…”

Willhelm schien innerlich zu fluchen…

Graham machte weiter. “Meiner Tochter wurde das Glück zu Teil. Sie fand einen Goldenen Apfel…”

“Vater, dieser wurde mir geschenkt. Das hab ich dir schon mehrmals gesagt.”

“… und ich glaube kaum, das ihr ebenfalls einen in eurem Besitz habt.”

Zum ersten Mal verspürte Trumon, das er seinem Vater helfen sollte… Er kramte seinen Apfel raus und legte ihn auf den Tisch… Leya machte das gleiche.

Willhelm schmunzelte. “Von wegen, in meinem Besitz befindet sich kein goldener Apfel…”

Trumon entgegnete: “In deinem nicht, in meinem schon. Und ich werd ihn nicht hergeben.”

“Genauso wenig wie ich. Nochmals danke für den Apfel.” sie schien wirklich glücklich zu sein.

Die beiden hörten auf, mit ihren Kindern zu protzen… Stattdessen schmiedeten die beiden weitere Weltuntergangspläne oder so. Trumon und Leya schliefen ein…


Teil 7

Trumon schlief aufrechten Hauptes. Das hatte er sich früh angewöhnt. Wenn sein Vater Geschäfte abwickelte, konnte er es sich nicht erlauben, den Kopf auf dem Tisch liegen zu lassen… Es war zwar eine relativ unbequeme Haltung, doch so konnte er sich zumindest etwas ausruhen. Jedenfalls wachte er auf… es regnete nicht mehr… schlimmer wars: Vom Himmel fiel so viel Wasser, das man glauben könnte, dass Noahs Flut erneut Einzug halten würde… Da würde man noch nicht mal seinen Hund draußen liegen lassen…

Es Donnerte. Leya wurde dadurch wach. Sie hatte gleißend weiße Haare… Er schaute noch einmal nach draußen: Wenn er nicht wüsste, was es mit Leyas Haarfarbe auf sich hatte, würde er denken, dass es immer noch mitten in der Nacht wäre…

Sie gab ein leises Gähnen von sich und sagte “Guten Morgen…”

Trumon sprach seinerseits den Satz und guckte sich nach seinem Vater um: Dieser schien sich mit Leyas Vater einen Wettbewerb gegönnt zu haben… Und zwar, wer mehr Wein vertragen konnte… Der nächste Blick galt den Äpfeln… sie hatten sich weder einen Millimeter bewegt, noch besaßen sie einen anderen Aggregatzustand… Trumon nahm dennoch seinen Apfel genauer unter die Lupe…

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Vater den Apfel nicht ausgetauscht hatte, ließ er diesen wieder im Umhang verschwinden. Er beobachtete seinen Vater, der ausgelassen mit seinem Gast feierte…

Scheinbar hatte er Erfolg in seinen Verhandlungen… “… und wir sollten…” Sein Vater bemerkte, dass die Kinder wach waren… “Ach, Trumon, ich hätte nicht gedacht, das du jetzt schon wach bist… Warum gehst du nicht ein wenig nach draußen?” Ein Blitz schlug ein, den Willhelm (Trumons Vater) aus irgendeinem Grund nicht hörte… “In deinem Alter hab ich mich nicht durch etwas Wasser abschrecken lassen.” Er fing an zu lachen.

Trumon stöhnte…

Graham hörte dem zu und fing seinerseits an zu lachen. “Da muss ich dir Recht geben, niemand sollte sich durch etwas Feuchtigkeit abschrecken lassen. Hey, Leya, warum leistest du ihm nicht Gesellschaft?” Er lachte weiter…

Leya stöhnte ebenfalls auf…

Die Kinder nickten sich zu und gaben der Bitte nach…

Trumon suchte sich ein Buch aus einem der Regale und ging in Richtung Eingang… Leya kam mit einem weißem Schirm nach… Trumon setzte sich die Kapuze seines Umhangs über und sie gingen gemeinsam los…

Der Regen war nicht so schlimm, wie er aussah: Er war schlimmer. Trotz seines Mantels war Trumon nach fünf Minuten durchnässt. Leya hatte es auch nicht leicht: Der Wind hätte den Schirm zusammen mit ihr sonst wohin geschleudert, wenn sie ihn nicht vorher wieder eingeklappt hätte… Jedenfalls waren sie jetzt im Park unter der schützenden Krone eines Baumes…

Davon abgesehen, dass der Wind immer wieder Wassertropfen aus der Luft fing und zu ihnen ‚schoss‘, war dieser Platz um einiges trockener als der Rest des Parks…

Trumon stöhnte… Sein Bein schmerzte, er war von oben bis unten durchnässt und er hatte Hunger. Zwar hatte er seinen Goldenen Apfel dabei, aber den wollte er sich für Notfälle aufheben… SEHR schlimme Verletzungen und so… “Tut mir Leid, das du wegen mir hier raus musstest…”

Leya lachte. “Bitte? Warum entschuldigst du dich? Mein Vater hätte mich so oder so rausgeschickt, auch wenn du noch den restlichen Tag gepennt hättest.”

“Naja, dennoch tut’s mir Leid. Den Umständen entsprechend, wie fühlst du dich?”

“… Eigentlich ganz Okay. Hab schon schlimmeres erleben müssen… Mein Vater hatte mich schon mitten in einem Blizzard rausgeschickt… Das war vor drei Jahren…”

“… Mein Vater wollt mich da auch rausschicken, aber die Scharniere der Eingangstüren waren zugefroren… Da war er aber noch ein Patrizier… Naja, einen Monat später hat er mich in einen Taifun gejagt… Dagegen fühlt sich der hier herumpeitschende Wind wie eine leichte Sommerbrise an.”

“Ich musste da das Bett hüten… Grippe. Mein Vater sorgte sich nicht um mich: Ich sei zu stur zum Sterben…”

“Höööh”

“Das find ich nicht witzig!”

Trumon zeigte nach hinten… “Das war der Zombie dort.”

Leya stand auf und blickte in die Richtung des Zombies: “Herr Zombie, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie jemand anderem auf die Nerven gehen würden… wie Sie sehen, wurden wir von unseren Vätern in dieses Dreckswetter hinausgeschmissen, damit die ihre Ruhe haben. Können Sie mir folgen?”

Der Zombie stand nur da… “Höööh?”

Der Regen schwächelte und ein laues Lüftchen wehte… Leichter Sommerregen setzte ein…

Trumon versuchte, Leyas Aufmerksamkeit vom Zombie wegzulenken. “Er kann dir nicht ganz folgen… Der Regen schwächelt gerade… lass uns gehen…”

Leya sagte zu und öffntete ihren Schirm… Gemeinsam verließen sie den Park und ließen den Zombie allein.


Teil 8

Der Regenhatte sich fast gänzlich gelegt - es nieselte nur noch -, doch in der Ferne schien eine neue Unwetterfront aufzukommen… Die beiden Kinder gingen am Meer vorbei… Trumon hielt vor einer Pfütze und schaute sich sein verschwommenes Spiegelbild an… Relativ lange, graue Haare und bläulich-grüne Augen… Das Spiegelbild schaute irgendwie traurig drein… Trumon selbst jedoch war nicht nach weinen… Er humpelte weiter…

Leya schien ihm etwas niedergeschlagen zu sein… Auf Trumon machte sie einen kränklichen Eindruck…

Trumon hatte immer noch Hunger. Er fragte Leya, ob sie zurückgehen sollten… Sie nickte. Mit einem fraglichem Gesichtsausdruck fragte sie sich dann: “Ob unsere Väter wohl sauer sind, dass wir keinen Begleitschutz mitgenommen haben?”

Trumon zuckte mit den Schultern. “Bleibt abzuwarten… Sie schienen nur Interesse daran gehabt zu haben, und aus dem Raum zu haben … Aber Ärger könnte es diesmal geben…” Er durchsuchte seinen Mantel nach dem Buch, das er sich scheinbar zufällig ausgesucht hatte, nahm er hervor und schlug ein paar Seiten auf… Alte Schrift wurde auf den Seiten sichtbar…

Leya schaute sich die Schriftzeichen musternd an… “Galdra? Dein Vater besitzt magische Bücher?”

Trumon lächelte. “Ich glaub, mein Vater weiß noch nicht mal, was es mit diesen Büchern auf sich hat. Es sah nur sehr Wertvoll für ihn aus, daher hatte er es einem alten Krämer abgekauft. Und dieses Buch war nicht das einzige, das er gekauft oder gefunden hat. Dennoch weiß er nicht, was es mit diesen Büchern auf sich hat…”

Trumon stöhnte auf… “Ich musste ein halbes Jahr das Bett hüten, und als ‘Zeitvertreib’ hab ich damit angefangen, die Bedeutungen dieser Schriften zu finden und hab sie schließlich selbst zu Lesen und zu Sprechen erlernt… Die Worte hatten aber noch andere Eigenschaften…”

Leya guckte Trumon nicht an, als sie antwortete. “Lass mich raten: Die Bücher waren magische Bücher, oder? Und als du einen der Sprüche aufgesagt hattest, wurde Magie freigesetzt und hat für Chaos gestiftet.”

Trumon griff sich verlegen hinter dem Kopf… “Für Chaos hatte es nicht gesorgt, doch einen Spruch hatte ich wirklich aufgesagt… Meine Krankheit verschwand auf einmal… Als der Arzt später kam, hatte er sich gewundert… Einen Tag zuvor hatte der noch gesagt, dass ich die nächste Woche wohl nicht mehr erleben werde… Es war einer der besten Tage meines bisherigen Lebens.”

Leya starrte ihn fragend, aber nicht erstaunt an. “Wissen deine Eltern davon?”

Trumon schüttelte den Kopf… “Ich hab es geheim halten können… Und jetzt kann ich auch sehr gut Angriffsmagie von passiver Magie unterscheiden… Das damals, das war sehr großes Glück…”

Leya schien sich zu amüsieren. “Ich hatte früher auch so ein Buch und konnte die Schriftzeichen irgendwie schon auf Anhieb verstehen… Mein Vater kannte aber die Bedeutung dieser Bücher und hatte es mir am nächsten Morgen gleich wieder abgenommen und sicher verwahrt… Hmm, am selben Tag hatte er mich in den Blizzard geschickt…” Die restlichen Meter schwieg sie nachdenklich…

Bevor das Anwesen von Trumons Vater in Sicht kam, gesellte sich ein Soldat zu ihnen… Trumon kannte ihn… Dieser bewachte sonst mit seinen jüngeren Kollegen die Westtore der Stadt. Er war ein Mitglied der alten Garde… Und sah auch alt aus.

“Das ich das noch erleben darf… Der kleine Trumon und Fräulein Leya gehen gemeinsam durch den Regen. Ich hoffe, ihr friert auch nicht?” Er wirkte glücklich.

Die Kinder machten einen fröhlichen Gesichtsausdruck. “Von ein bisschen Wasser lassen wir uns nicht unterkriegen.”

Sie unterhielten sich noch ein wenig mit dem bärtigem Mann und hörten sich eine von seinen Geschichten an (es handelte von einem großen Höhlensystem unter einem Grab), bevor sie sich verabschiedeten und weiter zu ihren Vätern aufmachten…

Trumons Vater Willhelm und Leyas Vater Graham waren merklich sauer. Sie ließen ihre Wut aber (noch) nicht an ihren Kindern aus, weil sie scheinbar zu nachlässig gehandelt hatten… Es ging darum, dass ihre Kinder ohne Begleitschutz losgegangen waren…

Als Trumons Vater seinen Sohn ausschimpfen wollte und ihn fragte, warum er ohne ausgerüstete Eskorte losgegangen sei, erinnerte ihn sein Sohn nur an die elektrische Leitfähigkeit von Metallrüstungen und war dadurch fein raus… Leyas Vater verzichtete daraufhin auf das Fragen… Am Essenstisch herrschte dennoch eine nicht merklich gereizte Stimmung zwischen Vätern und Kindern… Es wurden zwar viele… exotische Gerichte aufgetischt, doch seitens der beiden Kinder wurde nur pflanzliches verzehrt… Die Väter aßen alles. Die Mütter (abgesehen davon, dass sie sich hier zum ersten Mal blicken ließen) aßen weniger, tadelten dafür mehr an den Essgewohnheiten der Kinder, obwohl es nichts zu tadeln gab…

Nach dem Essen wurde Trumons Bein untersucht… Von dem Arzt, der Trumon einst schon für Tot geglaubt hatte… Abgesehen davon, dass der Arzt immer noch Erklärungen für dieses “Wunder” suchte, fand er es dennoch recht erstaunlich, dass das Bein auch nach den Anstrengungen, die Trumon ihm ausgesetzt hatte, so gut verheilt war. Er nahm eine kleine Probe des Heilkräuter-Spinnenseiden-Gemisches mit, um es zu untersuchen…

Trumon wirkte ein wenig verwundert… “Hat es einen bestimmten Grund, warum Sie ein wenig meines provisorischen Verbands mitnehmen?”

Der Arzt blickte amüsiert. “Ich hab mir deine Verletzung angeschaut und es ist eigentlich fast unmöglich, dass ein gebrochenes Bein trotz übermäßiger Belastung so gut verheilt… Ich glaub, du bist da unwissentlich auf ein neues Heilmittel oder Ähnliches gestoßen… keine Sorge, du bekommst das Patent darauf.” Er lachte. Trumon auch.

Der Arzt wurde wieder ernst. “Ich würde dir dennoch raten, vorerst keine Leiter zu nutzen… Absolute Notfälle sind natürlich ausgeschlossen. Dein Kräuterverband scheint dir sehr gut zu bekommen, dennoch würde ich dir raten, vorerst das Bett zu hüten oder mit Stütze zu laufen… Aber in ein bis zwei Wochen kannst du dann auch wieder fast normal durch die Gegend schlendern… Ich komm in drei Tagen nochmal wieder.”

Trumon dankte und suchte sich in der Bibliothek die Bücher aus, die er in der ersten Woche durchlesen wollte… Doch zuvor sagte er Leya “Auf Wiedersehen” und konnte in Erfahrung bringen, dass ihre Familie am anderen Stadtende ihr Heim hatte… Er war müde…

In der darauffolgenden Nacht konnte er nicht schlafen… Er guckte aus seinem Zimmerfenster und sah sehr weit entfernt die endlos erscheinenden Wälder… Sehr weit entfernt konnte er im Mondschein kleine Rauchfahnen erkennen… Er dachte sich nichts dabei, zündete eine “NAF” (Nichts abfackelnde Fackel, eine Fackel, dessen Flamme kein Holz, keine Bücher und sonstige brennbare Dinge in Brand setzen konnte) an und las die Bücher, dessen Inhalt im Galdra geschrieben wurde…


Teil 9

Im Schein des NAFs (Nichts abfackelde Fackel) las Trumon eine Buchseite nach der anderen… Müde war er längst nicht mehr, doch ein Blick aus seinem Zimmerfenster verriet, dass es noch lange Nacht bleiben würde… Er las und las, bis er das Buch durchgelesen hatte… Er nahm ein Blatt Papier, auf dem die Namen der Bücher draufstanden, die er aus Vaters Bücherei mitgenommen hatte. Mit einem Stück Kohle strich er einen der draufgeschriebenen Buchtitel durch und fing an, ein weiteres zu lesen…

Diesmal war es wieder ein Buch, das im Galdra geschrieben wurde… Und Trumon blickte wieder aus dem Fenster… Immer noch Dunkel… Er prägte sich die Schriften ein und Strich einen weiteren Buchtitel auf seinem Papier durch… Er schaute wieder nach draußen…

Trumon wusste nicht wirklich, warum er das tat… er wollte einfach wieder Tageslicht… Das rote Fackellicht störte ihn ein wenig… Er las wieder… Mitten im Buch hörte auf einmal auf… Er meinte, etwas helles vernommen zu haben… Er guckte wieder nach draußen…

Die Rauchschwaden im Wald schienen näher herangerückt zu sein, doch es war keinesfalls ein Waldbrand… Dafür hatte es zu viel geregnet. Er guckte sich die schier erdrückende Anzahl an Häuserreihen an, die er vor der Stadtmauer hochgezogen wurden… Diese Häuser waren die Wohnungen der Bauern. Sie waren relativ weit von seinem Zimmer entfernt. Hinter der Stadtmauer begann dann auch gleich der Wald…

Seine Augen konnten etwas Flammendes über die Stadtmauer fliegen sehen… es viel hinab und landete auf einem der Strohdächer… Weitere flammende Etwasse flogen über die Stadtmauer und fielen auf die Strohdächer der Bauern, nur diesmal von überall… Trumon dachte nach… ‚Brandpfeile? Warum werden Brandpfeile geschossen? Sind das Banditen?‘

Als das erste Strohdach anfing zu brennen, viel es ihm wie Schuppen von den Augen… Banditen! Er suchte in seinen Büchern nach einem Zauber, der sehr viel Krach machen konnte… Er fand einen…

Als das nächste Dach anfing zu brennen, stand er auf, öffnete sein Fenster und sprach nicht verständliche Worte… Ein kleines Licht entsprang aus dem Buch und stieg dem Nachthimmel empor… In einer Höhe von geschätzten hundert Metern stand es dann auf einmal still… Trumon hielt sich die Ohren zu…

Das Licht explodierte und hinterließ einen solch lauten Knall, dass selbst die dadurch entstandene Kraftwelle jeden Sontags- und Langschläfer mit einem Satz hellwach auf den Beinen springen ließ… Trumon konnte in der ganzen Stadt erkennen, dass die NAFs angezündet wurden und das sich viele Menschen auf den Straßen sammelten… Auch in seinem Haus hörte er seinen Vater fluchen… Die Menschenmassen blickten auf dann in die Richtung der Stadtmauer und konnten die Pfeile und die Brände sehen… Panik brach unter jenen aus, die entweder Patrizier oder adelig waren… Der Rest formierte sich sofort zu Löschtruppen, die nach und nach Wassereimer zu den brennenden Häusern brachte und diese löschte… Soldaten wurden aktiv… sie sahen sich um und sahen die Brandpfeile… sie Marschierten in Richtung der Tore… Auf den Mauern positionierten sich die Bogenschützen…

Trumonwar erleichtert, dennoch fragte er sich, wer diejenigen genau waren, die seine Heimatstadt angriffen… Was wollten sie hier und womit waren sie ausgerüstet? Diese Fragen beschäftigten ihn… Er zog sich um, nahm sich seine Stütze, packte ein paar magische Bücher ein und ging hinunter…

Trumon ging an der Bibliothek vorbei und stieß fast mit seinem Vater zusammen… Dieser fragte genervt: “Was ist denn da draußen für ein Aufruhr? Ich hatte den besten Schlaf seit langem!” Er schien merklich genervt…

Trumon antwortete ironisch: “Eigentlich nichts Besonderes. Es scheinen nur ein paar Banditen anzugreifen, die versuchen, eine der Stadttore zu plündern. Ein paar von ihnen scheinen zu faul dafür zu sein und fackeln mit Brandfeilen die Häuser ab. Jetzt sind die ganzen Leute wach und machen eine riesige Party, zu der wir nicht eingeladen sind…”

“Okay, ich hab’s kapiert. Woher kam eigentlich der Knall?”

Trumon zuckte mit den Schultern.

“Na gut.” Sein Vater wurde auf einmal nachdenklich… Dann grinste er… “Das ist eigentlich ein guter Zeitpunkt… Ja, so werde ich es machen. Sohn, versuch, den Tumult etwas zu beruhigen, ich werde in dieser Zeit ein wenig Unterstützung mitbringen. Zwei meiner Konvois liegen hier gerade in der Reparatur, und meine Matrosen haben lange keine Piraten mehr versenken und kapern können. Das wird ein Spaß.”

Trumon schüttelte grinsend den Kopf. So kannte er seinen alten Vater. Dennoch machte er nicht das, was sein Vater von ihm wollte: Es würde eh nicht klappen… Er zog sich die Kapuze seines Mantels über und rannte, so gut er es konnte, an das andere Ende der Stadt…

Leya war wach… Sie guckte aus ihrem Zimmerfenster nach draußen… überall gab es große Unruhen… Häuser brannten, die Stadttore versuchte man, geschlossen zu halten… Hier in ihrem Zimmer hatte sie alles in Blick. Sie hatte versucht, aus ihrem Zimmer zu gehen, doch ihr Vater hatte die Tür zugeschlossen… hätte sie eh nicht gestört, sie konnte mit Leichtigkeit auf den Baum vor ihrem Fenster springen und hinunterklettern…

Sie hatte ein Licht von dem Haus aufsteigen gesehen, in dem sie Trumon vermutete… Es gab einen sehr lauten Knall… Irgendwie wusste sie, das es Trumon war, der den Knall verursachte… wäre es nicht für einem guten Zweck gewesen, hätte sie ihm am liebsten eine reingehauen.

Sie sah sich die Brände an… Sie kamen ihr immer näher. Sie zog sich ihr immer noch nasses Kleid über, nahm den Apfel aus dem Versteck und sprang auf den Baum… Bevor sie im Haus elendig verrecken tät, wollte sie lieber ein wenig länger leben. Der Wind wehte ihr den Staub entgegen. Sie hielt sich ein nasses Taschentuch vor Nase und Mund und ging auf die Straße… In dem Moment wurde ein Tor aufgesprengt… die anderen zwei folgten…

Trumon hörte Explosionen… Er schaute in Richtung der Tore… sie wurden aufgesprengt… Reiter strömten hinein… Reiter in Blutroten Gewändern… Er schaute weg. Er rannte weiter zum andern Ende der Stadt. Soldaten wollten ihn aufhalten, es wäre dort zu gefährlich für ihn… Dennoch rannte er weiter… Der Rauch verdichtete sich. An der Kreuzung wollte er abbiegen, doch er stieß mit einem Mädchen zusammen…

“Pass doch bitte auf, wo du hinläufst. Ich…” Sie machte die Augen auf und erblickte Trumon.

Trumon schaute zurück… “Sorry, Leya. Hab dich gesucht.”

Leya gab ihm eine Backpfeife. “Das ist dafür, dass du mich unsanft geweckt hast.” Sie lachte.

Beide rannten jetzt in die Richtung des Hafens. Sie hatten schon den halben Weg passiert, bis ihnen ein Reiter den Weg versperrte… Einer der Banditen… sie wollten zurück rennen, doch der Weg war ebenfalls versperrt…

Trumon stellte sich schützend vor Leya und zog ein Buch aus dem Umhang… Der fettere der Reiter lachte. “Ach, sie sich das einer an…” der fette hatte so eine üble Stimme, das Leya ihm am liebsten einen Backstein in die Beißer geworfen hätte… “… zwei kleine Kinder wollen uns mit Büchern erledigen.” Der andere Reiter lachte und ließ sein Schwert spielend herumkreisen. Der Fette redete weiter. “Mag ja sein, dass ihr die Schule nicht mögt, aber mit Büchern könnt ihr uns nicht besiegen…” Leya hatte immer noch das Bedürfnisse, ihm einen Backstein in die Beißer zu pfeffern…

“Ach, schau dir die Kleine an, niedlich, oder? Ich glaube, für sie bekommen wir einen anständigen Preis, wenn wir sie verkaufen…” Leya hatte immer noch das Bedürfnis, ihm einen Backstein in die Beißer zu pfeffern… Diesmal tat sie es.

Der eine war zu nichts mehr zu gebrauchen, dem anderen hetzte Trumon einen Feuerball vor das Pferd… dieses wurde sehr panisch und rannte zusammen mit dem Reiter davon… Trumon stöhnte auf… und hörte eine Zündschnur zischen… so stark er konnte schubste er Leya zur Seite… eine Explosion zerstörte eines der Häuser und begruben ihn… ihm wurde schwarz vor Augen… Das letzte, was er wahrnehmen konnte, waren die verzweifelten Rufe von Leya und einigen Matrosen…


Teil 10

Leya wusste nicht, was sie fühlen sollte… Dankbarkeit? Wut? Trauer? Traurig war sie… Trumon hatte sie auf einmal weggestoßen, und dann explodierte eines der Häuser neben ihm… Nun begrub ihn der Schutt… Matrosen kamen auf einmal an und gruben nach ihm… Und sie? Was sollte sie tun?

Sie hörte auf einmal Schreie… Sie drehte sich zur Stadtmauer um… Etwas brachte die Angreifer in Aufruhr…

Trumon öffnete seine Augen… Es war dunkel… Ein Licht machte sich bemerkbar… Er schloss wieder seine Augen…

Leya wusste immer noch nicht, was vor sich ging… Doch sie wusste auch, dass sie nicht einfach tatenlos rumstehen konnte… Sie machte sich daran, den Matrosen beim Schuttwegräumen zu helfen… Er musste doch noch da sein!

Es kamen wieder panische Schreie… Was war denn nur los? Ein kurzer Blick verriet Leya, das viele Matrosen in Richtung Stadtmauer liefen… Sie schlugen ein paar Banditen zurück… Als nächstes bemerkte sie, dass auf einmal keine brennenden Pfeile mehr durch die Luft flogen… Gekreische machte sich bemerkbar…

Sie schleppte weiter Trümmer weg… dann bemerkte sie eine Hand… Die helfenden Matrosen sahen sie ebenfalls und verstärkten die Grabung dort… Nach und nach gruben sie Trumon aus…

“Trumon, wach auf!” Leya war verzweifelt… sie sah sich seinen Mantel an… viele Dunkle Flecken und Risse ließen nichts Gutes erahnen… Die Matrosen zogen ihn vorsichtig aus den restlichen Trümmern und wickelten ein paar Tücher um seinen Leib…

“Das sieht schlecht aus…”

“Der Sohn des Masters packt das schon… ich wette, er hatte schon schlimmeres erlebt…”

“Bist du dir da wirklich sicher?”

“Nein.”

Leya war immer noch traurig… “Trumon, wach auf…”

Trumon konnte sich nicht bewegen… Er öffnete schwächelnd die Augen… Er sah verschwommen die Füße von Matrosen und das Gesicht eines weinenden, dunkelhaarigen Mädchens… Er schloss wieder die Augen…

An den Mauern kletterten Spinnen herum… Die Spinnen griffen die Banditen im Hinterhalt an und sponnen sie in seidenen Kokons ein… Die Banditen hatten keine Chance… Auf einigen Spinnen ritten Gestalten… Hätte Leya hingesehen, hätte sie die Kinder der Stadt erkennen können… Sie versank jedoch in Trauer… “Ich konnte noch nicht mal Danke sagen…”

“Mädchen, sie sollten sich in Sicherheit bringen…” Es war still… “… hat sich erledigt. bringt den Sohn des Masters nach Hause… Vorsichtig!”

Leya bekam einen Blackout… Sie befand sich auf einmal in Trumons Zimmer… Der Arzt untersuchte ihn… Trumons Eltern standen hinter ihm und wirkten sehr besorgt… Der Arzt beendete seine Untersuchung… “Das sieht sehr, sehr schlecht aus… Das einzige, was ich für ihn noch machen kann, ist, eine von ihm selbst erstellte Bandage zu machen… Das ist das einzige, was ich für ihn machen könnte…”

Trumons Vater Willhelm fragte vorsichtig: “Würde denn sein goldener Apfel nicht all seine Wunden heilen?”

“Sicher,” sagte der Arzt, “doch leider ist ihr Sohn viel zu geschwächt… Das Schlucken ist ihm momentan nicht möglich… Es würde höchstens sein Leben vorzeitig beenden… Er atmet zwar noch, aber es ist sehr schwach…” Leya konnte die Worte gar nicht mehr vernehmen… Sein Vater bemühte sich darum, stärke zu bewahren… Trumons Mutter weinte um ihren Sohn…

Trumon öffnete einmal wieder schwach seine Augen… Er vernahm Weinen… Er schloss wieder die Augen und das Weinen entfernte sich… Immer weiter… bis es nur noch sehr schwach war… Er öffnete wieder seine Augen und stand auf einmal über den Wolken…

Er wusste nicht so recht, wo er war oder was er hier tat… Jedenfalls trat er keinen Schritt vor noch zurück oder zur Seite… Er hatte ein wenig Angst…

“Sei gegrüßt, Trumon…” Eine telepathische Stimme redete mit ihm… “Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell zu uns kommen wirst… Tut mir Leid, das zu sagen, aber du könntest bald nicht mehr am Leben sein… Mach es deinem Kreis nicht noch schwerer… versuch es, früher zu beenden und komm hierher…”

Trumon hatte die Worte vernommen, und für ihn gab es nur eine Antwort: “Nö.”

Leya war vor Trumons Bett und fing an zu beten… Er atmete kaum merkbar… Auch sein Herzschlag ließ nichts Gutes verhoffen… Trumons Mutter (Anette) saß neben ihr… Sie betete ebenfalls… Trumons Vater (Willhelm) stand neben der Tür… innerlich war er sehr traurig…

Das Gespräch mit Trumon(s Seele) und der telepathischen Stimme ging indes weiter…

“… ich mein doch nur, wenn du jetzt etwas früher… den Löffel abgibst, dann müsste dein Umfeld nicht so sehr dafür beten, das du wieder aufwachst und so. Das verstehst du doch, oder?”

“Ja, verstehen tu ich’s, aber…”

“Wunderbar. Kommst du nun hierher?”

“Nö.”

“Ähm, Kindchen, das ist doch eigentlich alles ganz einfach. Jeder Mensch muss irgendwann sterben, manche früher und manche später… Das ist nicht schlimm…”

“Sterben werde ich auch irgendwann, doch ich hab momentan keinen Bock drauf. Darf ich dir eine Frage stellen?”

“Ähm, okay?”

Trumon fragte also… “Was bringt es euch, wenn ich den Löffel abgebe…”

“Hmm…” vor Trumon materialisierte sich auf einmal eine nachdenkliche, in weiß gekleidete Person mit Augenbinde… “Gute Frage… Sagen wir mal, ich habe dann etwas mehr Gesellschaft um mich herum…”

“Ich glaube, Sie haben schon genug Gesellschaft… Was haben Sie davon, wenn ich jetzt sterbe… irgendwann komm ich eh dazu… Und mit meinem Tod würde ich derzeitig… weitere Seelen unglücklich machen… Nein, Danke, später.” Trumon erkannte in der Person Pater… “Aber…” Pater suchte sich eine Ausrede zusammen… Neben ihm entstand schwarzer Rauch und eine Kreatur in vollkommen schwarzer Rüstung und mit einer Sense bewaffnet entstand darin…

Die Kreatur in einer vollkommen schwarzen Rüstung und mit einer Sense bewaffnet fing an zu reden… “Schickt mich einfach da nach unten und ich kümmere mich persönlich um den Körper des Jungen… Sonst könnte diese Konversation noch Jahre dauern… Pater, bitte.”

Pater dachte nach… “Naja, irgendwie würde ich dir schon gerne zustimmen, Igdrasil, aber gegenüber dem Jungen wäre das nicht fair…” und er fügte kleinlaut hinzu: “außerdem schaut ein Chronist zu…” Mist

Die letzten Worte konnte Trumon nicht verstehen… Dennoch versuchte er, Pater einen Vorschlag zu machen: “Ähm, wie wäre es, wenn wir ein kleines Schachspiel spielen… Wenn ich gewinne, dann darf ich Igdrasil einen Backstein in’s Gesicht pfeffern, ansonsten…”

Paters Antwort war sehr eindeutig… “Abgelehnt… Ich kann kein Schach spielen… du kannst ihm dennoch eine reinpfeffern, wenn du es schaffst…”

Trumon schaute nach seinen Büchern, fand eines, suchte sich den passenden Spruch raus und sagte ihn auf… Ein sehr großer Backstein erschien und flog direkt auf Igdrasil zu… Treffer.

Pater gab sich beeindruckt… “… Du hättest dich ruhig auch von der Stelle bewegen können…”

Trumon antwortete kalt mit “Nö.”

Igdrasil machte sich aus dem Staub…

Leya war eingeschlafen… Aufgrund einer Bewegung berührte ihre Stirn kurz die Hand von Trumon… Ein Bild von ihm, einem weiß gekleideten Mann mit Augenbinde und einem sehr großem Backstein, der neben dem Mann in die Wolken gerammt wurde, erschien in ihrem Kopf… es verschwand, als ihr Kopf nicht mehr die Hand berührte…

Trumon stand da… Pater stand neben dem Backstein… Dann nahm er den riesigen Backstein und ließ ihn verschwinden… “Irgendwie hast du Recht… ich lass dich weiterleben… aber…”

Trumon war irgendwie klar, dass da noch was käme…

“… aber ich kann dich leider auch nicht ganz am Leben lassen… Das ist gegen das Gesetz…”

“… was wären Gesetze ohne Ausnahmen?”

“Gutes Argument, aber dann müsstest du halbtot sein…” Pater grinste… “Naja, wenn man dann eine der goldenen Früchte isst, ist man eh wieder vollständig am Leben…”

Trumon setzte ein fragenden Gesichtsausdruck auf… “Halbtot? Was soll das denn sein?”

“Naja, ich dachte daran, dass du… nunja, nicht ganz am Leben bist und so… Damit meine ich nicht, das du als Skelett oder Zombie oder sonst irgendwelchen Monstern herumrennen sollst… Ich dachte da an sowas wie Igdrasil…”

Trumon war jetzt verwirrt… “Erklär mir das bitte…”

“Du wirst ein Werphantom…”

“Was ist das denn nun?”

“Du verwandelst dich an bestimmten Tagen in ein Phantom… Naja, anderntags kannst du es steuern… Es ist eigentlich die einzig mir bekannte Möglichkeit, die Gesetze, an die ich mich halten muss, zu umgehen… Entweder du nimmst an oder kommst mit mir mit…”

“Ersteres. Ich werde schon damit fertig…”

“Na dann…” Pater ging zu ihm und schoss Etwas Wasser auf Trumon… Trumon wurde ohnmächtig…

Leya wachte auf… Trumons Mutter schlief… Leya guckte sich ihre Strähnchen an… Weiß… es war also wieder Nacht… Dann schaute sie sich wieder zu Trumon um… Er atmete gleichmäßig…


Teil 11

Der nächste Morgen brach an. Leya schlief wieder… Trumons Mutter (Anette) wachte auf… sie guckte zu ihrem Sohn… Trumon schlief und atmete sanft und gleichmäßig… Ein paar Minuten stand sie da, ohne sich in irgendeiner Weise zu bewegen… Ihr Sohn bewegte sich ein wenig, um in eine scheinbar bequemere Position zu kommen… Aus der Sicht des Sohnes war es ein Fehler… Er wachte schmerzerfüllt auf, schlug die Augen auf, um sie wieder schmerzerfüllt zusammen zu kneifen…

Während Trumon also fast höllische Schmerzen durchmachte, freute sich seine Mutter umso mehr. Es hieß, ihr Sohn war am Leben… Sie konnte sich nicht halten und umarmte ihren Sohn, wobei sie ihm umso mehr Schmerzen bereitete…

Trumon sagte schmerzerfüllt: “Mutter, bitte, noch… sind meine… Wunden nicht… verheilt…” Indes wachte Leya auf, sah, dass Trumon wieder aufstehen konnte und umarmte ihn ebenfalls… So nett es auch gemeint war, Trumon erlitt dadurch die schlimmsten, nett gemeinten Schmerzen seines Lebens… Er nahm sofort wieder den Zustand eines in Ohnmacht gefallenen auf… ‘Später…’ dache er sich.

Leya war überglücklich, genauso wie Anette. Als ihnen aber der Gedanke in ihre Köpfe kam, dass sie ihn womöglich verletzt hatten, flaute ihre Euphorie etwas ab… Das wollten sie nun wirklich nicht. Anette bemerkte auf einmal die Haarfarbe von Leya. “Waren deine Haare schon immer so weiß? Ich hätte schwören können, dass du heute Nacht schwarze Haare hattest…”

Leya zuckte mit den Schultern. “Och, das kommt vom Licht.” Eine etwas längere Pause entstand… “Naja, ich muss dann los, mein Vater macht sich bestimmt schon keine Sorgen.” Und dann verschwand sie durch die Tür.

Anette machte es ihr gleich. Trumon war nun allein in seinem Zimmer… Er wachte aus seiner künstlichen Ohnmacht auf und öffnete die Augen, nur, um sie wieder schmerzerfüllt zu schließen… Das Licht empfand er als schmerzend grell… Auf der Suche nach einem Stück Stoff tastete er sich mit einer Hand um… und zog sie Schmerzerfüllt zurück, als er eine seiner Verbände streifte…

Er machte eines seiner Augen einen Spalt weit offen… Abgesehen davon, dass das Licht ihn immer noch sein Auge angriff, konnte er nur schwer ein Stück Stoff ausmachen, das nicht zu weit von ihm entfernt war, um es nicht zu greifen… Er band es sich vor die Augen… Die Schmerzen klangen ab. Trumon knurrte… Was war das denn nun? Bin ich so lichtempfindlich geworden?

Eine Stimme antwortete: „Das legt sich schon mit der Zeit. Du musst nur die Binde ein wenig aufbehalten… Auch nachts. Deine Wandlungen beginnen später.”

Trumon ‚schaute‘ sich fragend nach der Stimme um. “Wer bist du?”

Du kennst mich. Um genau zu sein, du hast mich eigentlich gerade erst kennen gelernt. Wie auch immer, ich melde mich ab. Die Stimme verstummte.

Trumon versuchte, sich aufzurichten… Schmerzen durchströmten seinen Körper… Er ließ es bleiben. Er verschob es auf übermorgen…

Leya kam bei ihr zu Hause an… Es war so verbrannt worden, dass genau IHR Zimmer Rußschäden zu beklagen hatte… Mehr nicht. Leya trat ein… Ihr Haus besaß ungefähr die Größe von dem Anwesen von Trumons Eltern, doch es stand jetzt auf einmal menschenlehr da. Sie guckte sich um und fand einen Brief…

“An meine Tochter

Wie du sicherlich bemerkt hast, steht dieses Anwesen jetzt lehr… Das liegt daran, dass wir in einen anderen Stadtteil ziehen. Um genau zu sein: Wir ziehen in die Nähe von Willhelm und Anette. Diesen Brandschaden können wir uns doch nicht zumuten.

Sei froh, immerhin kommst du so in die Nähe der Strände. Ist doch auch was Schönes.

Mit freundlichen Grüßen:

Graham Grandt”

Leya schüttelte den Kopf… das hatte er von vornherein geplant. Ein Haus baut sich auch nicht von Heut auf Morgen auf. Sie ging vorher noch zu ihrem Zimmer… Immer noch abgeschlossen… Leya wurde wütend, beherrschte sich aber. Sie trat die Tür ein. Ruß machte sich breit… Sie guckte zu ihrem Bücherregal… Ausgebrannt… Sie schaute zu ihrem Bett… Ausgebrannt… Sie guckte unter ihrem Bett, ob da noch etwas sein könnte… Sie fand ein Buch - unversehrt… Sie atmete erleichtert auf. Sie steckte es ein und wollte aus ihrem Zimmer gehen…

Sie machte einen Schritt vorwärts. Der Boden krachte ein… Kurz vor Leyas Füßen… Geschockt schlich sie am Rand entlang und ging wieder hinaus… Mit dem Buch im Gepäck suchte sie das neue Haus ihres Vaters. Am Mittag gab sie auf. Sie machte sich daher wieder zu Trumons Haus auf… Nach einem kleinem Umweg über den Strand…

Trumon war wieder wach… Er hatte Hunger… Großen Hunger… Er richtete sich trotz der Schmerzen auf, nahm die Binde von den Augen und guckte an sich herunter… Unter seinem Hemd waren deutlich die teils rötlich gefärbten Verbände zu erkennen… Er guckte in seinen Schrank und zog sich an… Was nicht ganz schmerzlos war, doch er versuchte, einfach nicht daran zu denken. Es half erst dann, als er die Binde wieder über die Augen streifte. Er guckte in sein Inventar und fand seine Stütze, die er sogleich benutzte. Er wollte raus aus seinem Zimmer.

Trumon wollte gerade die Tür öffnen, da kam schon seine Mutter hinein und sie schien sich besorgt zu freuen. Sie schien sich zwar zu fragen, warum er eine Binde aufhatte, doch nach einer kurzen Erklärung schien sie zu verstehen. Sie half ihm jedenfalls die Treppe herunter. Besser gesagt: Sie ließ helfen. Jedenfalls konnte Trumon Essen zu sich nehmen.

Nach dem Essen wollte er sich sogleich wieder auf sein Zimmer verziehen, doch er wurde aufgehalten… Von seinem Vater. “Vater, mir geht es noch nicht so gut, dass ich eine Sitzung standhalte…”

Willhelm schien zu lächeln… “Auch nicht, wenn es um deinen Großvater geht?”

Trumon änderte schlagartig seine Meinung. Sein Vater lachte.

Trumon mochte seinen Großvater. Er war, wie sein Vater, ein sehr gut verdienender Händler, nur ein klein wenig beliebter. Wenn Trumons Großvater kam, dann hieß es für ihn, dass er neben einigen Geschichten auch einige Bücher geschenkt bekäme… Früher, als er vier Jahre alt war, dachte Trumon, das wäre alles Einzelkindbonus, doch mit fünf gab er die Theorie auf… Dafür bekam er von seinen Eltern zu wenig… um genau zu sein: nichts.

Sein Großvater jedenfalls schenkte ihm Bücher… Eines ihm, die anderen den Eltern, doch da die Bücher eh nicht von den beiden gelesen werden, waren es indirekt Geschenke an ihn. Dennoch freute er sich. Und er wollte seinen Großvater nicht verpassen. Und abgesehen davon, dass sein Großvater ihm Geschenke gab, mochte er ihn an sich auch sehr gern.

Seine Euphorie wurde aber sogleich wieder etwas getrübt: Sein Vater sprach: “Nun, mein Vater wird in zwei Tagen uns zu Besuch kommen. Meinst du, bis dahin kannst du deine Binde abnehmen?”

Trumon guckte enttäuscht nach unten… “Ich weiß nicht… Wenn es Nacht sein sollte, dann könnte ich es versuchen… Ich weiß nicht, warum, aber momentan können meine Augen kein Licht ab… Durch diese Binde kann ich noch gerade so die Umgebung wahrnehmen, ohne das es schmerzt… Naja.”

Willhelm nickte. Er ließ Trumon die Treppe zu seinem Zimmer hoch helfen und ging in sein Büro/ Briefe-unterschreib-Raum. Trumon packte sich (vorsichtig) auf sein Bett und schlief.

Leya blickte auf’s Meer… Seit Stunden tat sie das. Ihr nasses Kleid war längst wieder getrocknet. Sie schaute sich den Sonnenuntergang an… Je weiter sie unterging, umso dunkler wurden ihre Haare und umso heller ihre Strähnchen im Gesicht… Sir fragte sich nach und nach, warum es das tat… Fragend vergaß sie, zu Trumon zu gehen und suchte ihr neues Heim…


Teil 12

Fünf Tage später

Trumons Wunden heilten gut… Zu gut, wenn es nach Trumon ging… Soweit er urteilen konnte, waren seine Knochen wieder zusammengewachsen. Er konnte jetzt auch ohne Stütze herumlaufen… Die Leiter in die Bibliothek konnte er auch nutzen… Das Rennen fiel ihm aber noch schwer und er traute sich auch nicht richtig, die Binde während des Tages abzunehmen… Keiner hatte ihn in den letzten fünf Tagen ohne Augenbinde gesehen… Und es würde sich in den nächsten Tagen wohl auch nicht zu ändern…

Dennoch machte er sich Sorgen… er wusste nur nicht so sehr, warum. Jedenfalls ging er ziellos durch’s Haus… Irgendwann fand er sich in einem Raum mit einem Schalter wieder… Er kannte diesen Raum nicht und den Schalter demnach auch nicht… Er betätigte ihn…

Der Boden schien sich zu bewegen und Kolben gaben eine Wendeltreppe frei… Trumon war neugierig geworden und ging hinunter…

Der Weg nach unten war relativ lang, doch es erstaunte ihn umso mehr, was er dann vorfand: Seine Eltern hatten anscheinend einen sehr großen Raum ausheben lassen. Die Wände waren mit Steinziegeln ausgekleidet worden und kleine Wasserflüsse durchzogen den Raum… Der Großteil des Bodens bestand aus Ackerboden… Und auf dem Ackerboden wuchsen Pflanzen… Um genau zu sein: Melonenpflanzen… Und die Melonenpflanzen trugen sehr große Melonen an ihren Stängeln… Neben den Melonen gab es aber auch Kürbisse… Viele Kürbisse… Trumon ging wieder zurück…

Leya hatte es endlich geschafft: Sie stand jetzt endlich vor der Tür ihres neuen Heims… Ihr Vater hatte zwar gesagt, dass er in die Nähe von Trumons Eltern umgezogen wären, doch das war ein wenig untertrieben, wie sie fand… Ihr Vater hatte das Grundstück direkt neben Anette, Wilhelm und Trumon bebauen lassen… Sie war sauer. Doch sie zeigte ihre Wut nicht…

Mit dem Essen hatte sie keine Probleme gehabt… Sie hatte mit Melonenscheiben einen vollen Magen vorgebäugt.

Sie trat ein… und konnte sofort auf Bannern, Fahnen und auf Teppichen das Wappen ihres Vaters erkennen… Am liebsten wäre sie wieder hinausgegangen, doch vorher wollte sie ihr Zimmer sehen. Ein Angestellter (Schrägstrich Diener) begrüßte sie und geleitete sie in ihre ‚Gemächer‘. Leya traute diesem Umgang nicht…

Sie kam an ihrem Zimmer an und trat vorsichtig ein… Und staunte… Regalwände, gefüllt mit Büchern, drei Herrschaftlich aussehende Kommoden, drei Schränke, ein gut aussehender Teppich (trotz des Wappens von Graham), ein Behälter für Schirme, ein Tisch für das Schreiben von Briefen, ein dazu passender Stuhl, ein Bett und zu guter Letzt ein Fenster, von dem aus man auf’s Meer gucken konnte… Der Sonnenuntergang ließ das Meer natürlich schön aussehen.

Leyas Wut war verflogen. Sie wurde durch ein glückliches Gefühl und plötzlich auftretender Müdigkeit ersetzt… Der Butler ließ sie allein. Sie legte sich in’s Bett und begann zu schlafen…

Trumon war hellwach. Er saß auf der Terrasse und guckte dem Sonnenuntergang entgegen… Seine Binde schützte ihn vor dem Licht… Als die Sonne nicht mehr zu sehen war, nahm er die Binde ab… Seine Augen schmerzten, doch mittlerweile war es erträglich. Ihm war immer noch unklar, warum seine Augen überhaupt schmerzten, doch es schien nur temporär zu sein.

Er schaute sich den Garten an… Ein Springbrunnen zierte einen kleinen Platz inmitten eines kleinen Meers aus Büschen, Blumenbeeten und Rasen… Hecken grenzten das Grundstück ab. Trumon ging in sein Haus… Er wollte Lesen. Auch wenn er etwas wackelig auf den Beinen war, versuchte er dennoch, nicht zu auffallend herüberzukommen…

Angekommen in der Bücherei suchte sich Trumon sofort einen Tisch in der Nähe einer unangetasteten Regalwand… Die Bücher, die er vorfand, waren weitgehend Romane… “Das Leben, Das Universum und der ganze Rest” Für Trumon waren einige Buchtitel sehr merkwürdig und diese tastete er für gewöhnlich nicht an… Es sei denn, ihm war wirklich langweilig. Er guckte weiter… Ein Sachbuch stach ihm in’s Auge, also metaphorisch: „Enzyklopädie der seltenen Wesen“…

Trumon blätterte es durch… Viele Seiten waren leer, momentan gab es nur Einträge über Drachenarten… Er wollte es wieder schließen, da erschienen wie aus dem Nichts weitere Schriftzeichen… Sie erschlossen einen weiteren Teil der noch leeren Seiten… Der hinzugefügte Text handelte von “Werkreaturen”… einmal mehr war er neugierig geworden…


Teil 13

Trumon wollte anfangen zu lesen… wurde aber gestört. Etwas in ihm wollte nicht, dass er das Buch liest. Er versuchte dagegen anzukämpfen, doch er unterlag… sehr merkwürdig… Er nahm es aber mit. Dagegen schien das Etwas in ihm nichts gegen zu haben.

Der Chronist atmete auf… Er konnte einen sehr gravierenden Fehler in einen halbwegs harmlosen wandeln… Warum musste der Junge auch genau dann das Buch aufschlagen, als er es aktualisierte? Noch darf er nichts darüber wissen! Er hoffte, dass man ihn nicht zu sehr bestrafte…

Trumon fluchte… Irgendjemand schien bestimmen zu wollen, wann er ein Buch liest… Und er konnte nichts dagegen unternehmen… Ein Untergebener riss ihn aus seinen Gedanken… “Master Trumon, ihr Vater möchte sie sprechen…” Er schien kurz inne zu halten, doch dann redete er ungehindert weiter: “Sie finden ihn im Garten… Sie haben Besuch. Hochrangigen Besuch.”

Trumon wurde wieder heiter… Er ging (Rennen war ihm nicht möglich) die Gänge entlang, wich gestressten, umherrennenden Angestellten aus, ließ sich von Matrosen begrüßen, versuchte, die Diebe nicht zu beachten, tat es dann doch und machte ein paar Matrosen auf die beiden aufmerksam, die ihm hinterherliefen, ließ die Diebe festnehmen und die Matrosen entlohnen, um dann ungestört und mit Freude im Gesicht im Garten anzukommen…

Er sah einen Mann im weit fortgeschrittenen Alter, in vornehmen Grün und Gold gekleidet. Einige Falten zierten sein Gesicht. Seine Augen besaßen eine graugrüne Farbe… Die Haare und sein Bart waren Grauweiß… Er sprach in einem Respekt einflößenden Ton mit Trumons Eltern und schien ihnen die Leviten zu lesen… Nichts hatte sich an ihm verändert, dachte Trumon.

“… und darüber hinaus hab ich euch mehrmals darauf hingewiesen, dass die Käseproduktion Hanseweit eine chronische Überproduktion zu vermerken hat und eigentlich fast überall zu spottbilligen Preisen gehandelt wird. Also produziert weniger! Dann können sich auch die Preise wieder auf einem angemessenen Stand gesetzt werden! Und warum habt ihr noch keine Melonenfarmen gebaut? Diese Früchte sind so gefragt wie nie zuvor! Jeder halbe Adlige möchte Melonen auf seinen Teller, also verkauft ihnen Melonen! Ich hoffe, ich musste euch das letzte Mal darauf hinweisen!”

Er hielt inne… und drehte sich zu Trumon um… “Kleiner, nimm bloß kein Beispiel an meinem Sohn, sonst könntest du ein noch schlechterer Händler als er werden… Immer das gleiche. Hätte er auch nur ein wenig mehr wirtschaftliches Interesse entwickelt, dann hätte er ein paar Millionen Gold mehr Umsatz im Jahr machen können, und das, ohne die Arbeiter zu Tode schuften zu lassen! Womit hab ich nur so einen unverantwortlichen Sohn verdient…” Er hielt inne und musterte Trumon… Dieser nickte verständnisvoll…

Trumon lächelte “Ebenfalls guten Abend, Großvater. Ich muss dir Recht geben, mein Vater schöpft nicht sein ganzes Potenzial aus. Manchmal hab ich das Gefühl, das will er auch gar nicht… Aber so, wie er momentan die Geschäfte führt… Naja, immer noch besser als ein gewisser anderer Händler, aber das zählt nicht.”

Trumons Großvater schwieg immer noch…

Trumon redete weiter: “Ich hab mich gestern ein wenig erkundigt: Eine Gruppe von… Wahrsagern, wenn ich das richtig vernommen habe, hat vor, eine Burg aufzubauen… eine große Burg… Und momentan gibt es einen Mangel an Baumaterialien… Ich sehe da potenzielle Kunden…”

Sein Großvater grinste. “Du zeigst jetzt schon mehr wirtschaftliches Verständnis als dein nichtsnutziger Vater… Beeindruckend. Vor einem Jahr war dem noch nicht so… wie kommts?”

Trumon stöhnte auf… “Ich habe eigentlich noch nicht vor, mich in die Geschäfte meines Vaters einzumischen… Dafür fehlt mir die Erfahrung. Und diese Information hab ich nur nebenbei wahrgenommen, als ein paar Mägde darüber getratscht hatten… Und da mein Vater mir eh nur selten zuhört… Naja.”

Trumon konnte das Knurren seines Vaters vernehmen… “Jakob! Vater! Verflucht nochmal, hör mir mal zu!”

Großvater hörte ihm nicht zu… “Trumon, war deine Iris eigentlich schon immer Rot?”

Trumon blickte verwirrt drein… “Äh, was meinst du damit?”


Teil 14

Trumon war verwirrt… Rote Iris? Er hatte aber doch Blaugrüne Augen, oder? Ohne Rücksicht auf seinen körperlichen Zustand zu nehmen, rannte er zum nächstgelegene Springbrunnen und schaute sich sein Spiegelbild an… Ein geschockter Trumon mit Blutroter Iris in den Augen schaute zu ihm zurück… erschreckt stolperte Trumon nach hinten…

Sein Großvater guckte ihn besorgt an. “Anscheinend hattest du doch nicht immer rote Augen gehabt…”

Trumons Vater sah dessen Vater verdutzt an. “Jakob, mach dem Jungen doch keine Angst. Trumon hat doch noch immer blaugrüne Augen, oder täusche ich mich da?”

Trumon schaute seinen Vater an – sein Vater mit dem Namen Willhelm - schaute zurück. Dieser machte keinerlei Anzeichen, das sich an seinem Kind etwas geändert hätte… Anette, Trumons Mutter, tat das gleiche und zeigte ebenfalls keinerlei Anzeichen darauf, das sich ihr Sohn verändert hätte… Trumon war nun noch verwirrter…

Leya schlief… Sie war völlig erschöpft.

Trumon fasste sich. Er wollte sich ablenken… Er zog das Buch “ Enzyklopädie der seltenen Wesen” hervor, blätterte die Seite über Wer-Kreaturen auf, suchte sich einen Platz nahe einer Laterne und fing an zu lesen… Niemand hielt ihn davon ab.

“Werkreaturen

Werkreaturen… Was sind das überhaupt? Landläufig besitzen die Leute nur ein Bild von Werkreaturen:

Behaarte, nachtaktive, übelriechende Wesen, die sich Vollmonds aus Menschen manifestieren, sprich: Menschen verwandeln sich an Vollmonden in Werwölfe. Doch schauen wir uns die Kreaturen nun einmal genauer an…


Werwölfe

Jeder Mensch hat schon mal was von ihnen gehört: Es handelt sich hierbei um einen Menschen, der von einem Werwolf gebissen wurde und dadurch selbst zum Werwolf wurde… Niemand weiß jedoch, wer dann der erste Werwolf war, der die ersten Menschen gebissen hatte… Viele Menschen denken, der Teufel hat hier seine Finger im Spiel, doch die Chronisten wissen es besser: Pater. Ja, er war’s. Teilweise. Ihm kam einmal ein so schrecklicher Mensch vor die Augen, dass selbst der Teufel ihn nicht im Nether haben wollte… Und damit dieser Mensch von allen erkannt und verstoßen werden konnte, haben die beiden, Macht ihrer Ämter, den Menschen in eine Art Wolf verwandelt… Danach tranken sie einen und spielten heiter ihr Golfspiel zu Ende.

Was den Wolf angeht, der Biss irgendwann bei Vollmond einen Menschen, und Schwupp: Der erste Werwolf entstand. Ja, so hatte es sich zugetragen. Viele Menschen waren dann sehr sauer auf Pater und beten seitdem den Herrn Satan an - und vergessen, dass dieser ebenfalls daran beteiligt war.

Wie auch immer, die Werwölfe vermehrten sich wie die Karnickel, doch viele von denen gingen vor die Hunde.

Heute sieht es ein wenig anders mit den Werwölfen aus: Viele, sehr viele von denen sind Gelehrte, Lehrer an Universitäten oder Großhändler… Jedenfalls haben sie Knete. Und Geld.

Die Menschen entwickelten irgendwann den Aberglauben, dass Werwölfe empfindlich gegenüber Silber wären und schmiedeten sich daher Haufenweise Waffen aus diesem Material… Jahrhunderte später erkannten die Menschen, dass es sich hierbei um einen vollkommen neuen Stoff mit dem Namen Eisen handelte… Aber das ist was anderes… Werwölfe besitzen eine Schwäche gegenüber Silber, keine Frage, aber es ist eine andere Form von Schwäche: Es ist ihr Lieblingsmetall. Gegen das haben sie alles getauscht.

Menschen, die von Werwölfen gebissen werden, bekommen mehr Appetit auf Fleisch und verwandeln sich bei Vollmond in einen haarigen, starken, nicht besonders gut riechenden Wer-Wolf… Und die haben einiges auf dem Kasten.

Informationen für Passanten: Wenn möglich, bitte meiden.


Wergeister

Richtig, Leute, Es gibt auch Wer-Geister. Es bleibt nicht allein beim Werwolf. Das wäre Verschwendung.

Satan und Pater wurden allmählich klar, dass sie Mist gebaut hatten. Der Typ, den sie in einen Wolf verwandelt hatten, hatte einen Menschen gebissen und dadurch eine Art “Krankheit” freigesetzt… Damit dieser keinen weiteren Schaden verursachen konnte, hatten die beiden den Tod auf ihn gehetzt und dieser nahm freudig dessen Seele in seinen Besitz… und brachte diese zu den beiden… Da war der Typ schon wieder…

Nach einem kleinen Plausch und einer Runde Kricket entschlossen sich die drei, ihn einfach in einen Geist zu verwandeln… Gesagt, Getan.

Jetzt gab es aber ein Problem: Dieser Geist war sehr gut im Erschrecken… so gut, dass er klein Kinder zu Tode erschreckt hatte… In Paters Reich gab es aber zu wenige Kita-Plätze, und die Kindergärtner/innen mussten erst Mal sterben, um weitere Kita-Plätze aufzumachen… Satan hatte auch genug zu tun: Er hatte so viele ungezogene Bälger vor seinem dunklem Turm, dass auch die Anwälte und Christen nichts gegen diese Masse an Bälgern tun konnten… Die Ghasts sind dadurch auch heute noch nicht sehr begeistert, wenn Fremde den Nether besuchen…

Sie trafen sich daher auf der Erde, um eine Lösung auf dieses Problem zu finden… Sie kamen zu dem Entschluss, die Kinder wieder leben zu lassen… Nun kam das Problem mit den Gesetzen… Sie dachten an das Problem mit den Werwölfen… und dann hatten sie die Idee: Wergeister! Menschen, die sich bei Vollmond in einen Geist verwandeln… Dann schauten sie sich die teils drei Jahre alten Bengel an… Nach kurzer Diskussion führten sie eine Altersgrenze ein: UsK 16. Wofür das UsK steht, wussten sie nicht… es hörte sich einfach nur gut an.

Tja, und seitdem gibt es Wergeister. Sie können eigentlich alles, was Geister sonst auch machen können. Es gibt verschiedene Unterarten: Werflammengeister, Werfoltergeister etc.

Falls Sie einen Wergeist antreffen, seit unbesorgt: Sie können einen selbst nicht in Wergeister verwandeln… Wergeister machen aus Werwölfen Wergeister… Wie genau, das weiß keiner… es ist aber möglich.

Informationen für Passanten: Wenn sie auf einen Wergeist treffen, dann sollten sie, abhängig, um welche Unterart es sich handelt, weglaufen oder gute Nacht sagen… Lest euch zur Sicherheit den Geisterglossar durch.


Werphantome

Ja, die gibt es auch noch. Was es mit denen auf sich hat, das erfahrt ihr jetzt.

In weiser Voraussicht hatten Satan und Pater die Seele desjenigen, den beide nicht haben wollten, aus der Zeit gestrichen und in eine komplett andere Dimension verbannt… Die Seele kam irgendwann als grausamer Kriegstreiber zurück, aber das ist uninteressant. Wie entstand das erste Werphantom?

Irgendwann stand Pater ein Junge gegenüber… Dieser hatte sich selbst geopfert, um ein anderes Menschenleben zu schützen… Er war jedoch noch nicht ganz tot.

Pater hatte Jahre vergeblich versucht, dem Jungen einzureden, das er verdammt nochmal sein Lebe aufgeben solle und gegen ihn ein Kricket-Spiel spielen könne… Der Junge jedoch hatte keinen Bock. Das Auftauchen Igdrasils und dessen Angebot, den Körper des Jungen den Gar aus zu machen, woraufhin dieser einen Schönen Fünf-Tonnen-Backstein in die Kiemen bekam… Töten war also keine Option… außerdem war es unfair.

Pater überlegte also… Und kam dann auf die Idee, den Jungen am Leben zu lassen… Naja, soweit es die Regeln, die keiner kennt, halt zulassen. Er ließ dem Jungen die Wahl, ob er als Werphantom zurück auf die raue Welt nach unten wolle oder dort oben im Himmel seinen Tod genießen wolle…

Der Junge entschied sich für ersteres und wurde von Pater zurück geschickt… In der Normalen Welt vergingen nur ein paar Tage, Pater hatte in seinem Reich die Zeit der Stunden in Jahren vergehen lassen… Keiner hatte es bemerkt.

Werphantome besitzen sowohl im unverwandelten als auch im verwandeltem Zustand rote Augen… Naja, eine rote Iris… Doch nur wenige können die Rote Iris bei ihnen in der Menschlichen Form sehen… Es ist ein ungelöstes Phänomen.

Werphantome gibt es auch in unterschiedlichen Variationen, doch sie ist vor allem davon abhängig, welche Waffe sie in ihrer menschlichen Form vor ihrem (Halb-)Tod geführt hatten…

Menschen verwandeln sich ebenfalls an Vollmonden, nur halt in Phantome… Weil sich Geister und Phantome eigentlich sehr ähnlich sind, gilt für die beiden die UsK: Verwandlung ab dem sechzehnten Lebensjahr. Es ist nicht bekannt, ob Werphantome andere Lebe-und/oder Totenwesen in Werphantome verwandeln können…

Informationen für Passanten: Wenn sie einem Werphantom begegnen, sollten sie:

  • gucken, ob es sich wirklich um ein Wer-Phantom handelt - Wenn nicht, sagen sie trotzdem Hallo.
  • sehen, dass sie das Weite suchen
  • sich fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben, denn es gibt nach aktuellem Stand nur ein Werphantom in minderjährigem Alter.


Verlorene Seelen

Es handelt sich hierbei um einen Status: Diesen Status tragen all jene, die nicht in das Totenreich finden… Wergeister und -phantome gehören unweigerlich zu diesem Status…“

Trumon klappte das Buch zu… Er erinnerte sich an das, was er für einen Traum abgeschrieben hatte… “Na Super…” Dann kamen ihm die Fragen auf…

War er etwa ein Wer-Phantom?

Sollte er das seinen Eltern sagen?

Riechen Werwölfe wirklich so streng?

Wann ist Vollmond?

Wo geht’s hier zu meinem Zimmer?

Trumon war Müde… sehr Müde…


Teil 15

Trumon fand sein Zimmer, legte sich in’s Bett und pennte ein… Er fand es nicht sehr beruhigend, dass seine Augen (Iris, wurscht.) die Farbe gewechselt hatten… Er erinnerte sich an einen vermeintlichen Traum… Er stand vor Pater und dieser hatte ihn mit Wasser eingehüllt… War das doch kein Traum?

Er hörte auf, darüber nachzudenken… Früher oder später würde er schon erfahren, was denn nun los sei.

Leya war nun wieder wach… Irgendetwas hatte einen Schrei losgelassen… keinen Lauten in dem Haus ihres Vaters, sondern ein Schrei aus dem Wald… Sie dachte an letzte Woche, als ihre Heimatstadt von Banditen in roten Umhängen heimgesucht wurde, die vergeblich versuchten, sie zu plündern… Das kann doch nicht sein… Sie entschloss sich, am Morgen den Wald zu besuchen…

Trumon wachte auf… Ein leiser Schrei aus dem Wald hatte ihn geweckt… Er konnte nicht mehr schlafen. Er suchte sich seine Sachen zusammen und schlich sich aus seinem Haus in den Wald… Es war schwierig, da durch den Besuch seines Großvaters die Wachen verstärkt das Gelände sicherten… Großvater war ja nicht umsonst der Eldermann…

Als er die westlichen Stadttore erreichte, viel Trumon sofort auf, dass dort ein paar neue Türme gebaut wurden… oder zumindest im Bau waren. Dann fand er einen Vorsprung an der Mauer… Er lief dorthin, wunderte sich, das ihm nichts schmerzte, sprang auf den Vorsprung und nutzte diesen, um über die Mauer zu springen… Naja, um sich von der Mauer abzuseilen.

Nun stand er vor den Ausläufern des Waldes… Eine Spinne kreischte… Trumons Stimmung heiterte sich auf. Die Spinne kam aus ihrem Versteck, sprang vor das Kind und ließ sich kraulen… Trumons persönliche Reitspinne wollte ihn besuchen kommen. Sie kniff ihm kurz ins Bein und deutete damit an, dass er ihr folgen solle… Trumon tat das.

Etwa eine Stunde verging, bis sich die Beiden auf einem Baum versteckten und ein Lager beschatteten… Das wollte die Spinne Trumon mitteilen… Der Junge schaute sich ein paar der Leute an:

Einer sah sehr Fettleibig aus und schien nicht gerade das beste Beispiel eines guten Vorbildes zu sein. Ein anderer schien auch nicht gerade auf seine Figur zu achten und hatte ein Gesicht, als ob ihm jemand einen Backstein reingepfeffert hätte… Trumon konnte sich denken, wer der war…

Die beiden standen vor einem Zelt und schienen zu warten… Aus dem Zelt wurde eine Leiche hinausgeworfen… Dann traten die beiden ein. Dort drinnen wurde anscheinend etwas besprochen, doch Trumon konnte nichts von alldem verstehen… Er schaute sich das restliche Lager an…

Überall standen Militärzeiten, die allesamt von einer Palisade umzäunt waren… Trumon hatte Glück, dass die Banditen nicht alle Bäume abgeholzt hatten, ansonsten könnte er sich nicht im Lager versteckt halten… Die Wachen waren sehr aufmerksam.

An den Eingängen hingen Flaggen… Rote Flaggen mit einem schwarzen Phönix als Wappen… Das erinnerte Trumon an etwas… Und er verschlug ihm die Sprache…

Es gab eine Zeit des Terrors und des Verrats in der Welt von Minecraft… Viele Königreiche standen in einem Konflikt zueinander und so mancher nutzte die Gunst der Stunde, um die Könige zu ermorden, um sich selbst auf dem höchsten Posten des Landes zu setzen… und um noch mehr Kriege führen zu können…

Einer dieser Läute war McKinnhaken, Ein Admiral, der nichts mehr liebte als das Schlachten von Lebewesen… Wenn es nach ihm ginge, dann hätte er aus der ganzen Welt einen Nether gemacht… Sein größter Widersacher war Count Everest, ein Admiral aus den Blizzardgebirge, der jeden seiner Angriffe zurückschlug… bis er am Creeper-Nupfen starb.

McKinnhaken hatte dann freie Bahn und machte sich daran, eine der größten Armeen der Weltgeschichte aufzustellen… Sein Ziel war die Heimat seines größten Widersachers… er wollte sie brennen sehen!

So begab sich vor rund zweihundertsiebenunddreißigdreiviertel Jahren ein Trupp, bestehend aus mehreren zehntausend Mann, in das gefürchtete Blizzardgebirge und wollte das dortige Dorf “Frostdorf” dem Erdboden gleich machen… Da der Weg über die Berge zu gefährlich wäre, mussten sie wohl oder übel durch die Gletscherhöhlen.

McKinnhaken lief einfach stur hindurch, während ein Großteil seiner Männer von herabfallenden Eiszapfen durchbohrt und aufgespießt wurden… nur Fünftausend überlebten… Sie fanden sich nun vor dem Blizzardtal wieder… Und der Trug seinen Namen nicht aus Trotz… In ihm tobte das ganze Jahr über ein gewaltiger Blizzard, der vor allem im Sommer sehr gefährlich war… Doch dieser war der mit Abstand schlimmste gewesen… Keiner seiner Männer hätte es unbeschadet hindurch geschafft, doch McKinnhaken ging stur weiter… und traf seinen alten Feind wieder…

Mitten im Blizzard stolperte er über den Kopf von Count Everest… Er bekam Gefallen daran, dessen Kopf in Grund und Boden zu stampfen… Dann hörte er metallisches Stampfen… Es kam auf ihn zu… Eine frostblaue Rüstung tragend und den Helm abgenommen marschierte ein kopfloses Phantom über die Ebenen… Es zog den Kopf aus dem Schnee und zeigte sich als das Phantom Count Everest… Es setzte sich den Kopf auf, welcher sofort mit dem Körper zusammenwuchs… Dann setzte sich das Phantom den frostblauen Helm auf… Die Augen fingen an, rot zu glühen… Und es starrte den McKinnhaken an… Dieser starrte kreidebleich zurück… Und wurde samt seinen Männern tiefgefroren…

Count Everest zog sich zurück… und ward für eine lange Zeit nicht mehr gesehen…

An diesen Text erinnerte sich Trumon… Er wusste, dass das Wappen zum Imperiums von Karl McKinnhaken gehörte, doch nachdem dieser in der Eiswüste des Blizzardgebirges verstarb, war es auch mit dessen Reich zu Ende… Konnte es sein? Nein, dachte sich Trumon, das kann nicht sein!

Leya wachte ermüdet auf… Sie fühlte sich nicht besonders gut… Sie hatte die Nacht über nicht gut pennen können…


Teil 16

Aus dem Zelt trat eine Gestalt… Sie sah aus, als hätte das Licht seit Jahrhunderten nie versucht, ihr irgendwelche Wärme zu spendieren… und schien einen großen Umweg zu nehmen. Das Feuer der NAFs wurde kalt, so kalt, dass es brennendem Eis gleichkam… Sie entzogen der Umgebung ihre Wärme und fror mehr oder minder die Kreatur ein… Sie fröstelte.

Trumon guckte sie sich vom Baum an… Sie schien seltsam durchscheinend… Ein Geist? Trumons Reitspinne schien nicht gerade erfreut über das Wesen zu sein und hielt sich anscheinend davon ab, irgendeinen Laut von sich zu geben… Die Kreatur fing an zu sprechen: “Es wird Zeit, dass die Welt in Flammen aufgeht! Everest, meine Rache ist gekommen!” Mit diesen Worten gab er den Befehl, den Wald niederzubrennen…

Trumon wollte das nicht! Im Wald waren viele verschiedene, wehrlose Kreaturen! Er konnte sie doch nicht einfach verbrennen lassen! Er zog ein Buch hervor und blätterte es durch… Nichts. Er guckte in ein weiteres…

Die Banditen fingen an, eine Ballade im Chor zu singen… Trumon hörte nicht zu… Er blätterte weiter herum… Und fand einen Spruch!

Er sprach das Kauderwelsch aus und guckte der Sphäre nach, die aus dem Buch entsprang… Sie stieg empor und implodierte… Ein Wolkenbruch entstand und es fing an zu regnen… Blitz und Donner gaben ihre Macht zum Besten, der Wind peitschte durch die Bäume und der Wolkenbruch (Typ Noahs Flut) klatschte auf den Boden und löschte das Feuer… Nur die wasserfesten NAFs (wfNAF (Wasserfeste Nichts abfackelnde Fackel)) gingen nicht aus… Der Regen um den scheinbaren Geist gefror.

“Da oben auf dem Baum! Jemand hat Magie eingesetzt!” -Die übersetzten Worte des Fetten, der einen Backstein in die Beißer bekam. Der Geist (?) schien die Botschaft verstanden zu haben und feuerte einen eisigen Strahl hinauf…

Trumon schlug seine Spinne weg und wurde sogleich eingefroren… Er bemühte sich, nicht ohnmächtig zu werden… Dass er sich auf einmal in seinen Geist zurückzog, war ein Anzeichen darauf, dass er es vermasselt hatte…

“Die UKs (Undefinierte Kindersicherung) erlaubt es nicht, dass du dich in deinem Alter frei nach Lust verwandeln darfst… Es sei denn, du befindest dich bei Vollmond in Schwierigkeiten…” Irgendeine vertraute Stimme sprach zu Trumons Geist(/Seele)… “Und dem ist gerade so. Tja, have Fun.”

Trumon wachte auf… er befand sich in einem Eisblock… Auf einmal schmerzte ihn alles… Stellen im Eis verdunkelten sich, veränderten ihre Struktur… Er selbst schien sich irgendwie zu strecken, was sehr Schmerzhaft war… Das Eis bröckelte, seine Augen fingen an zu glühen… Rüstung entstand, dunkle, schwach weiße Rüstung… Der Großteil jedoch war schwarz…

Obwohl er irgendwie nicht an Umfang zunahm, fühlte er sich doch irgendwie um zehn Tonnen schwerer… Das Eis sprang auf und ließ den vernebelten Blick auf eine Kreatur in Ganzkörperrüstung da… Naja, die Rüstungsteile waren von dunklem Stoff überzogen, und die Kreatur trug eine Kutte, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein…

“Was ist das denn für ein Schweinepriester?” bibberte es zischend hervor…

Trumon kam nach und nach wieder zu Bewusstsein… Er fühlte sich irgendwie… Groß… und um zwanzig Tonnen schwerer… Und ihm war kalt. Es regnete. Es war nass. Und irgendwo schlug ein Blitz ein. Er fing zu allererst mal damit an, seine Gedanken zu sortieren…

Also er war bis vor Kurzem eingefroren, weil eine Stimme meinte, die UKs funzt nicht bei Vollmond, solange er sich in einer schwierigen Situation befand… Er nahm auf einmal an Größe zu und sein Gewicht verhundertfachte sich mindestens… Nun starrte er auf eine seltsam durchscheinende Kreatur hinab und ordnete seine Gendanken, während er von allen Seiten mit Schwertern, Speeren, Äxten, Pfeilen, Beilen, Steinen und dergleichen angegriffen wurde und von alle dem nichts mitbekam… Ihm kam das Bedürfnis, ihnen mal so richtig den Hintern zu versohlen… Er lehnte den Gedanken dankend ab und gab jedem, der ihn eine überziehen wollte, die Faust in’s Gesicht. Dann ging er.

Leya ging hinaus… Sie dachte an früher… Sie fing mehr oder minder an zu weinen…

Trumon ging weiter… Er wusste selbst nicht, wohin er ging… Er wollte einfach nur weg. Dann kam er an einen Strand… Er trat auf den Sand… und sank ein. Ihm war es völlig wurscht. Halb im Sand eingegraben begab er sich in Richtung Stadt… Er konnte immer noch nicht klar denken… Alles in seinem Kopf war vernebelt…

Leya ging am Strand entlang… Sie sah sich um… Und blickte einen Enderman an. Es war ihr gleichgültig und sie schaute weg. Sie ging weiter, immer weiter… Der Enderman stalkte ihr hinterher. Sie ging immer weiter… bis sie irgendwann die Stadt verlassen hatte… Und hörte irgendwann ein Stampfen und ein klirren… Sie stoppte erstaunt. Der Enderman stoppte auch. Er bekam Angst und verschwand… Leya war nicht grad wohl zumute…

Trumon stampfte immer weiter… Er war jetzt bis zum Hals im Sand eingegraben… und ging einfach weiter… Vor ihm kam eine Gestalt in Sicht… Er trat auf etwas, was sein Gewicht hielt und kam nach und nach aus dem Sand empor… Mit den Eisenstiefeln im Sand steckend guckte er schräg auf ein Mädchen mit schwarzen Haaren hinunter… Er versuchte sich zu erinnern…

Leya guckte hinauf… Eine große, Furcht erregende Gestalt mit rot leuchtenden Augen guckte schräg auf sie runter… Dann bückte sie sich… Sie waren jetzt auf Augenhöhe. Es musterte sie immer noch. Sie konnte sich nicht rühren, so sehr sie es auch versuchte… Dann bewegte sich die Kreatur auf einmal nach hinten… Sie verschränkte die Arme und ließ den Kopf schief hängen… Leya tat das gleiche.

Trumon fiel es auf einmal wieder ein: “Oh, guten Morgen, Leya. Warum schaust du so traurig drein?” Irgendwie schien er Verwunderung in ihrem Gesicht ausgelöst zu haben… Trumon wurde müde… und wandelte sich auf einmal zurück…

Leya erschrak… Nicht, dass sich die Kreatur auf einmal in Trumon verwandelte, sondern, dass sie irgendwie wusste, dass sie das wusste… Trumon entschuldigte sich und schleppte sich an ihr vorbei. Sie nahm die Entschuldigung an und ging weiter den Strand entlang… Und guckte sich den Strand an. Sie dachte an ihre Vergangenheit… Und an ihre Familie…

Als Trumon zu Hause ankam, bekam er Anschiss… und zwar richtigen… Da sich aber noch der Großvater im Hause befand, war der Ton noch gemäßigt… Sein Vater wollte nicht, dass sein Vater von ein paar … Meinungsverschiedenheiten erfuhr. Trumon wollte einfach nur pennen.

Leya ging immer noch den Strand entlang… Dann fiel es ihr ein… In Briefen ihres Vaters stand, dass jemand aus ihrer Familie sie besuchen käme… Jemand, den ihr Vater zum Studium fortgeschickt hatte… Ihr Stimmung heiterte auf.


Teil 17

Leya kam Freude ausstrahlend bei ihr zu Hause an. Sie bekam Besuch! Besuch, den sie sehr mochte. Sie scherte sich nicht um ihren Vater, sondern ging auf dem direkten Weg in ihr Zimmer und suchte sich was zum Anziehen…

Trumon war nicht mehr müde… Er hatte seine Gedanken erfolgreich sortieren können und dachte über das Geschehene nach… Er hatte sich in eine zwanzig Tonnen schwere, verrostete Rüstung verwandelt, Banditen verkloppt, eine transparente Kreatur gesehen, die alles im Umkreis gefrieren ließ, war im Sand eingesunken und hatte Leya guten Tag gesagt…

Ferner konnte er sich daran erinnern, dass eine ihm seltsam bekannte Stimme sagte, dass die ‚UKs‘ ausnahmsweise ausgefallen ist… Was auch immer das sein soll.

“Trumon, ihr Vater wünscht euch zu sprechen.” Das Kind packte seine Gedanken beiseite und ging zu seinem Vater… Er befand sich in der guten Stube… Und schien etwas verlegen zu sein…

“Guten Tag, mein Sohn, wie war dein Spaziergang? Hast du die Landschaft genossen?” Er wusste bereits die Antwort… Und die schien ihn nicht zu bewegen… Trumon blieb still… Sein Vater sprach weiter und klang ein wenig verlegen… “Ich sollte dir zuerst sagen, dass uns demnächst ein sehr guter Schwertkämpfer besuchen kommt, doch ich möchte noch was anderes mit dir besprechen…”

Leya hatte sich umgezogen… Statt einem weißen Sommerkleid trug sie jetzt ein schneeweißes Sommerkleid… Ich kann auch keinen Unterschied feststellen, Leute. Sie ging zum Haupteingang und wartete am Atrium…

Mittag. Im Wald schien es zu regnen, doch der Pfad durch den Wald war nicht vom Regenschauer betroffen… Ein gräulich-blau-haariges Kind, Junge, nach Schätzungen zwölf Jahre alt, stapfte den Pfad entlang… Er war mit einem Langschwert bewaffnet und trug ein Band, bestückt mit lauter Enderperlen, in seinem Beutel… Er wirkte rau, stur, aber auch diszipliniert. Er trug eine bläulich-graue Kutte und hatte sich die Kapuze übergezogen… Von seinem derzeitigem Gefühlsstand wirkte er müde, hungrig, aber auch ein wenig neugierig. Erfahrung spiegelte sich in seinen bläulich-grünen Augen wider.

Ihm folge ein junges Mädchen, Schätzungen zu Folge ebenfalls zwölf Jahre alt… Sie besaß schwarze Haare mit weißen Strähnchen im Gesicht… und sah Leya verdammt nochmal ähnlich. Allerdings hatte sie blaue Augen… ohne diesen schwarzen Punkt in der Mitte, doch das schien sie nicht zu stören. Sie trug ein schneeweißes Sommerkleid und hatte ein weißes Schleifchen in den Haaren, die ein paar Haare zu einem Zopf formten. Sie wirkte sehr glücklich.

Die Tore von einer Stadt am Meer (von dessen Bürgern Wolfshafen genannt) kamen in Sicht… Der Junge fing ein Gespräch mit dem Mädchen an. “Schau sich das mal einer an, wir kommen doch früher als geplant an, Lyra. Freust du dich auf das Wiedersehen mit deiner Schwester?”

Lyra, wie das Mädchen anscheinend genannt wurde, nickte. “Ich habe sie seit vier Jahren nicht mehr sehen können… Mein Vater wollte unbedingt, dass ich beim Eldermann persönlich die Handelsgrundlagen erlernen soll, weil er es angeboten hatte… Das hab ich dann gemacht. Der Abschied war sehr kurz… Ich musste mitten in der Nacht aufbrechen… Ich konnte gerade mal einen Brief schreiben. Wie schaut es mit dir aus, Morrison?”

Der Junge blickte in Richtung Meer… “Ich habe meinen Bruder kaum zu Gesicht bekommen… Immer sollte er seinem Vater als Vorzeigefunktion arbeiten… Ich dagegen sollte Admiral werden. Ich wurde schon mit drei darauf getrimmt, Schwertkämpfer zu werden… Mein Bruder hingegen las Bücher… Viele Bücher. Aber wenn er sich rausschleichen konnte, hat er ab und zu einen kleinen Holzstabschwertkampf gegen mich ausgefochten… und verlor… dafür sah ich im Schach alt gegen ihn aus.” Er lachte.

Lyra lächelte ebenfalls. “Meine Schwester mochte das Meer. Sehr oft konnte man sie am Strand antreffen. Ich dagegen mag Parkanlagen lieber. Der Duft von Blumen und gemähtem Rasen… Blumen mochte sie auch.” Sie kicherte. “Einmal war sie nicht gut drauf und ein Creeper schlich sich von hinten an sie an… Als dieser zischte, ist Leya explodiert und hat dem Creeper erst einmal Manieren beigebracht. Seitdem versucht nicht ein einziger dieser armen Wesen, sich in ihrer Nähe in die Luft zu sprengen. Ja, ich freu mich darauf, sie wiederzusehen. Wie ich sie kenne, hat sie bestimmt dasselbe Kleid wie ich an.”

Morrison lächelte ein bisschen. “Mein Bruder ist ein kleiner Protestant. Er hatte, soweit ich weiß, nie versucht, sich den Kleidungsgewohnheiten von Patriziern anzupassen… Und jetzt, wo wir adelig sind… Ich freu mich schon auf den Gesichtsausdruck meiner Eltern. Ich freu mich ebenfalls, ihn wiederzusehen.”

“Weißt du, wo unsere Familien wohnen?”

Morrison schüttelte den Kopf.

Leya stöhnte leise auf… “Ich auch nicht.”

Trumon rannte zum östlichen Stadttor… Sein Bruder kam zurück! Er hatte ihn seit vier Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen… Als sein Vater den Namen seines Bruders genannt hatte und sagte, dass sich dieser wahrscheinlich heute Abend hier einfinden würde, rannte er wie verrückt in Richtung Stadttor und ließ seine Eskorte weit hinter sich. Die Wachen am Stadttor grüßten ihn, er grüßte flüchtig zurück. Leya rannte ihm nach… Sie sahen sich und drosselten ihr Tempo, um miteinander zu reden… Oh, guten Tag. Warum ranntest du denn so?”

Leya keuchte. “Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Meine Schwester kommt von ihrem Studium, wann man es so nennen kann, zurück. Sie hat bei deinem Großvater gelernt.”

Trumon nickte… Er kannte ihre Schwester zwar nicht, doch er konnte sich an einem Schnack mit seinem Großvater erinnern, in dem dieser über ein kleines Mädchen gesprochen hatte… “Oh, die Arme. Mein Großvater ist diesbezüglich sehr streng… Dafür gibt es keinen besseren Lehrer, wenn es ums Handeln geht. Mein Bruder kommt wieder zurück. Er sollte seinen Umgang mit dem Schwert perfektionieren… Am Königshaus von Chris… Ich möchte nicht wissen, was er da durchgemacht hat, aber wie ich ihn kenne, hat den Schwertveteranen ein paar Lektionen erteilt. Hoffentlich muss ich kein Schwertkampfduell gegen ihn austragen.” Er lachte.

Morrison und Lyra sahen zwei Kinder auf sie zukommen… Diese schienen von ihren Geschwistern zu reden… Ein Junge und ein Mädchen, die ihnen sehr ähnlich sahen… Die vier sahen sich… Und erschraken.


Teil 18

Die Kinder sahen sich an… Zu aller erst starrten sie den Gegenüber an, dann den, mit denen sie hergekommen waren… Dann kam ein Laut heraus…

“Ist das dein/e Bruder/Schwester?” Sie redeten gleichzeitig… Sie hielten kurz inne, und dann sprachen sie weiter… “Klar, wir sind Zwillinge. Was macht ihr hier? Wir wollten euch treffen. Warum reden wir alles gleichzeitig?” Die vier verstummten…

Dann fing Morrison an zu reden. “Das ist mir aber neu, dass sich mein Bruder eine andere Augenfarbe zugelegt hat… Wie kommts?”

Trumon schüttelte den Kopf… “Lange Geschichte… Es geschah auf jeden Fall ohne mein Einverständnis… Nettes Schwert.”

Morrison guckte es sich respektvoll an. “Mir gefällt es auch. Hab es mir selbst schmieden müssen, und Blade hier ist das Ergebnis. Ich bin sehr stolz drauf.”

Trumon schüttelte leicht ungläubig den Kopf. “Dass sie schon Kinder an offene Feuerstellen lassen, damit diese Weltuntergangswaffen herstellen…” Er lachte, sein Bruder ebenfalls.

Leya und Lyra hörten den beiden amüsiert zu. Dann tauschten sich die beiden aus. “Nettes Schleifchen. Steht dir nicht mal schlecht.”

Lyra nickte. “Danke. Ich hab sie vom Eldermann geschenkt bekommen, damit ich einen besseren Eindruck machen sollte. Mir gefällt sie. Wie ist es dir mit unserem Vater ergangen?”

Leya guckte beschämt zu Boden… “Ich habe das Gefühl, dass er mich nicht haben möchte… Seit unsere Mutter…” Sie brach den Satz ab… “Vor kurzem hat mich ein Zombie nicht gerade nett von der Seite angestöhnt… Ich habe ihm meine Meinung gesagt, doch der hatte einfach nur ungläubig weitergestöhnt und hat mich allein gelassen… Ähm…”

Lyra wusste, was sie damit meinte… “Schickes Kleid. Welche Farbe?”

“Schneeweiß.”

“Oh, trag ich auch. Zwei Seelen, ein Kleidungsstil, oder?” Sie kicherte.

Trumon und Morrison hörten den beiden zu… und waren neugierig… Die Schwestern hatten nie etwas über ihre Mutter erzählt, doch sie wollten auch lieber nicht fragen… Dann wandte sich Trümmer wieder Morrison zu. “Mein Vater ist umgezogen… Als Adliger wollte er nicht mehr in dem Haus eines Patriziers leben… Jetzt leben wir in einer festungsähnlichen Villa am Meer… Vater hat es so eindruckend und umwerfend wie möglich aufgebaut…” Er schüttelte schweigend seinen Kopf… “Ich finde es nicht so gut.”

Morrison nickte einverständlich. Er kannte den Tick seines Vaters ebenso gut wie sein Bruder… “Aber gegen Lyras Vater soll das noch gar nichts sein, wie ich hörte…”

Leya und Lyra nickten… “Das ist schon fast Selbstverliebtheit, was er darbringt… Überall kann man sein persönliches Wappen sehen: Ein schwarzer Löwe auf goldenem Grund… Es trifft nicht so ganz auf unseren Geschmack. Fehlen nur noch Statuen von ihm selbst…”

Die vier gingen in das Stadtzentrum… Bürgerhäuser reihten sich aneinander, überall sah man spielende Kinder in ihrem Alter… Auch Diebe, Waffenhändler und Gaukler waren dabei… Und ein Krübismaskenstand (Kms) war dabei… Und ein Gorilla mit DK-Krawate… Der Kms nahm aber die meiste Aufmerksamkeit der Menge auf sich. Die Mädchen (Lyra, Leya folgend) nahmen einen Umweg über einen Becker, um ein Stück Torte zu essen, die Jungen gingen nach Hause.

Willhelm schien nicht gerade erfreut darüber, dass Trumon (mal wieder) keine Eskorte mitgenommen hatte, doch Trumon sagte ganz einfach, dass sein Bruder schon gut auf ihn aufpassen könnte, immerhin soll aus ihm ja ein General werden. Morrison blickte währenddessen recht zuverlässig, rau, diszipliniert und stur drein… Also sein Normalzustand. Ihr Vater gab nach. Trumon sollte Morrison dessen Räumlichkeiten zeigen… Die beiden nickten sich zu und gingen los…

Trumon befand sich jetzt in einem Flügel des Hauses, den er nur flüchtig besucht hatte… Es handelte sich um einen Trainingsflügel mitsamt einer kleinen Bücherei über Kampftechniken… Dann kamen sie zu Morrisons Zimmer… Es befand sich anders als Trumons Zimmer im Erdgeschoss. Die beiden traten ein…

Der Boden bestand teilweise aus Sandel-, Teilweise aus Baumstammholz. Die Wände bestanden aus Bambusholz und Baumstämmen… Die Decke bestand aus hellen Holzplanken… An den Wänden waren Halterungen, an denen man Schwerter, Bögen und Köcher Hängen konnte… Alles auf Morrison ausgelegt. Es gab sogar eine Tür zu einen der größeren Trainingsanlagen… Und wie sie ihre Eltern kannten, gab es auch eine kleine Übungsarena…

Morrison guckte sich ungläubig um… “Die wollen wirklich, dass ich Admiral werde… Naja, ich auch.” Er lachte.

Trumon auch. Etwas in ihm kam auf einen fast lebensmüden Gedanken… “Morrison, wie wäre es mit einem kleinen Trainingskampf?”

Morrison guckte ihn ungläubig an… “Mit welchen Waffen? Ich erinnere nur ungern an früher.”

Trumon nahm ein Buch heraus… Morrison wurde auf einmal ganz ernst…


Teil 19

Trumon las das Buch… und steckte es wieder weg… Es handelte sich um Schwerttechniken und wie sie zu Blocken waren… Dieses Wissen würde er brauchen.

Morrison warf ihm ein Übungsschwert in die Hände, er selbst führte schon eines in der Hand… Trumon wusste auf einmal nicht mehr, warum er ihn herausgefordert hatte… Sie gingen in den Nebenraum.

Willhelm hatte den Übungsraum sehr komplex aufbauen lassen… In der Mitte befand sich eine Arena, aus Sand und Holz erbaut. Schalter waren angebracht, um die Beschaffenheit des Arenabodens zu ändern… Es gab Stein, Sand, Laub, Eis, Schnee und Sumpf zur Auswahl… Sie nahmen Sand.

Ein Trainer, der zufälligerweise anwesend war, spielte den Typen, der die Leute ausschimpft, wenn diese etwas falsch gemacht hatten. Und er machte den Countdown: „3…2…1…Let’s Fight!“

Sofort sprang Morrison mit einem riesen Satz und gezücktem Schwert auf Trumon zu, doch dieser blockte. Morrison vollführte einen Rückwärtssalto und schoss wieder auf seinen Gegner, der den Schwerthieb abermals blockte… In einer Drehbewegung ließ Morrison sein Schwert auf Trumon sausen, der sich duckte, abrollte und in zwei Metern Entfernung wieder in die Passivhaltung überging… Trumon staunte…

Morrison ließ nicht locker: Er schoss abermals auf Trumon zu, der wiederum den Angriff parieren konnte… Morrison schlug nochmals zu, nur, um dann im nächstem Augenblick hinter Trumons Rücken zu rollen, der sich jedoch mit einer gekonntem Salto rückwärts hinter Morrison bringen konnte… Er Schlug zu… Und wurde pariert… Morrison hatte sich schnell umdrehen können und drückte jetzt sein Schwert gegen das von Trumon… Trumon drückte sein Schwert gegen das von Morrison… keiner wollte nachgeben… bis Morrison Trumons Kraft als Sprungbrett missbrauchte und in die Höhe schoss, um dann wieder mit gezücktem Schwert auf ihm hinunter zu sausen… Trumon blockte zwar, fiel aber nach hinten zu Boden… Er rollte sich ab und konnte Morrisons Hieb knapp entkommen… Es waren zwar Übungsschwerter, doch Morrison konnte dennoch viel mit diesen Schwertern kaputt machen… und verletzen.

Leya und Lyra kamen an ihrem Haus an… Und meldeten sich sogleich wieder ab. Die beiden wollten Trumon und Morrison besuchen. Weit war es nicht, doch die beiden nahmen einen Umweg über den Stadtpark. Sie unterhielten sich.

Leya: “Wie erging es dir denn bei Jakob?”

Lyra kicherte. “Die Strombergs sind sehr gute Geschäftsleute und Schachspieler… Der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Jakob war zwar streng, aber gleichzeitig sehr nett. Ich mag ihn. Am ersten Tag hat er mich gleich auf eine Expedition mitgenommen und versucht, mir die Weltgeschichte in drei Stunden beizubringen… Merken konnte ich mir das leider nicht, daher dauerte es etwas länger. Immerhin gab es guten Tee…”

Lyra hörte ihr zu, kommentierte ein paar Sätze und lachte. Dann kamen sie am Anwesen von Trumons Eltern an. Es war später Abend… Und die Haarfarben der beiden änderten sich auf einmal… Leya war nun schwarzhaarig, Lyra weißhaarig… Lyra machte ein fragendes Gesicht… “Warum ändern unsere Haare abhängig der Tageszeit ihre Farbe? Ich versteh das einfach nicht…” Leya nickte zustimmend… Doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken… Es machte sie nur traurig…

Sie traten ein… Nachdem sie gefragt hatten, wo den Trumon und Morrison wären, wurden sie in einen ihnen unbekannten Abschnitt des Hauses geführt… Und standen jetzt vor einer Tür… Geräusche eines Kampfes waren zu vernehmen… Die beiden traten ein…

Drei Stunden müsste es nun her sein… Trumon war dennoch noch nicht ausgelaugt und parierte weiter… Morrison konnte man nicht den leisesten Schimmer an Müdigkeit ansehen… Er kämpfte verbissen weiter. Trumon konnte eigentlich nichts weiter tun als parieren, was ihm erstaunlicherweise immer gelang… Dabei war er eigentlich ein lausiger Schwertkämpfer… Dennoch konnte er kein Muster in den Bewegungen seines Bruders wahrnehmen: jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, seinen Bruder durchschaut zu haben, machte dieser etwas vollkommen anderes… Doch dann sah er seine Chance!

Sein Bruder schien fast unmerklich nachzulassen… Morrison kämpfte etwas passiver. Oder schien die Zeit für ihn etwas langsamer zu verlaufen? Was es auch war, er stürmte jetzt auf seinen Bruder los und schleuderte eine Salve an Schwerthieben auf ihn… Was zur Folge hatte, dass Morrison gleichermaßen Schwerthiebe auf ihn niederregnen ließ… Zuletzt krachten ihre beiden Schwerter zu hart aufeinander.. sie zerbrachen. Unentschieden… Trumon fiel erschöpft auf den Boden… Morrison ebenfalls…

Morrison keuchte… “Wie bist du nur so gut geworden? *Keuch*”

Trumon keuchte ebenfalls… “*Keuch* Ich habe… keinen blassen Schimmer…”

Die zerbrochenen Übungsschwerter steckten im Sand… Zwei Mädchen kamen auf sie zu.

Leya ging (mit Popkorn in der Hand?) auf Trumon zu… “Oh, gerade, als es spannend wurde. Hab gar nicht gewusst, dass du so gut mit dem Schwert umgehen kannst.” Lyra ging zu Morrison und half ihm auf… Dieser lehnte dankend ab und ruhte sich weiter auf dem Boden aus.

Trumon antwortete… “Normalerweise kann ich auch nicht mit dem Schwert umgehen… Und die meiste Zeit über hab ich ja auch nur geblockt…” Trumon war verwirrt… Er hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert war…


Teil 20

Die Nacht brach herein… Der Halbmond hing über dem Horizont und die Wölfe fingen das Jaulen an… Eine Stunde vor Mitternacht. Des Städtchens Kinder seilten sich von ihren Zimmern ab, öffneten einen Durchgang im Park und verschwanden in den Katakomben. Die Katakomben führten aus der Stadt hinaus in den Wald. Spinnen warteten auf sie und sie ritten zum Friedhof…

Auch unsere vier Hauptartorganisten machten sich auf dem Weg hinaus… Wie jeden Monat. Für Morrison und Lyra war es jedoch das erste Mal. Als die vier das östliche Stadttor erreichten, nutzten sie den Vorsprung, um hinauf zu gelangen… Morrison hatte sein Schwert dabei, für den Fall der Fälle.

Trumon sprach mit ihnen. “Bitte seit nicht allzu geschockt von dem, was die Nachbarskinder alles anstellen. Und Morrison: bitte versuch nicht, uns vor Monstern zu schützen… Wir haben unsere eigenen Methoden, mit ihnen fertig zu werden.” Er lachte.

Ein Kreischen eines Insekts ertönte und eine große Spinne erschien… Trumons Reitspinne. Morrison war geschockt, aber irgendwie auch glücklich zugleich. “Ist… Ist unsere Freundin wirklich so groß geworden? Das ist aber lange her.”

Die Spinne krabbelte zu ihm herüber und ließ sich kraulen… Und sprach in einem wirren Kauderwelsch mit dem Admiral in Ausbildung. Trumon übersetzte. Lyra stand kreidebleich daneben und sah all dem zu… Sie hatte des Nachts immer sehr viel Angst vor Monstern. Eine zweite Spinne pirschte sich von hinten an sie heran. Lyra erstarrte.

Leya guckte freudig zu und bemerkte die zweite Spinne, die wohl gern etwas zu Fressen haben wollte - von ihrer Schwester. “Schwester, gib dem Oktopoden hinter dir doch ein paar Kekse. Wenn du das machst, brauchst du dich nicht mehr vor ihr fürchten… Sie möchte doch nur etwas zu knabbern, Streicheleinheiten und spielen. Glaub mir, vor ihr brauchst du dich nicht fürchten.”

Lyra holte vorsichtig ein paar Kekse aus ihrem Inventar und hielt sie ängstlich dem Rieseninsekt vor die Beißwerkzeuge… Die Spinne schnappte ihr den Krümelkram aus den Fingern und knabberte, während Lyra zurückschreckte. Nach dem Fressen rieb das Insekt dessen Kopf an Lyras Beinen, welche erschauderte. Leya befestigte in der Zwischenzeit einen Sattel auf der achtbeinigen Kreatur.

Danach redete sie mit den Brüdern. “Hey, helft mir mal.” Sie deutete mit einem Nicken auf ihre Schwester, die immer noch erschauert dastand und ein ängstliches Gesicht machte… Morrison und Trumon gingen lächelnd auf sie zu und setzten sie auf den Sattel… Lyra war jetzt noch ängstlicher und geriet fast in Panik… Da saß sie auch schon auf der Spinne. Sie kämpfte gegen ihre Panik an. “Leute, was soll das? Lasst mich bitte runter! Holt mich von hier runter! Bitte!”

Da rannte die Spinne auch schon los. Sie trug die schreiende Lyra auf ihrem Rücken davon… Richtung altem Friedhof. Leya kicherte. “Ups, sie scheint eine Chilli-Spinne abbekommen zu haben. Die rennen schneller als die anderen. Los, folgen wir ihnen.” Die Spinne der Stromberg-Kinder knirschte zustimmend, rammte Morrison und nahm diesen auf ihren Rücken mit. Die beiden anderen folgten.

Lyra hatte sich auf dem Sattel ängstlich zusammengekauert… Sie befand sich in einer Höhle… Einer tiefen, feuchten, mit Moos bewachsenen Höhle. Kürbismasken tragende Kinder auf Spinnen schauten sie an… Und begrüßten sie.

Junge: “Oh, hallo Leya. Wie gehts dir denn so? Warum hast du dich zusammengekauert?”

Mädchen: “Du hast doch sonst keine Angst. Was ist denn los?”

Lyra: “Aber ich…”

Just in diesem Moment kam Morrison hinein mir seiner Spinne hinein. Die Kinder bemerkten auch ihn.

Etwas fülliger Junge: “Guten Abend, Trumon. Dich haben wir aber seit langem nicht mehr zu Gesicht bekommen.”

Morrison: “Jetzt wartet mal, ich bin…”

Jetzt kamen Trumon und Leya hinein, einen Beutel mit sich schleppend. Die Kinder starrten verwundert auf die vier…

Lumpen tragendes Mädchen: “Moment mal, seit wann gibt es euch denn zweimal?”

Trumon klärte die Lage…

Kleiner Umschlag in der Szenerie

Schneebedeckte Gipfel, eisiges Schneegestöber… Ein Wesen in einer Feurig roten Rüstung stapft hindurch… Das Eis und der Schnee um ihn herum verdampft… Es ruft mit einer Stimme eines Mannes heraus. “Hey, Everest! Ich fordere dich heraus!” Die Worte hallten über das Weite Meer aus Schnee und Eis hinaus und echoten umher…

Eine Antwort eines alt erscheinenden Mannes hallte zurück. “Wer will zum Nikolaus? Der wohnt zwei Berge weiter links.”

Das Wesen in Roter Rüstung wurde hitzköpfig und wütend. “Du seniler alter Narr, ich fordere dich heraus!”

Wieder hallte eine Antwort zurück… “Ich hab dir doch gesagt, der Nikolaus wohnt zwei Berge weiter links!”

“Oder willst du mich herausfordern?” Diese letzten Worte waren klangen so deutlich, als wäre der Everest direkt neben dem Hitzkopf… Der Hitzkopf drehte sich um und sah Everest neben sich. Das feurige Wesen sprach ohne ein Zeichen von Verwunderung weiter. “Ja! Ich möchte dich herausfordern! Hier in diesem Tal! Auf das du mein flammendes Schwert zu spüren bekommst!”

Everest dachte nach. “Okay, ich bin einverstanden, doch lass uns den Kampf ein wenig verschieben… Ich möchte den Nikolaus ein wenig ärgern. Kommst du mit?”

Der Hitzkopf stimmte dem freudig zu und so machten sich die beiden zum Nikolaus auf, um ihn zu ärgern.

Beim Nikolaus

Der Nikolaus wusste, was ihm bevor stand… Als Vorbeugung kochte er ein paar Tannen Tee und bereitete heiße Schokolade zu.

zurück unterm Friedhof

Trumon hatte fertig erzählt und die Kinder stellten sich zum Spinnenrennen durch den verwüsteten Pfad an… Auch Morrison und Lyra waren dabei… Leya und Trumon konnten sie irgendwie dort hinschieben… Sie hatte immer noch panische Angst… Ein paar Creeper machten das Startzeichen: „Zisch…Zisch…Zisch…BOOOOM!“

Ein Teil der Mauer wurde weggesprengt und die Spinnen rannten los! Die ersten drei bekamen jeweils einen goldenen Apfel, der Rest bekam normale. Ihr Lager war voll von Äpfeln… und die waren noch nicht mal verfault! Ziemlich haltbar, diese Früchte.


Teil 21

Lyras Chilli-Spinne rannte durch die Gänge, als wäre sie von einer Tarantel gestochen worden… Geröll lag überall herum, doch die Spinne störte dies wenig… Sie kroch durch eingestürzte Pfade mit niedriger Deckenhöhe oder sprang über Abgründe… Sie kannte den Weg in’s Ziel.

Lyra hingegen bekam immer wieder Panikattacken und wäre am liebsten abgesprungen, wäre da nicht überall etwas, was sie schwer verletzen würde… Scharfkantige Steine, Lavabecken, Abgründe… und niedrige Decken… Sie musste sich die ganze Zeit geduckt halten, ansonsten bekäme sie die Decke an den Kopf… Außerdem raste ihre Spinne mit mindestens Schallgeschwindigkeit durch die Gänge… Lyra hatte Angst. Sie wollte einfach nur, dass es aufhörte… Sie wagte einen flüchtigen Blick nach hinten… keiner da. Waren sie wirklich so schnell?

Morrison’s Spinne rannte mit geschätzten drei Kilometern pro Stunde weniger durch die Gänge… Lyras Spinne hatte sofort von Null auf Hundert beschleunigt und war ihnen vorgelaufen… Er konnte nur noch ihre Schatten vor sich wahrnehmen… Kurz hinter ihm befanden sich die anderen Kinder… Sie waren auf den Sieg fixiert… Besonders einer war nicht zu unterschätzen… Mischael! Aus irgendeinem Grund nennen sie ihn Mischael, obwohl er Michael heißt… Er stieß sich immer wieder seinen Kopp an der niedrigen Decke, weshalb ihm seine Chilli-Spinne auch nicht gerade gut zum Sieg führen konnte… Morrison guckte sich nun seine Reitspinne an… Sie war leicht bläulich… Im geduckten Zustand versuchte er, sich die Spinnenseite der Enzyklopädie der Insektenarten aufzurufen… Darin hieß es, dass bläulich gefärbte Spinnen Höhlenspinnen seien, die ihre Opfer mit einem sehr wirksamen Gift vergiften könnten… Allerdings sind diese relativ klein, doch Trumons und seine Spinne war genauso groß wie eine Otto-Normal-Spinne… Naja, egal…

Das Ziel kam in Sicht… Lyra atmete erleichtert auf… Gleich hat sie es geschafft. Vor dem Ziel sah sie eine Schlucht, auf die ihre Chilli-Spinne direkt zulief… Die Spinne sprang, krabbelte an der gegenüberliegenden Schluchtwand hoch und stolzierte in das mit Glühsteinen ausgekleidete Ziel… Erster. Die Spinne hielt an und Lyra ließ sich erschöpft zur Seite fallen… Leya fing sie auf.

Sekunden Später traf Morrison an der Schlucht ein… Die Spinne lief rückwärts, sprang, schoss einen Klebefaden an die Decke und schwang auf die andere Seite, drehte sich noch in der Luft auf die richtige Seite, kam auf den Boden auf und lief in’s Ziel… Zweiter. Er kraulte seine Spinne. Er war glücklich.

Mischael kam als dritter an, zusammen mit dem weiteren Mob aus Kindern und Spinnen. Ohrenbetäubendes Gekreische… Sie stiegen von den Spinnen. Die Spinnen machten sich über das Buffet aus Kuchen, Äpfeln und Gammelfleisch her. Danach waren die ruhig und verschwanden. Die Kinder kürten die Sieger, welche jeweils einen Goldenen Apfel in die Hände gedrückt bekamen… Dann aßen sie Äpfel… Viele Äpfel.

Trumon guckte von einem Vorsprung über der Haupthöhle zu… Er hatte keinen Hunger. Aber er freute sich über das Ergebnis. Er fand Lyra im Tumult… Sie hatte immer noch Angst. Neben ihr stand Leya, die versuchte, sie zu ermutigen und ihr gut zusagte. Morrison stand daneben, als moralische Unterstützung. Vor Lyra auf dem Holztisch kroch ein Silberfisch zu ihr und wollte Fressen… ‘Silberfisch?’ Dachte Trumon entsetzt… Er guckte von seinem Ausguck nach unten… Der Boden sprang auf und es kamen nach und nach Silberfische raus… Diese fielen über das Essen her, doch was Trumon mehr Sorgen bereitete: Der Boden verschwand unter seinem Vorsprung… Fehlte nur noch, das…

Plop, Plop, Ploploploplolploplp… Trumon fiel in die Tiefe…

Umschlag in der Szenarie

Zwei rüstige Rüstungsträger in Frostblau und Rot standen vor einem Schneebedecktem Haus mit einer schneebedeckten Tür auf einem schneebedecktem Berg, der neben weiteren schneebedeckten Bergen in einer schneebedeckten Gebirgskette im Blizzardgebirge stand… Everest klopfte an…

“Niemand zu Hause.” Drang es aus der Tür…

Der Hitzkopf und Everest schauten sich enttäuscht an… “Schade, niemand zu Hause…” Dann gingen sie.

Der Nikolaus atmete auf… “Puh, der Trick hat geklappt.”

Eigentlich wussten die beiden, dass im Haus jemand war, der, wie wir ja wissen, der Nikolaus, der sich mit Tee und heißer Schokolade, die sehr schmackhaft war, verschanzt hatte, war. (Bitte Satz erneut lesen, bis ihr ihn versteht. ^^) Die Beiden hatten aber keinen Bock mehr, ihn zu ärgern, und so gingen sie wieder ins Tal, suchten sich eine freie Stelle, tranken ein paar Tankladungen heiße Schokolade und schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein… Nachdem beide im Schach hundert Mal verloren hatten, wurde es ihnen zu blöd und sie griffen dann wirklich zu den Waffen… Der Kampf ging unentschieden aus, weil beide auf einmal für kleine Leute mussten…

Zurück bei unserer langweiligen Hauptstorry (^^)

Trumon fiel, und fiel, und fiel, bis er auf eine im fünfundvierzig Gradwinkel angebrachte, federnde Steinplatte traf, Aua machte, zur Seite fiel und sich an Obsidianblöcken in die Ohnmacht aufprallte… Er war ohnmächtig… Ein Funke traf auf einen der Obsidianblöcke, welcher mit einen violetten Schimmer versetzt wurde und es entstanden paradimensionale Anomalien… Dann zerbrachen sie… Trumon war weg.

Morrison hatte alle Hände voll zu tun. Hunderte an Silberfischen wollten an der Party teilhaben und fraßen nach und nach alle Vorräte weg… Die Kinder waren mit Wassereimern bewaffnet und versuchten, die Insekten wegzuspülen… Es klappte… Allerdings wurden auch viele Kinder weggespült. Darum hatte sich Morrison mit Spinnenseidenstricken (SpSS) bewaffnet und warf sie den in Not geratenen Kindern hin… Die Höhle wurde evakuiert.

Draußen schaute er sich um… Leya war da, Lyra war da, ein Haufen Kinder war da, der einzige der fehlte war Trumon… “Vielleicht ist er schon nach Hause gegangen.”


Teil 22

“Guten Abend, Master Morrison. Wie war Ihr Spaziergang?” Ein Butler begrüßte ihn… Morrison jedoch begann zu fragen. “Ist mein Bruder bereits zurück?”

“Master Trumon ist derzeitig leider nicht anwesend, wir dachten, er sei mit euch losgegangen.” Morrison schien besorgt…

Umschlag der Szenerie

„Hitze, Feuer, noch mehr Hitze, Lava, Fälle, Lavafälle, Abgründe, Hitze, Trockenheit, Monster, schon wieder Hitze, Pilze, komische Plateaus, noch mehr Monster, wieder Hitze, Schweinepriester, Trumon, Festung, Hi… Moment mal, Trumon? Was macht der denn hier?” Luzifer alias Satan alias Teufel alias wie man ihn sonst noch nannte war verwirrt… Trumon war kein Sünder, und diejenigen, die keine Sünder waren, konnte er nicht gebrauchen. Warum ist also jemand, der kein Sünder ist, hier an diesem gottverdammten Ort?

Er erhob sich aus seinem Thron, ging die Gänge ab, sah die Räume mit den Folterbänken, Guillotinen, Prangern, Galgen, Kuchen, Bäumen und Massagesesseln und gelangte schließlich zu seiner Doppel-Eingangstür aus Holz. Er trat hinaus und ging erhaben zum Jungen… Trumon war immer noch ohnmächtig… Er träumte… Er träumte von einer schwarz-weißen Welt… Alles, selbst er, war schwarz, grau oder weiß… Grautöne, mehr nicht. Er sah seinen Bruder, Leya, Lyra, seine Eltern, ihre Eltern, Seinen Großvater… Sie alle befanden sich auf einen Friedhof und schauten ihn an… zumindest dachte er das… Trauer spiegelte sich in ihren Gesichtern wieder… “Warum musstest du so früh sterben?”

Trumon konnte diese Stimme nicht identifizieren… Er guckte sich um… Ein Grab… Sein Grab… Er guckte nach unten… Stoff… Rüstung… Rot glühende Augen unter einem Helm starrten ihn diabolisch lachend an… Der Boden spiegelte ihn wieder… Er erschrak, während sich das Abbild aus dem Boden erhob… Er sah sich selbst an… Er war durch und durch menschlich… Das Bildnis türmte sich vor ihm auf… “Wer bist du?” Drang es aus Trumon raus…

Das Wesen lachte diabolisch… “Gwuahaha! Das müsstest du aber doch wissen! Ich schlummere in dir, mein Freund. Ich bin du! Das einzige, was uns voneinander unterscheidet, ist, dass ich ein Phantom bin. Und du wirst dich in mich verwandeln.” Es grinste noch mehr. “Mag sein, dass dich die Uks in der Welt Paters dich schützt, doch hier besitzt sie keinen Einfluss…”

Trumon schreckte zurück.

Das Phantom sah ihn schelmisch an. “Dir kann man aber leicht Angst einjagen. Darf ich vorstellen: Ich bin dein Unterbewusstsein. Ich mache immer irgendetwas, wenn du mal wieder gedankenverloren durch die Gegend starrst. Nett, deine Bekanntschaft zu machen.”

Trumon war verwirrt… “Ähm, und warum siehst du aus wie ein Phantom?”

Sein Unterbewusstsein antwortete nicht, sondern verwandelte sich in ein schwarzhaariges Mädchen mit gelber Iris in den Augen… nur der komische schwarze Punkt fehlte… Leya! Sein Unterbewusstsein sprach auch mit ihrer Stimme. “Ich muss nicht zwingend ein Phantom darstellen, ich kann auch dei-”

“Okay, hab’s verstanden. Warum warst du vorher ein Phantom?”

Das Unterbewusstsein lächelte. “Na, weil du momentan auch ein’s bist.”

“WAS?” Er wachte auf.

„Warm hier, blos weg.“

Der Hitzkopf schüttelte Everest den Eisenhandschuh… Es dampfte und die beiden verabschiedeten sich… Everest wollte wieder auf seinen Berg gehen, doch dann wollte er doch noch etwas fragen… “Hey, Hitzkopf, wie lautet dein Name?”

Der Hitzkopf lachte. “Man nennt mich Max Pyros. Ich bin ein Feuerphantom, der auf der Suche nach starken Gegnern ist. Du bist Count Everest, der stärkste Gegner, gegen dem ich die Ehre hatte, kämpfen zu können. Vielen Dank. Man sieht sich.”

Und wie sie sich sahen… Everest entschloss sich nämlich, mit ihm durch die Gegend zu streifen. Der Beginn einer Rivalitätenfreundschaft. (Rfs)

Ein paar Tage später kam ein fröstelnder Geselle mitsamt einem Trupp Soldaten des Weges und fand das Blizzardgebirge ohne Blizzard vor… Nur die Bergspitzen waren von Eis und Schnee bedeckt… Der fröstelnde Gesell schrie hinaus. “Everest, Meine Rache ist gekommen!”

Keine Antwort…

“Komm raus! Ich weiß, dass du hier steckst! Verstecken ist zwecklos!”

Immer noch keine Antwort.

Der fröstelnde Gesell ließ seine Soldaten die Berge absuchen… Einer fand ein Schild: “Bin zurzeit auf Wanderschaft, daher wird es hier so schnell keine Blizzards mehr geben. Der Nikolaus befindet sich zwei Berge weiter links.

Adabald von Everest”

Als der fröstelnde Geselle davon erfuhr, gefror das Tal in seiner Wut.

An folgenden Tag besuchte Leya das Anwesen der Strombergs… Trumon war immer noch nicht da… Sie war besorgt… Lyra kam ihr nach… Sie machte sich auch Sorgen, weil ihre Schwester sich Sorgen machte… Wo blieb Trumon denn nur?


Teil 23

Schlagartig wachte Trumon auf und gab einer Gestalt dabei eine Kopfnuss… Er schaute sich an… Stoff bedeckte Rüstung, die unter einer Kutte zu erahnen war… Er war ein Phantom… schon wieder, wie ihm schien… Diesmal war sein Kopf jedoch völlig klar.

“Da ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden…” Eine Person hielt sich die Hand an die Stirn und rieb diese… Die Gestalt sah… gepflegt aus. Graue Haare, Blutrote Augen, einige wenige Falten im Gesicht, Anzug und teure Schuhe tragend… “Trumon, warum bist du hier? Ich kann nur Sünder hier gebrauchen.”

Trumon guckte sich um… Lava, Hitze, Feuer, Monster, noch mehr Hitze, Fälle, Gefälle, Lavafälle, Nethergestein… Er war eindeutig im Nether… Dem Reich von Satan…

“Viele kennen mich unter dem Namen ‘Satan’ oder ‘Teufel’, aber ich ziehe den Namen ‘Luzifer’ vor… die anderen klingen… zu offensichtlich…”

Trumon stand auf und blickte nach oben… Geröll und Kies hing an der Decke… Es wurde von Kies-und-Geröll-tragende-WfnaFs (KuGtWfnaF) in der Luft gehalten… In der Nähe fand er einen Vorsprung… Er trampte zum Vorsprung und ließ Luzifer seine Lebensgeschichte erzählen…

Das war einfacher gedacht als getan: Trumon konnte in dieser Form nur im Sprinten einigermaßen weit springen, wie er bald herausfand… Zweihundert Tonne Rüstung besitzen anscheinend doch Gewicht. Er spürte davon zwar überhaupt nichts, aber die Gravitation schon. Er kam dennoch den hundert Meter hohen Vorsprung hoch… Vor sich befand sich das Gravel… Es bildete eine Brücke, die er vermutlich langlaufen konnte… Auf der anderen Seite befand sich ein schäbiges Obsidian-Tor, in dem etwas Lilanes schimmerte… Er ging drauf zu… Und wunderte sich, warum er schrumpfte…

Raus hier, aber schnell! ^^

Zwei rüstige Rüstungsritter in Rot und Blau rüsten sich rüstig auf, und zwar in einem kaffigen Kaff namens Kaffingen… Doch vorher wollten sie einen trinken… Diese beiden trugen verbreitete Namen: Adabalt von Everest, der Frostblaue und Max Pyros, der Magmaisierer. Normalerweise hätten Orte, an denen sie für sich aufkreuzten, riesige klimatische Schäden aushalten müssen, so jedoch wurd’s nur ein bisschen Sprühregen.

Count Everest betrat die Schenke “Zum trunkenen Drachen”, dicht gefolgt von Pyros… Sie hatten Geld dabei… viel Geld.

Der Count grinste. “Zwei Flaschen Yanx Geist, bitte!”

Der Barkeeper erschrak. Eine Frau erschrak. Ein Mann erschrak. Noch ein Mann erschrak. Die Frau des Barkeepers erschrak. Der zufällig anwesende Enderman erschrak… - Kurz: Alle fünfundzwanzig anwesenden Gäste, davon einer in blauer Rüstung - erschraken, bis auf einer in einer blauen Rüstung…

Vorsichtig hob der Barkeeper seinen Zettel und fragte: “Z…zw… zwei Flaschen Y.. Yan… Yanx Geist, di.. die He.. Herren?”

“Drei.” Der blaurüstige Rüstungsträger meldete sich an einem großen Tisch… und die Blicke der drei Rüstungsträger trafen sich… Spannung lag in der Luft… Und da saßen auch schon alle drei am Tisch. Einige wagemutige saßen sich dazu… Sie wussten, was gespielt wurde… Der große Rest waren fast ausschließlich Schaulustige. Der Barkeeper wusste, was jetzt vor ihm Stand… Er schenkte den sechs Beteiligten die Gläser ein…

Pyros erhob sein Glas: “Trinkwettbewerb!” und alle schlugen sanft ihre 0,25 Liter Gläser, gefüllt mit bestem Yanx Geist, sanft aneinander und tranken aus… Der Yanx Geist entfachte seine brennend kribbelnde Wirkung…

(Yanx Geist: Siehe Per Anhalter durch die Galaxis. ^^)

Leya ging nach einer Woche, nachdem Trumon verschwunden ward, zurück zum Höhlengrab… Zum Raum, wo sie alle gespeist hatten. Trumon befand sich auf einem Vorsprung, vielleicht findet sie ja ein paar Hinweise auf seinen Aufenthaltsort…

Im Raum angekommen fand sie keinen Vorsprung… nur eine tiefe Grube… Ihr schwante übles… Sie kletterte hinunter…

Obsidian… viel Obsidian… Von Trumon jedoch keine Spur… Wasser war viel auf dem Obsidian… Vielleicht…

Sie konnte es sich nicht vorstellen… Trumon kratzt so schnell nicht ab. Sie schaute an die Wand…

Ein kleiner Fetzen Stoff… Ein kleiner Fetzen Stoff an einer Steinplatte… Eine 45° an der Wand angebrachte Steinplatte, an der ein Stück Stoff hing…

“Hmm, angenommen, Trumon ist mit so und so viel Kilometern pro Stunde in die Tiefe gestürzt, dann…” Ein paar grobe Berechnungen später befand sie sich an Obsidiansäulen wieder… fast zerstörten Obsidiansäulen… Sie dachte sich nichts dabei und kletterte wieder die Schlucht hinauf.

„Feucht hier, erst mal trocknen.“

Trumon wunderte sich, warum er schrumpfte… er schaute hinunter… Er schrumpfte nicht, er sank ein. Er ging einen Schritt weiter… und sank durch…

Schwarz… Dann spürte er auf einmal keinen Boden mehr unter den Füßen… Dann fiel er in die Tiefe… Und es krachte.

“Ich muss mir gerade ein Lachen verkneifen. was hast du da oben denn gesucht?”

Trumon stand auf und sah ihn schief an. “Gar nichts, ich hab da nur so ein schäbiges Tor aus Obsidian gefunden, also nichts Besonderes.”

Luzifer lächelte finster. “Tja, das Tor ist deine Rückfahrkarte. Du musst durch das Tor hindurch, um aus dieser gottverdammten Welt hinauszukommen. Leider…” er wirkte jetzt nicht sehr glücklich… “besitzt du ein viel zu großes Rüstungsgewicht. Die Rüstung kannst du nicht ausziehen, dass ist dir in diesem Alter nicht gestattet. Du musst also wieder zu deiner menschlichen Gestalt finden, um über Gravel spazieren zu können… Ich helfe dir dabei.”

Trumon guckte ihn verwundert an… “Was versprichst du dir davon, Luzifer?”

Luzifer sah ihn böse an… “Ich kann hier nur Sünder gebrauchen. Leute, die Ehebruch und Kriege angezettelt haben… Leute, die Pater auf dem Sack gehen, Leute, die zum Spaß morden, Leute, die andere für sich morden lassen… Und natürlich auch Anwälte, Großindustrielle, Politiker und Christen, vor allem die Katholiken. Du triffst auf nichts von alle dem zu und würdest hier nur Ärger machen, von daher helfe ich dir hinaus.”

“Und wie willst du mir helfen?”

“Mit ein paar Tricks zum Konzentrieren, Meditation, den ganzen Kram. Das dauert zwar, aber dann bin ich dich los.”

“Warum tötest du mich nicht einfach?”

“Weil du schon halb tot bist und weil du dann hier in Nether gefangen wärest. Wie schon gesagt, ich habe keine Verwendung für dich.”

“Okay… Dann hilf mir mal. Meine Seele bekommst du jedoch nicht, und ich werde auch keinen Pakt mit dir eingehen.”

“Das ist mir klar, Bursche. Es würde mir eh nichts bringen, hab schon genug. So, jetzt komm mal mit!”


Teil 24

Hier im Nether ist gerade der Winter angebrochen: Die Temperaturen betragen schöne vierzig Grad und die Ghasts befinden sich, nunja, gerade in einer ihrer traurigen Phasen… Kristallene Tränen fallen von ihren Augen direkt auf Trumons Mantel, besser gesagt: Auf seine Kapuze und dem darunterliegenden, mit Stoff ummanteltem Stahlhelm… Jedenfalls war der Boden mit einigen, Kristallenen (aber milchig aussehenden) Tränen geschmückt… Trumon hob eine auf und machte Anstalten, als ob er sie den Ghasts entgegenschleudern wolle, doch eine Hand hielt ihn davon ab…

Luzifers Hand… “An deiner Stelle würde ich das nicht tun… man bekommt nur selten die Gelegenheit, Ghasttränen zu sammeln, ohne welche zu töten…” Er zuckte mit den Achseln… “Nicht dass es mich stören würde, diese Viecher sind mir viel zu laut, aber das, was sie fallen lassen, kann man sehr gut zum Brauen nutzen.”

Trumon dachte nach… Brauen? Er guckte seine gedankliche Bibliothek durch: Bierbrauen, Yanx-Geist-Brauen, “Trunkener Drache” brauen… ihm fielen nur alkoholische Getränke zum Thema Brauen ein, aber all diese Rezepte nutzten keine Ghasttränen als irgendeinen Aromastoff…

Zumindest hoffte er das. Nach diesem Gedanken freute er sich, dass er noch keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen durfte…

Satan lachte. “Doch kein Bierbrauen, kleiner. Ich rede hierbei über Alchemie, die Kunst, Tränke und magische Essenzen zu brauen.”

Trumon guckte nochmals seine Gedanken durch… Nichts…. “Nie etwas davon gehört.”

Der Teufel grinste noch mehr. “Tja, dann wird es mir ein Vergnügen sein, es dir bei zu bringen. Ansonsten kommst du nicht von hier weg.”

“Warum?”

“Du musst dich vorher in deine menschliche Form zurückverwandeln, aber das dauert. Wer-Kreaturen im minderjährigen Alter wandeln sich hier in ihre Biest-Form um, warum auch immer. Ab dem Alter von achtzehn Jahren können sie sich zwar wieder zurückverwandeln, wenn auf der Oberwelt Neumond herrscht, aber das dauert mir zu lange. Du bekommst Ko-omo.”

Trumon guckte ihn finster an… “Du willst mir eine Droge verabreichen? Nicht mit mir!”

Luzifer seufzte. “Ko-omo besitzt nicht die gleiche Wirkung auf Wer-Wölfe, -Geister oder -Phantome wie bei Menschen oder Monstern… Ursprünglich hat man es benutzt, um Wer-Wölfe in ihre menschliche Gestalt zu wandeln, um sie anschließend zu exekutieren, doch dann kam jemand auf die bekloppte Idee, es der Bevölkerung als Heilmittel zu verkaufen… Tja, und da begann der Rausch. Glaub mir, den Typ haben Pater und ich zusammen mit Thor in die Leere verdammt. Durch ihn musste ich derbe Verluste an Seelen erleiden.”

Trumon nickte… Besser wäre es, dachte er sich. Er schaute sich um… Festung. Ohne es zu merken, befand er sich auf einmal vor einer Festung. Der Teufel trat ein und führte ihn in einen großen, geräumigen Keller, vollgestellt mit Brauständen, Kesseln, Wasserquellen, in denen Fische schwammen, Truhen und… Büchern.

Satan sprach weiter. “Da die Rezepte vom Ko-omo allesamt vernichtet wurden, musst du es dir selbst beibringen… Aber eines kann ich dir schon mal verraten: Alles beginnt mit der Netherwarze. Falls du weitere Zutaten brauchst, bediene dich. Ein kleiner Teil der Monster auf eurer Welt arbeiten für mich und sammeln die Leichen ihrer Artgenossen auf, um sie mir zu geben… An Spinnenaugen wird es nicht mangeln, jedoch auch nicht an Zucker und rotem Staub. Bediene dich ruhig.”

Trumon guckte ihn fragend an…

Luzifer seufzte. “In den Truhen befinden sich Glasflaschen und Ingredienzien, die du nutzen kannst, um Sachen zu brauen. Da du anscheinend keine Ahnung vom Brauen hast, werde ich dir ein paar Rezepte beibringen… Nachlesen kann man sie nur selten, da viele Chronisten ihr Wissen über das Brauen von, ich sage mal, Aufputschmitteln, lieber für sich behalten. Zumindest…”

Halt mich da raus, Satan!

Er hielt inne, dann sprach Satan weiter… “Zumindest einer von ihnen rückt nicht sehr gerne Rezepte heraus. Schlechte Erfahrungen…”

Trumon tat mal so, als ob er es verstehen würde… Dann begann auch schon der Unterricht…

So, raus hier! Ich will keine Rezepte rausgeben.

Der Winter hat sich über den Kontinent (of Lucas) gesetzt, pulvernder Schnee fiel vom Himmel. Er setzte früher als sonst ein, eigentlich hatte der Herbst noch nicht mal richtig angefangen… Vielen Kindern schien es jedenfalls nicht zu stören…

Leya war einmal wieder inkognito unterwegs… Einen braunen Mantel übergezogen guckte sie sich in der Stadt um… Sie machte sich Sorgen… zwei Monate war es her, seit Trumon verschwunden war… Sie guckte sich am Platz um, wohlwissend, dass sie ihn hier nicht finden würde. Ein Kind, ebenfalls in eine braune Kutte gehüllt, kam auf sie zu…

“Leya, solltest du nicht bei deiner Schwester sein? Ich habe gehört, sie sei schwer erkrankt…” Morrison.

Sie atmete auf… “Ich weiß, aber ich kann nicht einfach untätig zusehen, wie ihr nach und nach die Kräfte entschwinden… Ich suche Heiltränke.”

Morrison guckte sich vorsichtig um, merkte, dass niemand anwesend war und reichte ihr etwas in den Mantel… Er flüsterte. “Das hast du nicht von mir.” Und ging dann wieder ein paar Schritte zurück…

Leya guckte sich an, was er ihr gegeben hatte: Eine frostig-hellbläuliche Essenz schwappte fröhlich in einem Glasfläschchen umher… Leya konnte ihre Freude kaum unterdrücken… “D..d… Das ist Ygdrasil-Tau! Das kann ich nicht annehmen! Das..”

Morrison zog sie in eine Seitengasse…. “Nicht so laut, weißt du, wie begehrt das Zeug ist? Es war schon schwer genug, es zu brauen, ohne dass meine Eltern etwas davon bemerkten… Dass ich es doch geschafft hab, grenzt an ein Wunder. Ich habe tagelang Bücher durchgeackert, bis ich dann endlich ein Buch fand, das ANNÄHERND erklärte, wie man es herstellen KÖNNTE. Und darauf waren nur ein paar Zutaten vermerkt. Jedenfalls: Ich hab mich Nächte lang daran versucht und mich immer wieder selbst vergiftet, bis ich dann die richtige Essenz hergestellt hatte… und diese hab ich dann doppelt- und dreifach geprüft, bis ich mir absolut sicher war, das ich es geschafft hab. Jetzt tu mir ein Gefallen und gib es deiner Schwester. Wenn dieses Heilmittel es nicht tut, dann tut es gar keins. Bitte!”

Leya erschrak… So aufgelöst hatte sie noch keinen erlebt…

“H.. Heilmittel?” Ein Junge erschienen im Schatten der Gasse… Morrison warf ihm eine Glasflasche mit sonderbar rosigem, freundlich fließendem Inhalt in eine Schneeböe… “Da. Das kannst du benutzen, um deinen Freund zu heilen. Du solltest diese Stadt so schnell wie möglich verlassen, ab fünf Uhr nachmittags werden generell die Wachposten verstärkt in den Gassen suchen.” Er wies Leya auf, nach Hause zu laufen… Er selbst hatte seine Hand am Griff seines unter dem Mantel verstecktem Schwertgriffes von Blade gesetzt, für alle Fälle… Er ging langsam zurück…

Der Junge nahm vorsichtig das Heilmittel heraus und rannte dann mit einem leichten Schein von Dank weg.

Morrison war erleichtert. Er war zwar zwölf Jahre alt, aber selbst in diesem Alter hätte er problemlos den mindesten Sechzehnjährigen übertölpeln können… Was ihn dennoch Sorgen bereitete, war das, was er gemacht hatte… Vor ein paar Tagen versuchte er, in einer anderen Seitengasse den Leuten eine Flasche Ko-omo zu verkaufen… Wie er schnell herausfinden konnte, versuchte der Junge, durch den Erlös ein Heilmittel für einen Freund von ihm zu besorgen…

Er war sauer. Sauer über seine Dummheit. Er hatte ihn auf einen Trupp Soldaten aufmerksam gemacht, die gerade auf den Weg zu ihrer Patrouille war und vernichtete im selben Moment die Glasflasche mit der glasklaren Flüssigkeit… Mit Wut hatte er ihm gesagt, dass die seinem Freund tot auch nichts nützen werden und bot ihm an, dass er ihm zum heutigen Tag ein Heilmittel braue. Das hatte er getan.

Wie die beiden darauf reagierten, wusste er nun nicht, aber sie mussten auf jedem Fall recht knitterich gewesen sein… zumindest dachte er das.

Tja, nun hatte er es jedenfalls getan. Sein Freund sah wirklich nicht sehr gut aus, als er ihn besucht hatte, um zu wissen, was für eine Art Heilmittel er brauen sollte. Zu deren Glück kannte er sich da schon bestens mit der Alchemie aus.

Er kehrte nach Hause um. Er machte sich Sorgen um seinen Bruder… so wie er ihn kannte, verreckt der nicht einfach, indem er in eine Grube fiel. Der lebt noch. Und wenn er lebt, hat er sicherlich vieles durchgemacht.

‘Alchemie…’ dachte er sich… ‘… ich sollte mich weiterhin darin üben…’

Allein stapfte er mit im Wind flatterndem Umhang durch den Schnee…


Teil 25

Braustände, Tische, Braustände auf Tischen, jeder mit einer anderen Zutat bestückt. Egal ob Netherwarze, Spinnenauge oder Zucker: Für jede Zutat gab es mindestens vier Braustände.

Kessel… viele, viele Kessel. um die zwanzig an der Zahl. Alle gefüllt mit dem reinstem Wasser. Das Wasser kam von einer Stelle des Raumes: Ein Rohr ließ ununterbrochen Wasser von irgendwo oben runterfließen und endete in einem mit Seerosenblättern verziertem Auffangbehälter… Leuchtgestein schimmerte vom Grund des Auffangbehälters und zauberte schöne Lichtspiele auf die Zimmerdecke.

Einen Raum weiter fing eine gewaltige Bibliothek an. Es waren viele, alte Bücher. Einige Bücher standen auf Podesten vor den Regalen und gaben eine sonderbare Aura von sich.

Jemand füllte Glasfläschchen mit Wasser. Jemand unter einer Kutte. Jemand, der eine Rüstung trug, ob er wollte oder nicht. Trumon war dieser Jemand.

Er wusste nicht wie lange er hier schon verweilte, nach seinen Maßstäben jedenfalls LANG. Lang genug, um Heimweh zweiten Grades zu bekommen. Pausenlos, Wochen- oder vielleicht auch schon Monatelang versuchte er, ein ihm unbekanntes Gebräu herzustellen, die ihn in einen Menschen zurückverwandeln könnte, ein Mittel, welches für andere nichts weiter als eine illegale Droge darstellte.

Satan hatte ihm erklärt, dass der Verzehr des Gebräus später ein paar kleine Nebenwirkungen haben würde, die aber ab dem Sechzehnten Lebensjahr vollends ausgelöscht würden, weil sie bei ihm dann natürlich vorkommen würden. Wer-Phantom… Wer hatte sich denn sowas ausgedacht? Er hatte keinen Bock, den Löffel abzugeben, weil er halt noch nicht tot war. Und was waren das für Gesetze, von denen der weiß gekittelte Typ gesprochen hatte? Und warum fiel ihm das auf einmal ein? Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, sondern einfach sein Mittel fertig machen.

Leichter gesagt, als getan. Er hatte schon Tausende an Fehlversuchen hinter sich, und nun kam der nächste dazu. Trumon war verzweifelt… Die freien Tische füllten sich nach und nach mit stinkigen Essenzen. In einem Anfall von Verzweiflung schob er all seine fehlgeschlagenen Essenzen vom Tisch… Es schepperte und roch grauenhaft schön.

Wie der Zufall es so will, flogen nicht alle fehlgeschlagenen Essenzen auf den Boden und ergaben mit den anderen verlaufenen oder… triefenden Flüssigkeiten ein wundervoll grauenhaftes Misch-Masch, nein, einige schlugen an den unzähligen Kesseln auf und gaben dem Wasser neue Farben… Wie ein weiterer Zufall es so will, entstand in einem dieser Kessel, aufgrund weiterer Zufälle in Form von Glasfläschchen, deren glassplitterfreien Inhalte in den Kessel tropften, genau die Mischung, die unser kleiner brauchte. Und wie es ein weiterer Zufall will, rutscht unser Trumon auf dem triefenden Boden aus und rutschte auf eben diesen Kessel zu, stolperte und fiel mit dem Kopf voran in ihn hinein…

Luzifer kam herunter, um zu sehen, was hier denn los war… Abgesehen von dem grässlich wunderbarem Geruch und der neuen Wandbemalung fand er einen Menschen. Besser gesagt: Ein Kind. Ein ohnmächtiges Kind im Alter von mindestens zwölf Jahren, der mit dem Kopf in einen umgekippten Kessel lag. Er nahm das Kind auf, ging mit ihm hinaus zum Portal auf der mit Geröll-und-Sand-haltenden-wasserfesten-nichts-abfackelnden-Fackeln (GuShwnaF) gehaltenen Geröllbrücke, in der Phantome einsinken und unten auf dem Boden scheppernd aufprallen (GidPeuuadBsa), und trat durch das lilane Licht des Portals.

Raus aus dem Nether!

Morrison wollte eigentlich nach Hause gehen, doch irgendwie zog es ihn in den Wald. Er wusste, wo sich die Diebe aufhielten, doch diese suchte er nicht. Sie hatten ihn eine Augenbinde umgelegt, damit er nicht wissen sollte, wo sie sich versteckten. War Sinnlos. Er wurde dazu gedrillt, Wege auch dann zurückverfolgen zu können, wenn er nichts sehen konnte. Sie waren einem verschlungenen Pfad entlanggegangen, doch im Endeffekt landeten sie einen halben Kilometer vom alten Friedhof entfernt in einer Hütte.

Er wusste, dass sie nicht gelogen hatten, schon bevor er ihren schwer verletzten Freund sah. Das spürte er an deren Aura. Auch das wurde trainiert bis zum Umfallen, sodass er durch die Anwesenheit schon fast die Gedanken von den Leuten lesen konnte… Seine Eltern wollten wirklich, dass er Admiral bei König Lucas wurde, aber von diesen Fähigkeiten wussten sie nicht annähernd etwas.

Dass sie Diebe waren, war ihm wurscht. Solange es die Richtigen trifft, hatte er nichts dagegen. Es gab nicht wenige Adlige, die es mit schmutzigen Geschäften zu tun hatten. Zum Glück war sein Vater keiner von denen… Als Sohn des Eldermannes sollte er aber auch nicht erst anfangen, so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen.

Wie auch immer, wenn es um Drogenhandel ging, war seine “Macht-doch,-was-ihr-wollt.”-grenze nahe dem überschreiten. Beim Ko-omo war diese Grenze weit überschritten.

Die Diebe hatten aber gute Absichten… nur die Ausführung war grottendämlich. Wenn, dann hätten sie versuchen sollen, die Flasche einem Bürger anzudrehen, anstatt in den ärmeren Vierteln zu gucken. Das Adelsviertel war eine mindestens genauso gute Schnappsidee, nicht nur wegen der vielen Wachen… Nagut, die Wachen wären doch das Problem schlechthin gewesen.

Er befand sich vor dem alten Friedhof… Er hatte sich noch nie die Mühe gemacht, die Grabsteine zu lesen… Doch dieses Mal hatte er irgendwie Lust dazu…

E…rt von C….

Mar… …….ield

Sa… wa..t ü..r u.s

Die Texte darauf waren viel Zu verwittert, aber es gab ein Grab, wo irgendwie zusammengefasst draufstand, dass eine Menge Leute aus Dummheit am Tisch saßen, sich irgendetwas anschauten und schließlich verdursteten und anschließend darauf bestanden, begraben zu werden… tja, anscheinend lagen sie alle zusammengepfercht hier in diesem kleinem Grab.

Er hörte Schritte… Sicherlich die Diebe, die die Höhlen unter dem Friedhof gefunden hatten… Zur Sicherheit legte er seine Hand auf den Schwertgriff von Blade… Sicher ist sicher.

Es war jedoch keiner der Diebe, die die Schrittlaute verursachten… Aus den Tiefen der Höhle unter einem der Gräber erhob sich eine Gestalt… und trug etwas bei sich… Der Schnee schmolz an den Stellen, wo die Füße den Boden berührten und verbrannte das Gras. Es sah Morrison und überreichte ihm… Seinen ohnmächtigen Bruder. “Wenn der noch einmal ohne Sünde im Nether auftaucht, dann jag ich euch die Pest auf den Hals!” Dann verschwand es wieder…


Teil 26

Morrison stand wie angewurzelt im Schnee… „War das… War das Satan?“

Ein großes, dämonisch rot beäugtes Wesen kam aus einem Grab gestiefelt und hatte ihm seinen Bruder in den Arm gedrückt… Und verschwand einfach wieder. Er fing sich aus seiner Verwirrung und legte Trumon ab, um zu sehen, ob ihm etwas fehlte…

Atmung: Es gab nichts dran auszusetzen.

Knochenbrüche: Keine vorhanden.

Gesicht: Er sah aus, als ob er pennen würde.

Fieber: Nicht vorhanden.

Zustand: Schlaf.

Morrison warf einen Schneeball auf seinen Bruder, welcher erschreckt aufwachte. Verwirrt guckte sich Trumon um… “War der Nether schon immer mit Schnee bedeckt?”

Morrison warf ihm einen weiteren Schneeball in’s Gesicht. “Mensch, Trumon, wo warst du gewesen? Es ist fast zwei Monate her, nachdem du fast spurlos verschwunden warst! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!”

Trumon guckte sich verwirrt um… Er war noch verwirrter, als er seinen Bruder sah… Dann schaute er sich weiter um… Er war am alten Friedhof. Seit wann das denn? Er guckte sich selbst an… Er trug einen Mantel, wenn auch einen etwas zerrissenen, doch von Rüstung und dergleichen war nichts zu sehen… Er war wieder durch und durch menschlich.

Morrison warf ihm einen dritten Schneeball zu, doch diesmal wich Trumon aus, wurde jedoch von einem vierten getroffen. Morrison wollte eine Antwort, die ihm Trumon auch gab. Er bewarf ihn ebenfalls mit einem Schneeball und erzählte, was vorgefallen war…

Leya kam zu Hause an… Sie wurde empfangen und man versuchte, ihr den Tagesplan beizubringen, was durch den Umstand versagte, dass sie sofort zum Zimmer ihrer Schwester rannte.

Lyra ging es nicht gut… Sie war vor zwei Wochen vergiftet worden… Durch vergiftetes Essen. Es war ein Anschlag auf ihren Vater gewesen, doch im Endeffekt traf es Lyra, weil ihr Vater nicht beim Essen erscheinen konnte. Leya war in der Zeit am Meer spazieren gegangen… Sie hatte keinen Hunger. Der erste Schnee des Jahres fiel vom Himmel und tauchte die Stadt in ein glitzerndes Meer aus sich reflektierenden Lichtern und Weiß… Es war schön mit anzusehen.

Sie aß allein, doch das störte sie herzlichst wenig. Es gab gebratenes Hühnchen, Melonensalat und allerlei mehr, doch zu ihrem Unglück waren genau diese beiden Speisen vergiftet… Was es auch immer war, sie fühlte sich nach ein paar Stunden sehr fiebrig…

“Zwei Wochen” hatte der Arzt gesagt… “Zwei Wochen, danach wird es sehr schwer für sie, ihre Kräfte beizubehalten. Das Gegengift besitze ich leider nicht, und auf eine Lieferung müsste ich mindestens einen Monat warten… Viel zu lang!”

Ihr Vater stand daneben… und machte sich schreckliche Vorwürfe… Wie er seinen Kindern bald gestand, hatte er sie großenteils ignoriert, damit sie keine Ziele eventueller Sabotageakte und Anschläge würden, da sich Graham viele Feinde im Handelswesen gemacht hatte. Dass jemand einen Giftanschlag vollzog, um ihn zu schaden, wäre ihm dennoch nicht in die Gedanken gekommen… Danach hatte er versucht, irgendwie doch noch an ein Heilmittel zu kommen… Er vernachlässigte den Großteil seiner Geschäfte, ließ sie von Buchhaltern erledigen, um mehr Zeit zur Beschaffung eines Gegenmittels zu bekommen… Er wandte sich an (hilfsbereite) Nachbarn, sprich: Die Strombergs. Graham und Willhelm waren alte Klassenkameraden gewesen, damals noch einfache Bürgerskinder. Später wurden die beiden Händler, Fernhändler und arbeiteten sich schließlich zu Patrizier hoch. Zwar waren sie Konkurrenten, doch es hatte ihre Freundschaft nicht erschüttert. Sie wurden Rivalen, aber welche, die auch mal zusammen einen trinken gehen konnten.

Willhelm hatte dann auch sein Möglichstes getan, um ihnen zu helfen…

Doch schlussendlich war alles vergeblich… Jetzt, nach zwei Wochen hatten die Beiden kein passendes Heilmittel auftreiben können… Lyra lag im Bett… Sie versuchte, nicht das Bewusstsein zu verlieren, weil sie ansonsten unweigerlich…

Leya stürzte durch die Tür hinein… Sie keuchte und hielt eine Glasflasche, mit einer schönen, freundlich frostblauen Flüssigkeit gefüllt, in der Hand… “Schwester, bitte trink das!”

Lyra hatte hohes Fieber… sie schwitzte, wurde andauernd von Hustenkrämpfen geplagt… Sie sah Leya an…

Leya setzte sich vor das Bett ihrer Schwester und öffnete so schnell wie möglich die Glasflasche. Danach führte sie sie vorsichtig vor dem Mund ihrer Schwester und ließ langsam die Flüssigkeit hinein…

Lyra schluckte sie… Und fing sanft an zu schlafen… jetzt musste die Wirkung nur noch einsetzen.

Morrison hatte sich auf dem Heimweg alles mit angehört, was Trumon ihm gesagt hatte… “Aha. Du bist also in den Nether gefallen, irgendwie zich Tonnen schwerer geworden, indem du in ein untotes Wesen verwandelt wurdest und Luzifer hat dich aufgefunden. Da dieser keine Verwendung für dich Nicht-Sünder hatte, half er dir, dich in deine normale Gestalt zu verwandeln, indem du dir bei ihm ein bisschen Ko-omo brauen durftest, welches dich wieder zurückverwandeln würde. Nach etlichen Fehlversuchen hast du deine Fehlversuche zur Seite geschleudert, von denen ein paar in einen Kessel gerieten und die gesuchte Mischung ergaben, in die du dann Kopfüber reingestolpert bist. Was dann geschah, weißt du nicht, weil du dann ohnmächtig im umgefallenen Kessel gelegen hattest und bist hier wieder aufgewacht.”

“Genau.”

“Und wie sollen wir das unseren Eltern erklären?”

“Alchemielehrstunden.”

Morrison guckte ihn fragend an, doch dann fand er diese Idee eigentlich nicht mal schlecht. “Okay, aber was möchtest du ihnen vorzeigen?”

Trumon zog eine Phiole hervor, die eine seltsame, rote Substanz enthielt… “Trink sie und du kannst dich ungestört durch Feuer bewegen.”

“Hast du sie getestet?”

“Nein, aber aus einem sehr verlässlichen Alchemielehrbuch nachgebraut. Glaub mir, damit kannst du sogar durch Lava laufen.”

“Werde ich dennoch nicht ausprobieren. Ich habe mir ebenfalls Alchemie beigebracht… Lyra wurde vergiftet…” Morrison senkte dabei seinen Kopf, um ihn dann wieder ruckartig aufzurichten. “Ich hab mich daran gemacht, Ygdrasil-Tau herzustellen.”

Trumon dachte nach… Es gab ein Phantom namens Igdrasil, und dieser war ein Bote des Todes, aber in diesem Fall fiel ihm eine Seite aus einem Buch ein… ‘Ygdrasil, so nennen einige Völker die Essenz, die die Lebewesen am Leben erhält… Auch Untote und Monster besitzen sie… Viele sind sie jedoch nur als ‘Erfahrungssteine’ bekannt, die gebraucht werden, um Waffen, Werkzeuge und Rüstungen mit Zaubern zu verbessern.’ Wer diese Seite kannte, wusste die unterschiedlichen Anfangsbuchstaben zu schätzen. Y für Leben, I für Tod. Bist du dir sicher, dass es auch wirklich Ygdrasil-Tau ist?”

Morrison guckte ihn finster an. “Ich hab mich mehrmals selbst vergiftet, um die richtige Essenz zu finden! Zehn Mal! Und die Finale Essenz hab ich dann auch mehrmals geprüft, um zu gucken, ob es auch wirklich die richtige Essenz ist! Wäre es die falsche gewesen, hätte ich sie nie im Leben an Leya weitergegeben!”

Trumon wollte sich dennoch vergewissern… Die beiden gingen daher zu Grahams Anwesen.

Irgendwo anders

Der Trinkwettbewerb hatte endlich ein Ende. Die drei menschlichen Gesellen waren längst ausgeschieden, die drei Rüstigen haben ein Unentschieden entschieden… schon wieder.

Adabalt von Everest, Max Pyros und Paul McWarpold… drei Wesen, die in den letzten zwei Monaten schon zehn Trinkwettbewerbe im derselben Schenke hinter sich hatten… und sich zum Vorteil des Barbesitzers und deren Frau mächtig um einige Sümmchen erleichtert hatten. Natürlich hatten sie nicht die ganze Zeit Yanx-Geist zu sich genommen, nein! Die letzte Trinkschlacht fand mit dem König aller alkoholischen Getränke statt, der Spezialität des Hauses: Trunkener Drache.

Feurig, scharf und definitiv auf dem Weg, meldepflichtig zu werden… am besten schmeckte er kalt, und der liebe Everest sorgte dafür, dass er kalt war.

McWarpold guckte seine Kontrahenten an… “Das wird so nichts… Durch all die Getränke können wir nicht richtig besoffen werden… Stimmt’s, Colin?”

Ein kleines Geschöpf, pelzig und mit in Relation zum Körper gesehen recht großen, blauen Augen tauchte auf einmal aus dem nichts auf fiepte zustimmend und flog um McWarpold herum…

Pyros lachte. “Wahaha, da muss ich dir recht geben, Phantome kriegt man nicht mit jedem beliebigen Alkohol zum schwanken, auch wenn ich sagen muss, dass der Trunkene Drache nah dran war.” Dann schaute er sich das kleine, pelzige, fliegende Viech an… “Ist schon etwas her, seit ich zuletzt ein Phantomauge erblicken durfte. Colin, so heißt er? Nett, deine Bekanntschaft zu machen, Colin.”

Das pelzige Viech mit blauen Augen und mit Krallen versehenen Pranken fiepste Hallo sagend zurück.

“Der kleine reist schon mit mir, seit ich zurückdenken kann… Er ist mein Bruder…”

Everest guckte sich die beiden an… “Tja, schade, dass wir alle am Leben sind… Tot wäre es bestimmt besser… hab mich schon auf ein Grundstück in Paters Reich gefreut, in dem ich in Ruhe im Schatten der Bäume dösen könnte, aber ich musste ja ein ewiges Leben bekommen… Naja, die Welt hier ist ja auch schön…”

Gespräche unter alten Leuten? Naja, egal, zurück zu den anderen Geschehnissen.

Morrison und Trumon traten in das Zimmer von Lyra ein… Und Trumon bekam eine gewischt. “Wo warst du, du Vollidiot? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!” Trumon versuchte, die Lage zu klären…

Morrison schaute es sich eine Zeit lang an und guckte in die Richtung von Lyra… sie lag mit offenen Augen in ihrem Bett und schaute ihrer Schwester zu, wie sie mit Trumon stritt… sie kicherte und schlief ein…


'Teil 27

Einhundertneunzig Zeiteinheiten vor dem Auftauchen des Evil Chickens… oder danach? Mensch, ich weiß auch nicht mehr weiter, dieses Federviech hat den Fluss der Zeit durcheinandergewirbelt… Unschön! Was solls, zumindest ist es nicht an allen Punkten in der Galaxis gleichzeitig. Jedenfalls: Meinen Zeitangaben kann man nicht trauen, daher gebe ich nur Zeiteinheiten an… Wie viel das in eurer Zeitrechnung ist, könnt ihr selbst raussuchen. Bullshitt drauf. Wie auch immer, wir sind immer noch bei Trumon und co.

Wir schreiben den vierundzwanzigsten Dezember wannweißich, jedenfalls sind Trumon, Leya und co., immer noch zwölf Jahre alt. Doch dieser Tag war ein ganz besonderer Tag: Weihnachten! Ja, liebe Leser, die Bewohner dieser Ländereien kennen dieses Fest- und das nicht zu knapp! Selbst die ärmere Gesellschaft lebte an diesem Tag über ihren Verhältnissen, weil im Stadtpark Nebelstadts (von Alteingesessenen immer noch stur Wolfshafen genannt) viele warme Suppen und Speisen serviert wurden. Die würden nicht verhungern.

Natürlich gab es auch Geschenke – für den einen mehr, dem anderen weniger. Viele Kinder aus wohlhabenderen Kreisen bekamen eigentlich nicht viel Neues… Verwöhntes Pack! Die Bürgerskinder hingegen bekamen viel Neues… Bauerskinner freuten sich über jedes Geschenk.

Trumon bekam meist etwas von seinem Großvater geschenkt, und es war immer wieder etwas Neues… Bücher unterschiedlichster Herkunft. Das erste Buch, das er von Jakob geschenkt bekommen hatte, war in Galdrar geschrieben. Er hatte sich dann sehr bald daran gemacht, die Schrift zu verstehen… anderes blieb ihm ja auch nicht übrig, denn er war schwer erkrankt.

Jetzt jedenfalls freute er sich umso mehr! Er konnte jetzt auch schenken! … Wenn man Tränke als Geschenk werten möchte. Er hatte an einem “Fehlversuch” lange rumexperimentiert, bis es etwas geworden ist: Ein Trank, der keine Wirkung besaß. Er roch angenehm nach Tannennadeln (weil er welche hineingetan hatte) und strahlte ein schönes, sonnenfarbenes und sanftes Licht aus, was es gut als kleine Lampe machte… Außerdem war es etwas sicherer als “Nichts-abfackelnde-Fackeln” (NaF), da die Flüssigkeit keinen Ruß verbreitete… Perfekt für Vater.

Morrison hatte es ebenfalls hergestellt… Mutter las gerne Bücher.

Fest stand: Die Familie feierte Weihnachten nicht allein. (Die Angestellten bekamen Urlaub über die Feiertage. Das ist gesetzlich festgelegt. Die Produktion lag also still.)

Familie Graham feierte mit – wer hätt’s gedacht. Unter dem Paterbaum in der guten Stube sangen sie viele weihnachtliche Lieder, die ich leider nicht aufschreiben werde. Jedenfalls war es bald soweit: Das Essen nahte.

Ein paar Schritte vom stubeninneren Kamin lagen auf einem Tisch in einer Schüssel ein paar schöne, ofenfrisch duftende Kekse.

Und was passiert andernorts?

Der Nikolaus hatte ein Problem: Er hatte sich so sehr an die nicht vorhandenen Blizzards im Blizzardtal gefreut, dass ihn der plötzlich auftretende Blizzard völlig aus der Planung fegte: Die Rentiere waren kalt gestellt! Musste die Bescherung warten? Das konnte er doch den Kindern nicht antun! Zumindest nicht denen, die keine Rotzbälger waren.

Er drehte sich wütend um. “Und natürlich müssen Sie drei sofort ein Blizzard auf’s Tal hetzen, wenn es in die Vorbereitungen für die Bescherung geht! Everest, Sie hätten nicht gleich einen so heftigen Blizzard heraufbeschwören müssen, aber nein, sie mussten ja gleich das ganze Tal wieder in einen Eisklotz verwandeln, samt meiner Rentiere. Was wird jetzt aus der Bescherung?”

Everest guckte beschämt zu Boden… Pyros und McWarpold lachten sich einen ab. (Ja, Herr Warpold reist auch mit denen.)

Der Nikolaus schaute immer noch ein wenig böse drein… “Naja, zum Glück hab ich die Produktion von Endermännern übernehmen lassen, die sind nicht nur zuverlässiger, sondern auch fröhlicher zugange als die Zombies. Außerdem besitzen sie ein paar…Ersatzschlittenzugkräfte”

Everest wusste nicht ganz, was er damit meinte… Als dann aber ein paar seltsame Wesen in mattem Weiß aus der Hütte stiefelten, wusste er, was er damit meinte…

Der Nikolaus guckte sich die beflügelten Wesen an… “Wir mussten sie nur weiß bemalen, dann halten sie auch das Nacht- und falls wir es nicht rechtzeitig Schafen, das Tageslicht aus… Zum Glück beherrschen sie die KTR… Dat wird eine lange Nacht…”

Er spannte die geflügelten Viecher vor dem Schlitten… sie breiteten die Flügel aus und flogen mit ihm davon… Unzählige Kekse warteten darauf, gegessen zu werden.

Ich hätte nicht gedacht, dass… Lassen wir das.

Trumon war satt… Seine Mutter hatte sehr viel Gebäck und Schinken zubereitet… Kochen konnte sie, aber damit aufhören, das war eine andere Sache… Sie konnte sogar Gammelfleisch so schmackhaft zubereiten, dass es niemand störte, dass es Gammelfleisch war! Gesund war es dennoch nicht.

Er aß jedenfalls größtenteils Brot und Fisch… Viel Brot und Fisch! Die Kinder machten es ihm gleich: Wer weiß, ob der Fleisch nicht doch Gammelfleisch war.

“Graham, ist es nicht ein wenig riskant, euer Haus unbeaufsichtigt zu lassen?” Willhelm redete, um sein Fleisch zu inspizieren… Vielleicht war es ja… Ihr wisst schon.

Graham schluckte seinen Bissen Fisch hinunter. “Keine Sorge, das, was man besichtigen kann, ist im Verhältnis nicht viel Wert. Den Großteil des Vermögens habe ich gut versteckt… Und auf meine Kontore verteilt. Wird schon nichts passieren. Ich bin aber froh dass meinen Töchtern nichts seit Lyras Krankheitsfall passiert ist.” Dann wurde er ein wenig argwöhnisch… “Ich würde aber dennoch gerne wissen, woher ihr das Heilmittel herhabt… Man konnte es nirgendwo kaufen.” Er guckte seine Töchter ein klein wenig schelmisch an.

Leya seufzte heiter. “Sag ich nicht.”

Lyra grinste.

Auch über Morrison und Trumon kam ein leichtes Grinsen.

Willhelm grinste. “Aber die Kinder wissen natürlich, wer es war. Was habt ihr eigentlich in den Päckchen verpackt?”

Morrison fing mit dem erklären an: “Nun ja, da-” Weiter kam er nicht, da aus dem Schornstein ein „Rums“ zu vernehmen war…


Teil 28

Aus dem Kamin rieselte viel Ruß. Ist es denn die Möglichkeit? Kann das wirklich sein? Ja, es kann! Aus dem Kamin stieg ein rot und weiß angezogener Mann… Der Nikolaus! (Dap Dap Dooam!)

Dieser Kerl mit übergroßen Wohltätigkeitsdrang und teilweise auch verkappter Stasi-Agent hat aus seiner Unsterblichkeit heraus begonnen, vielen, vielen Kindern eine Freude zu bereiten, indem er ihnen Geschenke machte. Da sich herausstellte, dass einige Kinder ziemliche Ar***löcher waren, hat er diese mit Kohle beschmissen, damit sie verstanden, dass sie sich bessern sollten!

Einen kleinen Nebeneffekt hatte sein Wohltätigkeitsdrang jedoch: Kekse. Viele, viele Kekse, die es aufzuessen galt. Er konnte nicht genug von ihnen kriegen und bewahrte sich die meisten auf.

Nikolaus jedenfalls musste vorarbeiten: Seine Ersatzreittiere besaßen zwar KTR, aber im Vergleich zu dem Unwahrscheinlichkeitsdrive, den seine Rentiere besaßen, waren sie zu langsam, um alles in einem Moment feddich zu kriegen. Tja, jedenfalls war er jetzt in einem der wenigen, adligen Häuser, dessen Kinder, die darin Hausten, auch relativ artig waren… Zumindest schmissen sie keine Feuersteine nach den anderen.

“T’schuldigung, dass ich hier einfach so reinplatze, aber ich hab es leider eilig… Viele, viele Kinder müssen beschenkt werden… Bitte sehr.”

Er holte aus seinem Beutel, welcher unendlich viele Päckchen unterschiedlichster Größe, Form und Gewicht fassen konnte, ohne schwerer zu werden, vier Päckchen unterschiedlichster Farbe, Form und Größe heraus und legte sie unter den Paterbaum. “Frohe Weihnachten… Ähm, sind die Kekse für mich?”

Die Kinder lachten zustimmend und sahen zu, wie er die Kekse in den Beutel legte und dankend das Weite suchte, um seinen Drang zu befriedigen.

“Komischer Kerl…” drang es von Trumons Vater heraus… “… hat mir nie Geschenke gemacht. Naja, war aber auch verständlich, ich hab mich damals nicht gerade nett verhalten.” Willhelm lachte. Graham ebenfalls.

Anette kam mit dem letzten Gang zurück… und es war kein Gammelfleisch… “Äpfel. Kandierte Äpfel. Das Fleisch ist ausgegangen, gibt nur noch Obst und Gemüse.” Sie kicherte.

Trumon atmete auf. Endlich ist das Fleisch alle. Das hieß, sie konnten bald die Geschenke verteilen und sich einen schönen Abend machen.

An einem anderen Ort…

Everest guckte sich die Stadt vor ihm an. Neben ihm stand Pyros, hinter ihnen McWarpold… Pyros hatte einen bösen Schnupfen und war unterkühlt… Also die Temperaturen unter seiner Rüstung lagen bei zweitausendfünfhundert Grad Celsius statt der sonst normalen viertausend Grad und mehr… Was hieß, dass Blizzards ungestört auftreten konnten.

Die Stadt vor ihnen war im Nebel gehüllt, der vom Nebelsee hineinfloss. Über der Stadt sahen sie weiße Enderdrachen, die an einem Schlitten befestigt waren, umherfliegen… Der Nikolaus mit seinen Ersatzrentieren.

Sie gingen auf die Stadt zu… Vielleicht fanden sie ja noch einen Platz für die Nacht.

Wieder an einem anderen Ort…

Ein frostiger, durchscheinender Gesell stand vor einem Vulkan… Er war sauer… stocksauer. “Pyros, du vermaledeiter Mistkerl! Komm her und hol dir deine gerechte Strafe ab!”

Keine Antwort…

Der frostige Gesell rief kein weiteres Mal aus, sondern ließ seine Soldaten ein weiteres Mal suchen…

Diesmal fand er selbst ein Schild… “Der Vulkan ist mir zu lahm, von daher such ich mir ebenbürtige Gegner in anderen Teilen des Kontinents… Ich glaub, ich fange bei Everest an.

Maximilian von Pyros”

Der Vulkan gefror unter seiner Wut…

So, genug Random rumgeschaut.

Leya machte ihr Päckchen nicht auf… Genauso wenig wie Lyra. Sie wussten jetzt schon, dass es Bücher waren.

Morrison packte es aus… Eine Schwertscheide für sein selbstgeschmiedetes Schwert. Er freute sich, jetzt brauchte er nicht immer einen Lederumschlag um Blade binden.

Trumon guckte sich sein Päckchen an… Die Form ließ auf ein Buch schließen… Er öffnete langsam das Päckchen… Ein Buch kam zum Vorschein. Galdrar… ‘Anihilation’ konnte er auf dem Einband entziffern… „‘Anihilation’? Wat ist das denn?“

Graham schaute sich sein Buch skeptisch an. “… Ein seltenes Buch, das dir der Nikolaus geschenkt hat…” Er wirkte auf einmal sehr abwesend. Trumon hielt es für das Beste, hinaus zu gehen…


Teil 29

Trumon trat aus dem Haus aus… Er wollte ein wenig durch die Stadt gehen. Er fühlte sich irgendwie unwohl. Er schaute zum Himmel hinauf… Wolken verdeckten ihn und ließen ununterbrochen Schnee auf die Erde fallen… Doch dann klafften ein paar Löcher auf… und er sah den Mond. Vollmond.

Wie von der Tarantel gestochen lief Trumon aus der Stadt…

Morrison war ein wenig skeptisch. Irgendetwas an Trumons Aura stimmte nicht. Was, wusste er nicht, aber irgendetwas hatte sich geändert. Jedenfalls folgte er seinem Bruder aus sicherer Entfernung.

Dieser ging an ihren Nachbarn lang… Bei Graham wurde eingebrochen, das sah er an den verwischten Fußspuren im Schnee. Er hatte so eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte. Blade hatte er in seiner neuen Schwertscheide eingeführt und mitgenommen, man kann ja nie wissen.

Sein Bruder schaute sich jetzt den Nachthimmel an… Wolken und Vollmond, ja und?

Plötzlich rannte sein Bruder weg. Er rannte ihm hinterher.

Sein Bruder schoss um eine Ecke, er rannte mit Abstand hinterher. Jetzt konnte er nur noch den Spuren folgen, was jedoch kein Problem war, da es (mit ein paar Ausnahmen) die einzigen Spuren waren, die im Schnee zu sehen waren.

Trumon kämpfte… Er kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren… Irgendetwas in ihm versuchte, an die Macht zu kommen… Was war das?

Morrison war Trumon in den Wald gefolgt. Der Schnee hier war nicht sehr hoch, doch Trumon schien irgendwie damit zu kämpfen… oder kämpfte er mit sich selbst? Morrison konnte es nicht deuten, die Entfernung zwischen ihnen war zu groß… Trumon stapfte fünfzig Meter vor ihm durch den Schnee…

Gräber… viele, alte Gräber… Der alte Friedhof. Der Wind ließ aus dem Schnee einen Blizzard entstehen… Es war kalt… schrecklich kalt. Morrison hatte Trumon aus den Augen verloren, doch er wusste, dass er noch da war. Doch irgendwie veränderte sich alles an seinem Bruder… dessen Aura änderte sich enorm.

Trumon verlor den Kampf. Er wurde von einem Schlag seines als Unterbewusstsein verkleideten Bewusstseins geschlagen… Und dieses Bewusstsein spielte mit seinem Körper herum, bis er auf einmal ganz anders aus sah… Trumon kämpfte jetzt mit diesem Bewusstsein, um sein Bewusstsein wieder zurück zu bekommen… Er war schwächer, schwächte aber das andere Bewusstsein enorm… Aber ob das half?

Morrison konnte nur schwer gegen den Wind und dem entgegenpeitschenden Schnee gegenrennen, daher musste er schleichen… anders kam er nicht durch… Irgendwann fand er eine im Schnee durchgegrabene Fuhre… Sein Bruder schien hier auch entlang gegangen zu sein…

Der Wind legte sich.

Der Schnee fiel nicht mehr in Massen vom Himmel… Es rieselte nur noch…

Er hörte metallisches gepolter…

Morrison wischte sich das Wasser aus den Augen, das sich durch den geschmolzenen Schnee auf seinem Gesicht aufzufinden war…

Er erkannte eine Gestalt… Eine Gestalt im Mantel… Eine große Gestalt im Mantel… Eine große Gestalt im Mantel mit einem riesigen, knochenbrechenden und scharf geschliffenen Schwert… Eine große, rüstungstragende Gestalt, eingehüllt in einem Mantel, die mit einem riesigen, knochenbrechenden und scharf geschliffenen Schwert erhoben zögernd auf ihn zulief… Im letzten Moment konnte er parieren!

Das Gewicht dahinter war enorm! Es hätte ihn mehrere Meter durch die Luft geschleudert, wenn der Träger nicht gezögert hätte… Dieser jedoch schlug weiter zu.

Morrison rollte hinter ihm und stach zu… Dem Wesen durchfuhr ein stechender Reiz, der ihn lähmte…

Fünf Sekunden lang geschah nichts…

Und auch in den darauf folgenden zehn Sekunden tat sich nichts…

Morrison zog Blade aus der Kreatur heraus…

Fünf weitere Sekunden verstrichen, in der die Kreatur nach und nach keinen Laut mehr von sich gab…

“Hab ich es… getötet?” fragte sich Morrison.

Eine weitere Sekunde verstrich…

Dann drehte sie sich plötzlich um.

Morrison fiel geschockt nach hinten über…

Die Kreatur erhob langsam seine Klinge und ließ sie dann zeitlupenmäßig auf ihn hinabfahren…

Morrison guckte mit geschlossenen Augen weg…

Fünf Sekunden vergingen…

Fünfzehn Sekunden vergingen…

Vierzig Sekunden vergingen…

Morrison guckte wieder hinauf… Eine schwere, scharfe Klinge hing nur wenige Zentimeter vor seinem Kopf in der Luft… Das Wesen rührte sich nicht… Er guckte in dessen Augen… Nichts… Es ware keine Augen zu erkennen… Dann leuchtete etwas Rotes kurz auf und verschwand wieder…

Morrison entfernte sich sofort mehrere Meter von ihr und ging wieder in Kampfstellung…

“Wurde auch mal Zeit, dass du da weg gegangen bist…” Eine vertraute, männliche Stimme hallte aus dem Gebüsch… Aus dem Gebüsch wurde etwas geworfen… ein Trank. Der Trank traf auf das Wesen auf, zersprang und entfaltete seine Wirkung… Das Wesen fiel nach vorne über und stützte sich mit den Händen vom Boden ab… und verwandelte sich… in Trumon!

“Trumon!” Morrison rannte auf ihn zu… „Was ist mit ihm passiert?“

Aus dem Gebüsch trat eine menschliche Gestalt… “Tja, anscheinend sollte ich meinen Vorrat wieder aufstocken… Ko-omo kann man nicht überall finden. Nur gut, dass die Diebe nicht die beiden Fläschchen mitgenommen haben. Und das bisschen Gold, das hab ich in einer Woche wieder zurück verdient. Wie auch immer, wie fühlt sich der Kleine?”

Morrison guckte in das Gesicht von Graham Grandt, ihrem Nachbarn…


Teil 30

Trumon schlief… Morrison stützte ihn in eine aufrechte Haltung… Graham guckte sich beide an… Und seufzte.

Dann begann Morrison zu sprechen. “Sie besitzen Ko-omo? Graham, sie sollten doch am besten wissen, dass schon der bloße Besitz bestraft wird!”

Graham schüttelte leicht den Kopf. “Du irrst dich. Der Besitz wird nicht bestraft, solange man ein gewisses Zertifikat besitzt. Genau dieses Zertifikat besitze ich. Es gibt auch einen guten Grund, warum ich dieses Zertifikat besitze, aber…” Er verstummte. Morrison war immer noch nicht zufrieden gestellt… “Warum besitzen sie so ein Zertifikat? Und was haben sie auf Trumon geworfen?”

Graham schwieg einige Zeit… “Ich glaub, das sollten wir auf dem Rückweg besprechen… Und das, was ich auf deinen Bruder geworfen hatte, als er… nicht ganz bei Sinnen war, nunja, das war ein Wurftrank… mit der Essenz, die die ganzen Leute ihre Sorgen vergessen lässt. Ich hoffe, du verstehst.”

Morrison verstand, wusste aber nicht, warum Graham diesen Trank auf Trumon geworfen hatte…

Sie gingen einen alten Waldpfad entlang… Graham trug Trumon auf den Schultern, Morrison hatte das Gefühl, dass sie verfolgt wurden… Er hatte sein Schwert immer noch gezückt… Irgendwann wurde es ihm zu doof und er vollzog einen Schwertstrich in Richtung eines Baumes… Dadurch entstand eine kleine (klingenförmige) Schockwelle, die durch den Stamm schnitt und ihn somit zu Fall brachte…

“Deine Eltern wollen wirklich, dass du Admiral wirst. Den Windschnitt können nur wenige einsetzen.” Graham hatte ihn kommentiert.

Morrison nickte… “Admiral kann man nicht werden, indem man einfach nur mit dem Kopf durch die Wand rennt… man muss auch etwas im Köpfchen haben. Aber das bringt uns vom Thema ab… Worüber wolltest du sprechen?”

Graham senkte beim Gehen den Kopf… “Ich habe noch niemanden anders erzählt, was mit meiner Frau geschehen ist…”

Morrison machte ein fragliches Gesicht…

“Ich war damals noch ein einfacher Ratsherr, als ich sie zum ersten Mal traf… Ich war auf einer Expedition. Die See war Rau und der Wind peitschte in die Segel meines Flaggschiffs. In der Ferne ballte sich ein sehr grausames Unwetter auf. Ich musste mit meiner Mannschaft so schnell wie möglich den am nächsten gelegenen Hafen finden, ansonsten hätte es unser Ende bedeutet… Zum Glück fanden wir einen: Nowogrod. Dieser Hafen befindet sich weit im Norden und die Stadt bestand im Großen und Ganzen aus Fischerhütten, Bürgerhäusern, Jagdhütten, Salinen, Holzfällerhütten, Gaststätten und Tavernen. Die politische Gewalt griff dort nicht sehr weit durch, besaß kaum Einfluss. Meine Männer haben selbstständig damit angefangen, die Wachposten an dem Anlegeplatz, an dem mein Konvoi vor Anker lag, zu verstärken. Ich ging derweil mit Begleitschutz, bestehend aus zwanzig Matrosen, durch die Innenstadt…

„Was wir da vorfanden, hatte uns verwirrt…

„Exekutionen fanden statt! Menschen wurden vor jubelnder Masse hingerichtet! Wie uns gesagt wurde, handelte es sich bei denen, die hingerichtet wurden, um Werwölfe, doch bei der Masse, die sie hinrichteten… Ich glaube kaum, dass irgendeiner von denen wirklich etwas Wölfisches an sich hatte… Doch das schockierte uns nicht so sehr wie etwas anderes…

„Menschenhandel! Die Bewohner hatten Menschenhandel betrieben! Menschenhändler hatten sich auf dem Dorfplatz versammelt und boten Menschen zum Verkauf feil!”

Morrison schluckte.

“Direkt nebenan befand sich eine kleine Arena… was heißt hier klein, es war ein kleines Kolosseum, in dem, allem Anschein nach, blutrünstige Wölfe, Löwen, Zombies und andere Wesen gehalten wurden, damit diese sich gegenseitig abschlachteten… oder Menschen. Und genau dort sah ich sie!”

Morrison mischte sich jetzt ein… “Möchtest du mir sagen, dass du Lyras Mutter im Publikum in der Arena getroffen hast?”

Graham schüttelte den Kopf… “Dann hätte ich sie sehr wahrscheinlich nicht geheiratet… Sie war eines der Opfer, die in der Arena ihr Leben lassen sollten…Menschenhändler hatten sie gefangen genommen und nicht verkaufen können, weil sie sich keiner leisten wollte…

Ihr Haar war so golden wie die Sonne, ihre Augen so blau wie das weite Meer… Und im Weiteren sah sie genauso aus wie Leya und Lyra… wenn ich sie mir jetzt so anschaue… Ein paar Jahre später und sie sehen fast genauso aus wie ihre Mutter. Sie war atemberaubend schön.

Und genau diese Frau sollte in der Arena sterben… Und sie konnte sich nicht mal wehren. Sie wurde in einem zerlumpten Kleid hineingeworfen, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Sie besaß keine Waffe, mit der sie sich vielleicht hätte wehren können… Zombies wurden hineingelassen. Diese brannten nicht in der Sonne, weil es erstens regnete und zweitens die Veranstalter eine Große Plane über die Arena gebaut hatten … Die Masse jubelte. Ich konnte es mir nicht länger ansehen! Meine Matrosen konnten es sich nicht ansehen! Und Pater allem Anschein nach auch nicht mehr! Ich schickte einen meiner Matrosen los, damit er Verstärkung rufen konnte! Wir wollten der Arena den Erdboden gleich machen! Ich sprang mit meinen neunzehn Matrosen in die Arena und wir metzelten die Kreaturen nach und nach nieder… Ich ging zu der Frau und schnitt ihr die Fesseln auf… Sie war in einem sehr üblen Zustand. Hohes Fieber, Grippe, ein gebrochenes Bein… Sie fiel vor mir in Ohnmacht. Ich nahm sie auf und suchte sofort mein Begleitschutz auf, und zusammen stemmten wir eines der Tore auf. Soldaten kamen rein… viele Soldaten! Ungefähr fünfzig! Und diese Fünfzig Soldaten wurden sogleich hinterrücks von zweihundert meiner Matrosen erstochen! Gerade zwei volle Schiffsbesatzungen. Jedenfalls gab es ein Bombardement… Meine Schiffe hatten damit begonnen, ihre Kanonen auf das kleine Kolosseum zu richten und feuerten! Wir machten uns so schnell wie möglich auf dem Weg in Richtung Hafen. Zehn Holks warteten dort auf mich. Piratensaison, das sagt alles. Wir kamen unbeschadet an und legten ab. Wir sahen die Arena in Flammen aufgehen… Ein Gefühl von Glückseligkeit erfüllte uns. Der Sturm war abgeklungen und Das Unwetter war anscheinend einen anderen Weg gegangen… Pater sei Dank. Die nächsten Tage über versuchte mein Schiffsarzt, die Frau zu kurieren. Er bewegte sich zwar Am Rande des Scheiterns, aber irgendwie hatte er es geschafft, dass es ihr nach und nach besser ging… Aufgewacht war sie aber nicht. Ich konnte von Glück sagen, dass ich sie an Bord hatte. Selbst die mürrischsten Matrosen bemühten sich, keine Piraterie zu betreiben… Zumindest wollten sie keine weiteren Gehaltszuschüsse. Als wir dann in Wolfshafen eintrafen, in dem mal wieder ein sehr dichter Nebel herrschte, woraufhin die Stadt nach drei Tagen, in Nebelstadt umbenannt wurde, wachte sie dann endlich auf. Ihr Bein war zwar noch nicht ganz verheilt und ihr Fieber auch noch nicht ganz abgeklungen, aber zumindest hatte sie keine Grippe mehr, war wach und fand ein grünes Kleid neben ihrem Bett vor. ‚Ihr‘ Bett war zwar mein Bett, aber aus… höflichen Gründen hab ich unter Deck bei den Matrosen geschlafen. In ein paar Gesprächen mit ihr konnte ich dann herausfinden, dass sie Cecilia hieß, dass ihre Eltern von Menschenhändlern ermordet wurden, sie mehrmals von anderen Menschenhändlerbanden als Beute mitgenommen wurde und dann schließlich, weil sie erkrankte, in die Arena geworfen wurde, um dort ihr Leben zu lassen. Davon abgesehen war sie dreiundzwanzig Jahre alt, liebte das Meer und Blumen und aß gerne Torte. Ich war fünfundzwanzig. Sie hatte kein zu Hause mehr, dafür eine Schulbildung hinter sich, von daher hab ich sie als Buchhalterin eingestellt… Irgendwann kamen wir dann enger zusammen und haben schließlich geheiratet… Drei Jahre nach der Heirat kamen dann unsere Töchter zur Welt. Und fünf Jahre Später…”

Er verstummte…

Morrison schaute ihn an, konnte aber keine Regungen in seinem Gesicht wahrnehmen, doch Grahams Aura verriet, dass er kurz vorm weinen war…

“Dann wurde sie von einem Werwolf getötet…”


Teil 31

Morrison erschrak… Er hätte nicht gedacht, dass Graham so direkt mit etwas rausrücken konnte… “Sie wurde… von einem Werwolf ermordet?”

Graham schaute auf den Boden… Er schien innerlich mit den Tränen zu kämpfen… “Vor sieben Jahren am fünfundzwanzigsten Dezember hatten wir mit unseren Kindern einen Spaziergang durch den Wald unternommen… Eine Herde von Kühen wurde durch etwas aufgeschreckt und wir wurden voneinander getrennt… Ich fand mich mit Lyra am alten Friedhof wieder. Ich habe sie nach Hause gebeten, damit sie dort auf uns warten sollte… Ich suchte derzeit nach meiner Frau und nach Leya…”

Er verstummte…

“Ich fand die beiden… Und ein Wesen, das halb wölfisch, halb menschlich war… Ich muss dazu sagen, es war Vollmond. Bei dem Wesen handelte es sich um einen Werwolf… und dieser hatte…”

“Ich verstehe… bitte überspringe diese Wörter…”

“Er hatte meine Frau niedergestreckt… und wollte sich dann Leya zum Nachtisch schnappen. Diese befand sich unter dem Wurzelgeflecht eines großen Baumes… Sie hatte sich da verbarrikadiert und schlug der Kreatur jedes Mal, wenn er ihr zu nahe kam, einen Backstein in’s Gesicht. Ich hab den Werwolf von dem Baum weggeschlagen und mein Schwert gezückt… Leider wurde ich dabei gebissen…”

Morrison guckte ihn verwirrt an… “Das heißt, du bist ein…”

“Ja, leider bin ich das. Den Werwolf hatte ich niedergestreckt. Zum Werwolf verwandelte ich mich aber noch nicht, da mein Körper komplett nicht mit dem Gift vollgesogen war… Das dauert eine Woche.

Ich befreite Leya aus dem Wurzelgeflecht, in dem sie sich verbarrikadiert hatte… Sie brach in Tränen aus… Sie hatte ihre Mutter verloren…

Ich guckte mich nach der Leiche meiner Frau um… doch sie war nicht da… Ich konnte nichts finden, sie war wie Spurlos verschwunden… Einfach weg. Aber ich wusste, sie war tot…”

Morrison nickte…

“Am darauffolgenden Tag habe ich melden lassen, dass ich gebissen wurde und beantragte eine Lizenz. Die ist Lebensnotwendig, wenn man nicht gleich exekutiert werden möchte. Ich war jetzt alleinerziehend, da kann ich mich nicht einfach exekutieren lassen! Zum Glück war ich Patrizier und hatte massenweise Gold auf Lager… Das hilft ungemein!”

Morrison nickte… Wenn man Politikern Geld versprach, hatte man schon gewisse Privilegien. “Okay, aber warum hast du dich heute nicht in einen Werwolf verwandelt?”

“Pure Willenskraft, kleiner. Als Werkreatur entwickelt man ein zweites Bewusstsein… und gegen dieses muss man ankämpfen, wenn man nicht die Kontrolle verlieren möchte. Das Bewusstsein eines Werwolfes ist recht einseitig und kann leicht überlistet werden, über es zu triumphieren ist aber eine andere Sache. Man muss es in Ohnmacht schlagen, dann verwandelt man sich nicht. Sperrt man es nur in eine Gedankliche Zelle, verwandelt man sich trotzdem, allerdings behält man die Kontrolle.

Anfangs musste ich Ko-omo zur Hilfe nehmen, um mein zweites Bewusstsein in Ohnmacht zu schlagen, jetzt brauch ich es nur noch in seltenen Fällen. Drei Tropfen genügen schon.”

“Aha, und was ist mit Trumon passiert?”

Graham schaute sich ihn traurig an… “Er hat gegen sein zweites Bewusstsein verloren. Bei Phantomen macht es sich dadurch bemerkbar, dass man keine leuchtenden Augen sehen kann. Allerdings können diese auch nicht töten. Kein Phantom kann das, wenn er nicht bei vollstem Bewusstsein ist. Naja, mit ihren Waffen können sie dann nicht töten… Wenn sie die Leute allerdings in Lava werfen, dann können sie schon töten… sonst werden die Opfer nur Ohnmächtig…”

“Warum wurde Trumon eigentlich zu einem… Werphantom?”

“Ich habe nicht die leiseste Ahnung… Normalerweise schützt ihn eine UKS, welche ab dem sechzehnten Lebensjahr aufgehoben wird, es sei denn…”

Morrison beendete den Satz… “… er gerät mit dem Teufel in Kontakt?”

Graham staunte… “Woher weißt du das?”

“Dieser hatte ihn mir in die Hände gedrückt, nachdem er für ein, zwei Monate verschwunden war… Er sagte: ‘Wenn ich ihn nochmal ohne Sünde im Nether antreffe, dann hetze ich euch die Pest auf den Hals.’ Naja, so in der Art.”

Graham nickte. “Soweit ich weiß, scheint Trumon das einzige Wer-Phantom auf dem Kontinent zu sein… Wergeister gib es deutlich häufiger.

Jedenfalls solltet ihr ihm beim Aufbau seiner Willenskraft helfen… Pure Konzentration, ansonsten kann es ungemütlich werden. Falls er doch… verrückt werden könnte, solltet ihr im Voraus eine Lizenz erwerben… Obwohl… vergesst, was ich gesagt hab. Momentan sind weniger bestechliche Politiker an der Macht.”

Graham dachte nach… “Seid froh, dass man ihn nicht exekutieren kann… Dann würde er einfach nur… verrückt werden. Vielleicht aber auch nicht… Ich beziehe mich hierbei nur auf die Wergeister. Wie es bei Werphantomen ausschaut, weiß ich nicht.”

Morrison schaute auf… “Die Stadttore kommen in Sichtweite… Und anscheinend kommt Nebel auf.”

Graham nickte… “Nichts anderes bin ich von Wolfshafen gewohnt…”

Morrison guckte ihn an… “Warum nennt ihr Nebelstadt eigentlich so?”

“Alte Angewohnheit. Und ich bleib dabei.”


Teil 32

Die Jahre vergingen und die Menschen alterten… Schneeregen fiel in diesen Jahren unaufhörlich auf die Stadt hinab und keiner wusste für eine bestimmte Zeit nicht, warum, doch dann fanden sie den Grund: In Nebelstadt hatten sich drei Phantome eingenistet, darunter ein Feuer- und ein Frostphantom, welche durch ihre Anwesenheit ein paar klimatische Änderungen gebracht hatten. Die Menschen wurden diese Besucher aber nicht mehr los, weil die Schenken viel zu gutes Bier und Essen in Angebot hatten – ganz zu schweigen von der Aussicht.

Einen Nachteil hatte dieser Wetterumschwung aber: Die Adligen und Patrizier zogen nach und nach aus Nebelstadt aus und suchten sich neue Wohnorte… So auch die Eltern von unseren allseits bekannten Zwillingsgeschwistern.

Trumon und Morrison verabschiedeten sich von Leya und Lyra, weil keiner von den Vieren dachte, dass sie sich in nächster Zeit wiedersehen würden. Trumons Familie machte sich auf nach Kehn-Oh-Bi, der schwimmenden Stadt, benannt nach einem sehr weisen und ehrenhaften Ritter.

Den Beinahmen “Schwimmende Stadt” verdankt Kehn-Oh-Bi vor allem seiner Lage und dem Sitz der einzelnen Grundstücke der Adligen und Großhändler. Die Stadt lag mitten in einem riesigen Ozean, erbaut über den Ruinen einer längst untergegangenen Zivilisation. Die Stadt umgab ein riesiges Netz von Güterlohren-Schienen, Trockendocks, Werften und Handelskontoren sowie Lagerhallen. Wenn man die städtischen Tore passierte, welche stets mit jeweils vier Kanonentürmen gesichert waren, kam man in das Wohngebiet, welches ebenfalls auf Wasser erbaut wurde. Hier lebten Arbeiter, Soldaten, Landwirtschaftlich tätige (sie bauten Meeresfrüchte an) und Fischer in ihren Holzhäusern.

Im Zentrum der Kreisrunden Stadt gab es eine Insel… Sie diente der Stadt als Stadtpark und wurde sehr sorgfältig gepflegt… Hier gibt es außerdem einen Eingang zu den Ruinen, die zum größten Teil noch unerforscht sind.

Um den Park herum bauen die Adligen ihre Häuser, vorrangig in der Nähe der Städtischen Kathedrale und des Stadtrates. Wer meint, auf Wasser zu bauen wäre sehr gefährlich, der hat Recht. Daher ließen die Stadtherren und Adligen ihre Gebäude UNTER Wasser erbauen, dort, wo der Meeresgrund um der Insel fest und eben war.

Zauberer verdienten sich gutes Geld beim Verzaubern der Helme der Arbeiter, bis ein Erfinder in der Stadt eintraf und einen Krug, gefüllt mit großen Atemluft-Einheiten, erfand und Massenweise verkaufte. Die Magier kamen dennoch auf ihre Kosten, da dieser Krug nur mit verzauberten Materialien hergestellt werden konnte. Beide Seiten verdienten sehr viel Geld durch den Verkauf der “Magischen Krüge.”

Durch diese Erfindung war es auch ein leichtes, Gebäude unter dem Wasser zu bauen, und so erstrahlte das Meer in den Nächten um den Stadtpark in goldenes Licht durch die Lichter der vielen Anwesen unter dem Wasserspiegel.

Der Bau nochmal grob Gefasst: Am äußersten Rand trotzte ein Ring aus Anlegeställen, Werften, Kontoren und Lagerhäusern den Elementen, weiter innen gab es ein Netz aus Schienen, auf dem Güterlohren, Gefüllt mit allem erdenklichen Waren (und Waffen) herumsausten.

Als nächstes türmten sich die Meterhohen und -dicken Mauern, Tore und Türme der Stadt auf, standfest und stark genug, um jede Sturmflut standzuhalten.

Als nächstes sah man viele, viele Holzhäuser auf Holzpfählen aus dem Waser ragen. Von der Luft aus würde man einen bräunlichen Ring erkennen, der an den Stadttoren etwas Dicker erscheint.

Wenn man den “Holzring” passiert hat, ist es ein weiter Weg bis zur Stadtmitte – ungefähr zwei bis drei Kilometer. Häuser wird man auf dieser Strecke nicht sehen, dafür viele große Möwen und Adler, welche eine Rolle mit Briefen auf dem Rücken tragen – Das Postnetzwerk der Adligen und Patrizier.

Wenn man dann den Park erreicht hat, wird jeder normale Besucher sich erst einmal auf eine Bank setzen und verschnaufen. Um den Park wurde ein Weg aus Steinziegeln gelegt, von denen vier breite Steinziegelstraßen zu den vier Stadttoren führen. Bei Nacht sind die Häuser der Adligen und Patrizier am Grund erkennbar, welche alle durch Unterwasser-Straßen mit dem Untergang zu den Ruinen mit dem Park verbunden sind.

Tja, so ungefähr sieht die Stadt aus, sie ist RIESIG, sitzt mitten in einem RIESIGEN Ozean, wurde ringförmig um eine grüne Insel gebaut, welche als Stadtpark und Strand zugleich dient und alte Ruinen einer längst untergegangenen Zivilisation birgt.

Warum hat man die gebaut? … Weiß ich nicht… Ich hab sie nicht bauen lassen. Jetzt ist aber auch genug dazu geschrieben.

Wie schon gesagt, viele Jahre sind in’s Land gegangen und unser Trumon sitzt mit seiner dunklen Kutte an einem Baum und begutachtet die Landschaft… Würde er seine Kapuze aufsetzen, so würde man meinen, man stünde einem rotäugigen Dämonen mit silbrigen Haaren gegenüber, doch ohne die Kapuze sehen die Adligen ihn als sympathischen kleinen Kerl an, der sehr viel mehr über die Welt vergessen hatte als sie alle zusammen jemals wussten. Tatsächlich weiß Trumon schon so viel, dass sein Kopf ab und an Platz schaffen muss.

Auf der anderen Seite des Baumes saß eine junge, weißhaarige Dame mit schwarzen Strähnchen im Gesicht… Sie las gerade ein Buch.

Richtig, auch Leyas Familie ist in Kehn-Oh-Bi eingezogen, nicht weit von Trumons Familie entfernt.

Normalerweise trafen sich die beiden nur in den Ruinen, weil sie dort viel eher etwas bereden konnten, aber hierbei handelte es sich um ein… wie soll ich das schreiben… offizielles Treffen: Im Park wurde eine mächtige Party gefeiert und die Söhne und Töchter der Adligen hatten gefälligst da zu sein. Was das für eine Party ist?…

Die Menschen wollen sich halt besaufen, Ende. Aus. Finito. Basta.

Nagut, es ist ein Turnier, keine Party. Schwertkampfturnier, um genau zu sein. Meiner Meinung aber nur ein Vorwand, um sich zu besaufen.

Tja, Morrison nahm am Turnier teil und wurde von Lyra angefeuert – Dat die beiden ein Paar sind, weiß der adlige Teil der Stadt. Anders bei Trumon und Leya: Die beiden bestreiten, ein Pärchen zu sein… Man sieht beide aber nie alleine umherstreifen: Immer ist der oder die Andere dabei.

Aussage von Leya und Trumon: “… Zufall.” Leya kann man dabei ansehen, dass sie dann leicht rot wird… Trumon hat noch niemand nach dieser Frage angeguckt… Die meisten die fragten, waren männliche Wesen.

Leya klappte ihr Buch zusammen. ” *Ghän* hmm, ist Morrison immer noch am Kämpfen?”

Trumon guckte weiter die Stadtmauer in der Ferne an: Durch den leichten Nebel war diese kaum zu sehen. “Ich hab Lyra noch nicht jubeln hören, von daher schätze ich mal, dass Morrison noch mit seinem Gegner spielt.”

“Warum nimmst du eigentlich nicht Teil?”

“Ich möchte Morrison seinen Ruhm lassen. Ich bin so oder so ein kleines Gesprächsthema im Viertel, da soll Morrison ruhig mal seinen Spaß haben… Ich kann ihm eh nicht das Wasser reichen.”

“Vor vier Jahren sah dass aber ganz anders aus.”

Trumon seufzte. “Seit ich mit ihm trainiere kann ich nur noch von Glück sagen, dass ich seine Schläge blocken kann… Zum Angreifen komm ich überhaupt nicht mehr. Und sein Windschnitt… Tut mir Leid, er würde mich fertig machen.”

Leya lachte. “Klingt ganz so, als ob du Angst vor deinem Bruder hättest. Aber ich kenne dich, das ist es nicht.”

Trumon nickte. “Lass uns mal nachgucken, jetzt müsste er den Gegner vom Spielfeld katapultieren.

Die beiden gingen an den Spielfeldrand – Viele, viele Schaulustige hatten sich versammelt, doch irgendwie schafften sie es, dort hinzukommen… Vor ihnen lag das Spielfeld, und das Spielfeld lag in Trümmern. Zwischen den Trümmern sahen sie zwei Gestalten, eine große und eine im Vergleich zur Großen eine recht kleine Gestalt… die kleine Gestalt war Morrison, der keuchte.

Große Gestalt: “War’s das schon?”

Morrison: *Keuch* “Wer… oder… was… bist… du..?”

Große Gestalt: “Endlich fragt mal einer: Ich bin Gerhard. Ich war vor meinem Tod als General unter König Lucas tätig und friste, nachdem ich von einem Assassinen in den Häcksler gefallen bin, als Phantom mein viel zu langes Leben. Du bist der härteste lebende Gegner seit langem also komm schon, das kannst du wohl noch besser!”

Morrison stand auf… er grinste. “Ich hab meinen Spaß heute gehabt, von daher überlass ich dir den Sieg.”

Das Phantom namens Gerhard schien überrascht… “Wirklich, Kleiner? Hast du keine Lust, ein Phantom zu besiegen?”

Morrison lächelte. “Das Archievement hab ich mir für später aufgehoben und ich kämpfe jetzt schon seit heute Morgen hier… Ich möchte mich einfach nur ausruhen.”

Das Phantom begriff. “Sind die Anwesenden damit einverstanden?”

Ganz weit hinten ließ ein Irrer einen Buhruf aus. Die restlichen klatschten nach und nach in die Hände.

“So sei es. Gut gekämpft, Kleiner. Ich hoffe, wir stehen uns ein weiteres Mal gegenüber.”

Morrison verließ das Kampffeld in Richtung Ruinen… Lyra ging hinter ihm her.

Leya grinste ein wenig. “Von wegen für später aufbewahren. Er hat doch einfach nur keinen Bock mehr.”

Trumon nickte. “Er hat keinen Bock auf die Belohnung: Ein Fass Bier. Wir wissen doch, dass er nichts für Alkohol übrig hat.”

“Stimmt. Wollen wir ihnen hinterher?”

“Warum nicht? Vielleicht finden wir ja den Untergrundjungel, von denen die alten Schriften erzählen.”

Leya kicherte. “Ach bitte, das glaubst du doch jetzt nicht im Ernst?”

Trumon nickte. “Ich glaub nicht dran, dass es so etwas gibt, aber eine Wahrscheinlichkeit von ein Prozent besteht, dass es so etwas geben könnte.”

Leya kicherte erneut. Nichts sollte man ausschließen, das hatte sie ebenfalls gelernt. Sie hatte auch nicht geglaubt, dass es diese Stadt auch in Echt gäbe und wurde vom Gegenteil überzeugt… In den Ruinen hatte sie auch eine sehr seltene Blumenart entdeckt, von der sie ausging, dass diese ausgestorben sei… Dass es einen Untergrundjungel wirklich gab, davon war sie noch nicht überzeugt, aber es könnte sein…

Die Sonne ging hinter den in der Ferne sichtbar werdenden Stadtmauern unter. Nicht mehr lange und der Park würde durch das Licht der adligen Häuser ein anderes Aussehen annehmen…


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